Frauenboxen bei den Olympischen Spielen 2012 in London

Von Betker

Es ist schön zu sehen, dass das IOC, das Internationale Olympische Komitee (oder International Olympic Committee), dem Fortschritt und der Gleichberechtigung so zugetan sind. Die Herren des IOC, und es sind wohl vor allem ältere Herren, haben nur 108 Jahre gebraucht, sich dazu durchzuringen, Frauen auch bei den Olympischen Spielen mit boxen zu lassen. Bereits 1904 war Frauenboxen Demonstrationssportart.
Da die Verantwortlichen Neuerungen aber doch wohl nicht gleich so schnell und radikal durchführen können, schränkte man erst noch mal die Gewichtsklassen ein. Wieso sollte man auch der einen Hälfte der Weltbevölkerung, nämlich den Frauen, genau so viele Gewichtsklassen zubilligen wie der anderen Hälfte, den Männern. Die Männer dürfen immerhin in 10 Gewichtsklassen starten, die Frauen, vielleicht damit die Funktionäre etwas besser und genauer hingucken können, nur in 3. Das könnte man auch als Diskriminierung ansehen.
Stichwort hingucken: Die Funktionäre der International Boxing Assocation (AIBA) wollten die Frauen zwingen, Miniröcke zu tragen. Diese Entscheidung der weisen älteren Herren kann natürlich alle möglichen Gründe haben – zum Beispiel die Sicherheit der Boxerinnen -, die sich Außenstehenden aber verschließen. Irgendwie jedenfalls waren die heren und edlen Ziele der AIBA wohl der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln. Auch das Argument, dass Athletinnen sich durch einen Rock „deutlicher von ihren männlichen Kollegen abheben“, war offenbar doch auch nicht ganz plausibel. – Da fragt man sich schon: Sollten die älteren Herren der AIBA tatsächlich vergessen haben, woran man Frauen und Männer unterscheidet? Jedenfalls ist es nun den Boxerinnen, wie hoffentlich auch den Funktionären der AIBA, freigestellt, ob sie Rock oder Hose tragen.
Für Deutschland startet keine einzige Boxerin.
© Uwe Betker