Frauen schön und dumm? Studie zeigt auf, dass Männer- und Frauengehirne gleich sind

Frauen sind emotional, schwach, schön und interessieren sich für soziale Berufe und Mode-Blogs. Männer sind kühl, stark, gut im mathematischen Denken und schauen gerne Fußball. Richtig? Falsch. Was schon lange vermutet wurde, ist nun durch eine weitere essenzielle Studie bewiesen worden: Männliche und weibliche Gehirne sind gleich und demnach die klischeehaften und oft sexistischen Geschlechterrollen nur kulturell von der Gesellschaft bedingt.

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Freuds Phallus fällt 

“Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.” – Simone de Beauvoir

Für eine Abschlussarbeit habe ich mich intensiv mit dem Thema “Gender in den Medien” beschäftigt und kam zu einem ernüchternden Ergebnis: Sei es Werbeforschung oder Filmwissenschaft – unsere Gesellschaft wird von sexistischen Rollenklischees überschattet. Dabei werden Frauen eher negative Eigenschaften zugeschrieben, während Männer glimpflicher davonkommen. So werden Frauen in Filmen eher passiv dargestellt. Sie sind das schöne Objekt, das die (sexuellen) Sehnsüchte von den männlichen Zuschauern ansprechen soll. Der Mann hingegen ist das aktive Subjekt, der Held, der im Mittelpunkt steht und die Handlung voranbringt.

In dem 1975 von Laura Mulvey verfasstem Essay “Visuelle Lust und narratives Kino”, das die Medienwissenschaft bis heute prägt, versucht sie mithilfe der Psychoanalyse Antworten für dieses Phänomen zu finden. Dabei bezieht sie sich auf Sigmund Freuds Theorie des Phallus, die besagt, dass Frauen neidisch auf den Penis des Mannes sind und deswegen angeblich von Natur aus biologisch minderwertiger sind. Die Frauen sollen für den Mann deswegen wiederum eine Kastrationsangst verkörpern. Deswegen fühle sich der Mann dazu gezwungen, Frauen zu kontrollieren und sie zu unterdrücken, indem er sie zu harmlosen Objekten macht, da er mit dieser Angst nicht umgehen kann.

Gender nur Kultur 

Kritik an Mulvey kann deswegen geübt werden, da sie zwar erkennt, dass Frauen in Filmen nur sexuelle Objekte sind, aber nur von einem psychoanalytischen Hintergrund ausgeht und die Kultur außen vor lässt. Dies holt die Philosophin Judith Butler nach, indem sie in ihrem provokanten Buch “Gender Trouble” (auf Deutsch “Das Unbehagen der Geschlechter”) beweist, wie einem Menschen von seiner Kindheit an eingetrichtet wird, wie er sich zu verhalten oder auszusehen hat – sie nennt dies “performative Akte”. Durch die ständige Wiederholung dieser Akte wird schließlich die Geschlechtsidentität gebildet. Ein Beispiel: Die Werbung trichtet Frauen von der Kindheit an ein, dass sie Make-up tragen, sich rasieren und generell einfach “schön” sein müssen. Von Generationen zu Generationen werden diese Akte wiederholt, bis sie zu Regeln unserer Gesellschaft werden, denen man sich anzupassen hat. Noch verheerender: Viele Personen sehen diese Eigenschaften irgendwann als “natürlich” an, also als von der Biologie aus vorgegeben.

Aber wie eine aktuelle Studie von Forschern der Universität von Tel Aviv nun festgestellt hat, lässt sich “Gender” auch nach der Biologie mehr auf die kulturellen Begebenheiten zurückführen. Nach Untersuchungen der Forscher gibt es keine Frauen- oder Männergehirne, sondern lediglich Menschengehirne. Zwar würden Jungen zunächst mit einem “männlichen” Gehirn geboren, aber dieses gleiche sich im Laufe der Pubertät an das weibliche Gehirn an. Die Psychoanalyse mit ihren Theorien des männlichen Phallus hat also endgültig an Wert verloren.

Warum wollen manche Frauen weiterhin nur dumme, sexuelle Objekte sein? 

„Die Schönheitsideologie [ist] wie jedes ökonomische System politisch bestimmt, und in den modernen westlichen Gesellschaften [ist] sie der letzte ideologische Komplex, der noch dafür sorg[t], dass die männliche Vorherrschaft unangetastet bleib[t].“ – Naomi Wolf zitiert in Robin Britta Georg

Und was bedeutet das nun? Ganz einfach: Frauen müssen nicht nur schön sein und sich weiterhin dadurch von den Männern unterdrücken lassen. Und Männer müssen keine Machos sein und dem angeblichen Idealbild von einem starken und perfekten Wesen entsprechen, an das sowieso kein Mensch herankommt. Doch wie lassen sich die verankerten Rollenbilder in der Gesellschaft ändern? Judith Butler schlägt vor, die performativen Akte durch Störungen und neue Akte zu unterbrechen. Das heißt, dass ihr auch mal die Eigenschaften des “anderen” Geschlechts annehmen könnt oder kurz: Seid so, wie ihr seid! Tragt Kleider und Make-up als Männer, wenn ihr wollt. Seid emotional oder kindisch, wenn ihr euch danach fühlt, denn wir sind alle nur Menschen.

Und Frauen: Beschäftigt euch nicht nur mit oberflächlichen Dingen! Seid keine passiven, netten Wesen, sondern auch mal laut und hässlich. Frauen können auch eine Karriere in Physik oder der IT anstreben, während Männer nicht blöd angeschaut werden sollten, wenn sie Grundschullehrer oder Pfleger werden wollen. Wir sind alle Individuen und unsere Identität ist nicht durch unser Geschlecht, die Biologie oder unser Äußeres bestimmt. Schafft neue performative Akte, auch wenn sie vielleicht zunächst provozierend sind, aber über kurz oder lang können sie sich nur positiv auswirken.

Stört den Kreislauf der Geschlechterklischees, denn wenn es keine Binarität der Geschlechter mehr gibt, gibt es auch keine Hierarchie mehr (der Mann übergeordnet, die Frau untergeordnet) und der Gleichberechtigung stände nichts mehr im Wege.

Pink für Mädchen, blau für Jungen? 

Ich hoffe, dass sich einige Menschen die Ergebnisse dieser Studie zu Herzen nehmen werden und das auch beispielsweise bei der Erziehung ihrer Kinder oder beim Umgang mit dem anderen Geschlecht bedenken. Denn Kinder verstehen noch nicht, was Gender ist, wie Studien ergeben haben. Erst wenn sie von der Gesellschaft zu ihrem Geschlecht beeinflusst werden, gehen sie von der Differenz der Geschlechter aus. Also kauft eurem weiblichen Nachwuchs keine Barbie (aus vielen Gründen nicht) und euren Jungs keine Spielzeugautos. Außer sie wollen sie aus eigenen Stücken, versteht sich.

Aber es muss sich auch etwas in unserem Umgang untereinander ändern. Wenn ihr eine Frau seid und ein Mann zu euch sagt “Werd jetzt nicht hysterisch”, “du hast keine Ahnung, du bist eine Frau” oder ähnlich sexistische Kommentare von sich gibt, haltet dagegen! So ein Verhalten muss man nicht mit einem simplen Lachen abtun und honorieren. Und wenn ihr ein Mann seid und jemand euch “Weichei” nennt oder zu euch sagt “echte Männer weinen nicht”, müsst ihr das ebenfalls nicht akzeptieren.

Aber man muss auch erstmal bei sich selber anfangen: Jeder hat die Chance diese Klischees nicht zu erfüllen oder sich daran zu bedienen. Gesellschaft sind wir alle, also können wir alle diese Ungerechtigkeiten auch verändern. Es ist kein Gesetz, dass Jungs Abenteurer und Mädchen passiv schön sind.
Um es am Ende mit einem Zitat von Valie Export abzurunden:

“Die menschliche Geschichte ist würdelos, da sie nur eine männliche ist, eine Historie männlichen Wirkens. Solange die Frau aus der Geschichte des Mannes nicht entkommen und befreit ist, hat die Menschheitsgeschichte ihren Anspruch auf Humanität nicht eingelöst. Die Millionen Tränen, die über die Leinwand des Schmerzes, der Angst, der Verzweiflung geronnen sind, sind die Niagarafälle der weiblichen Versklavung.”

Quellen:
http://www.shortnews.de/id/1180250/studie-auffassung-von-weiblichen-oder-maennlichen-gehirnen-ist-falsch
Butler, Judith. Das Unbehagen der Geschlechter.
De Beauvoir, Simone: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau.
Georg, Robin Britta. Goodwifes, Karrierefrauen und andere Heldinnen. Frauenbilder in der Filmgeschichte Hollywoods.
Mulvey, Laura. Visual and other pleasures.



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