Weltfrauentag. Eigentlich wollte ich nichts dazu schreiben. Und wenn, dann wäre es eine Satire geworden, ein mich lustig machen über die Alice Schwarzers & Co – wobei ich natürlich weiß, dass noch 1977 frau die Erlaubnis vom Ehemann brauchte, um arbeiten gehen zu dürfen und dass eben jene Alice Schwarzers & Co viel dafür beigetragen haben, dass frau heutzutage Mann sagt, wo´s langgeht emanzipiert sein darf. Aber nicht muss. Ach, egal. Anlässlich des einhundertsten Weltfrauentags habe ich nachlässig nach Zitierenswertem gesurft und bin bei den Digitalen Notizen über das Folgende gestolpert:
(…) nach 40 Jahren Geschlechtertheater müssen wir feststellen: Wir selber haben’s vermasselt. Wir Frauen. Wir reden und schreiben und regen uns auf und verfluchen unsere Ohnmacht gegenüber den gesellschaftlichen Strukturen – aber wie handeln wir denn Tag für Tag?
Wir lassen dieses System nicht nur zu. Wir machen mit. Wir selbst halten es am Leben. Warum sonst wohl sind unsere bisherigen Veränderungsstrategien meist wirkungslos? Weil wir keine Gegnerinnen des Systems sind, sondern Komplizinnen!
Das und noch viel mehr in diesem Stil steht in dem zurecht umstrittenen Buch „Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität“. Ich hab´s den oben ausschnittweise zitierten Beitrag in den Blättern für deutsche und internationale Politik nur überflogen; es intensiv zu lesen und zu reflektieren würde meine zarte Seele nicht aushalten. Aber bereits das Scannen hatte Auswirkungen: Ich fühle mich mies. Schuldig. Ich habe versagt. Einfach so, weil ich ich bin. Damit muss ich nun leben oder bei Alice Schwarzer beichten. – Na, dann lieber leben.