Man könnte ja glauben, dass sich die Menschheit so langsam daran gewöhnt hat, dass Frauen hin und wieder schwanger werden. Zuweilen möchte man hoffen, dass auch die Schweizer Bevölkerung sich damit abgefunden hat, dass eine Frau, die Mutterfreuden entgegensieht, nicht alles stehen und liegen lässt und fortan nur noch auf dem Sofa sitzt, um zu brüten. Man wagt zu denken, dass es niemanden gross stört, wenn eine Schwangere gar hin und wieder das Haus verlässt und zwar nicht nur, um zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen oder um sich die Babyausstattung zu besorgen.
Ein Blick in die Sonntagspresse macht jedoch schnell einmal klar, dass noch fas alles beim Alten ist: Ist Frau Nationalrätin guter Hoffnung, dann liest man nicht mehr, dass „die Nationalrätin am Mediengipfel“ zu Gast war, dann steht da, dass „die schwangere Nationalrätin“ anwesend war. Weil jetzt, wo Frau Nationalrätin mit Fötus unterwegs ist, natürlich alles ganz anders ist. Nun gut, für sie persönlich ist natürlich schon einiges anders geworden. Aber für den Rest des Landes? Nicht wirklich, oder? Es sei denn, man habe Mühe damit, zu verdauen, dass Frau Nationalrätin nach der Geburt des Kindes zwar den Job, nicht aber die Politik an den Nagel hängen will. Und wo kommen wir denn hin, wenn immer mehr Frauen im Parlament sitzen, die auch an die Zukunft ihres eigenen Kindes denken, wenn sie sich die Zähne daran ausbeissen, wie die Schweiz dereinst aussehen soll?