Frauen von der Bildfläche verschwunden

52 % der Weltbevölkerung sind Frauen. Aber warum gibt es dann so wenig Sport mit Frauen im Fernsehen zu sehen?

Frauenboxen und Fernsehen

Das Frauenboxen in Deutschland begann und endete mit Regina Halmich. Klaus-Peter Kohl nahm die Entdeckung von Jürgen Lutz unter Vertrag und ließ sie immer wieder in seinen Veranstaltungen boxen. Nachdem Halmich im März 2001 Stefan Raab in einem Schaukampf die Nase brechen durfte, wurde sie zur Quotenkönigin. Universum setzte hiernach immer weiter auf Frauenboxen und erklärte eine Boxerin nach der anderen zur Nachfolgerin von Regina Halmich. Dabei setzte er mehr auf Quantität als auf Qualität der Boxerinnen. Es gab sowohl jede Menge von ihm propagierte Nachfolgerinnen, die nicht halten konnten, was er von ihnen versprach, als auch viele schlechte Kämpfe. Gegnerinnen wurden engagiert, die überhaupt nicht boxen konnten. Krasse Fehlurteile zugunsten der „Heimboxerinnen“ taten ein Übriges, um das Frauenboxen schließlich ganz zu diskreditieren.

Nun, nachdem Universum wohl aufgehört hat zu veranstalten, gibt es praktisch kein Frauenboxen mehr im deutschen Fernsehen. Die ARD zeigt hin und wieder noch Ausschnitte von Kämpfen der Dänin Cecilia Braekhus, die für Sauerland Event boxt. Die Boxerin wird von Sauerland jedoch nur geduldet, weil nordeuropäische Fernsehsender viel Geld dafür zahlen, sie boxen zu sehen.

Ob die für SES-Promoter Ulf Steinforth startende Russin Natascha Ragosina überhaupt noch im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird, weiß ich nicht. SAT 1 setzt stattdessen voll und ganz auf eine blonde Akademikerin, die ihren Gegnerinnen gegen den Kopf tritt, soll heißen, er zeigt Ausschnitte aus Kickboxkämpfen von Frau Dr. Christine Theiss.

Obwohl 52 % der Weltbevölkerung Frauen sind, sind Sport treibende Frauen im Fernsehen deutlich unterrepräsentiert. Dies liegt beim Boxen nicht an der Qualität der Boxerinnen, die es in Deutschland gibt, sondern vielmehr an der chauvinistischen Ignoranz von Veranstaltern und Verantwortlichen von TV-Sendern und am schlechten Matchmaking.

© Uwe Betker


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