Es wurde in der Runde vor allem sofort ruhiger. Die lautesten Witzbolde entdeckten plötzlich gute Manieren wieder und fingen an sich etwas leiser zu unterhalten. Jeder der Herren war sofort bereit für die Dame den Kellner zu rufen, ihr die Kanne mit dem Saft rüber zureichen, ihr gar das Essen vorzukauen oder den Tisch umzuschmeißen, wäre er zu dem Eindruck gekommen, es könnte bei ihr für Wooow-Effekt sorgen. Niemand schmatzte mehr bei Essen, aß und verschlang nicht mehr als würden die Speisen noch leben und gleich abhauen und alle, wie auf ein Kommando entdeckten warum diese komischen Papierfetzen überall auf dem Tisch verteilt wurden…wie heißen sie nochmal? Genau, Servietten.
Nachdem Essen bemühten sich die Herren, die Dame zu unterhalten, in dem sie anfingen mehr oder weniger komische Witze in die Runde zu schmeißen. Selbst diejenigen, die vor kurzem lange Fressen gezogen haben, wollten nicht als Spaßbremsen in der Erinnerung bleiben und wurden zu Komikern. Lustig dabei zu beobachten waren die dezenten Blicke, die manch ein Herr der Dame zuwarf um ihre Reaktion auf seinen, gerade gerissen Scherz zu testen. Weiterhin wurden gute Manieren zelebriert, Servietten eifrig benutzt (um sich wahrscheinlich Sabberspuren von den Mundwinkeln zu wischen, denn mit dem Essen waren sie schon lange fertig) um beim Husten die Hand vor dem Mund gehalten. Savoir-vivre auf höchstem Niveau…unglaublich wenn man bedenkt, dass vor dem Erscheinen der hübschen Dame manch einer sich die feuchte Nase mit dem Ärmel gewischt hat. Weiteres Phänomen, das einem aufmerksamen Beobachter wie mr nicht entging, war die Tatsache, dass sich die Herren gegenseitig zu diskreditieren versuchten um wahrscheinlich eigene Brillanz hervorzuheben. Dezent, aber dennoch demonstrativ schmissen sich die Kerle peinliche Geschichten auf dem Kopf um den Nebenbuhlen für kurzen Augenblick kampfunfähig zu machen. Ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass permanent in Richtung Dame geschaut wurde als wären ihre Augen die Ergebnisstafel bei einem Hockeyspiel.
Ach so, noch etwas. Ich hätte wetten können, dass einige von den feinen Herren einen sichtbaren Bauch vor sich trugen als sie sich am Tisch setzten. Wie durch einen Wunder verschwanden die Bäuche als sie später durch den Speisesaal in Richtung Toilette gingen. Sachen gibt´s. Bauch rein, Brust raus und hoffen, dass sie gerade schaut ansonsten wäre die Aktion mit fast geplatzten Innereien wohl umsonst gewesen.
Doch irgendwann mal ist jede Vorstellung zu Ende. Es wurde spät, der Tisch leerte sich. Als der letzte Affe vom dem Baum auf den nackten Arsch fiel und verschwand schieß mir ein Gedanke durch den Kopf. Was erwartet einige von diesen Helden wenn sie nach Hause kommen? Doch nicht eine Ehefrau, die ihn schon in der Tür anbrüllt, dass der Mülleimer immer noch nicht draußen ist und bestialisch stinkt und der Hund sofort Gassi braucht…zwei Mal hätte er schon in die Filzpantoffel des Harrens gepinkelt, das arme Tier. Dem häuslichen Matador bleibt immerhin eine süße Erinnerung an die schöne Frau, die ihn im Restaurant mehrmals anlächelte als wollte sie ihm etwas ins Ohr flüstern.
In dem Sinne…ich ziehe mich jetzt aus und suche mir den nächsten, am Baum aufgehängten Reifen um darauf zu schaukeln. Vielleicht macht es doch Spaß?