Selbstportrait in finsterster Nacht, mit zittriger Hand gemalt
Liebe Zuschauers an den Apparaten im Heim. Daheim.
So, für alle, die sich fragen: “Wo steckt denn die olle Frau Groka, wieso meldet die sich nicht bei mir?” hier nun mein schmähliches Bekenntnis: Frau Groka hat mal wieder Deadline. Also, nicht irgend eine Deadline, sondern eine, die weh tut. Weil nämlich, also…nee, ich muss anders anfangen. Das war so. Ich hatte ja mal wieder gelitten für die Kunst und dabei hab ich ganz vergessen, dass man ja auch von irgendwas leben muss. Dann warf ich einen Blick auf meine pekuniäre Situation und stellte fest, dass Rot doch eine Farbe ist, die irgendwie aggressiv ist. Also, so rein psychologisch betrachtet. Grün ist einfach beruhigender. Weil, Rot ist irgendwie dazu angetan, dass ich nachts immer schreiend hochschrecke und mich dann im Mückennetz verhedder, und dann liege ich gefesselt rum wie Frodo nach der Begegnung mit Kankra, bis mich jemand findet, und das ist – sein wir doch mal ehrlich – irgendwie scheiße.
Der letzte Ausweg war daher, ein Manuskript umzuschreiben, deswegen hab ich sofort “HIER!” geschrieen, als eins vorbei rollte. Und was soll ich euch sagen? Es handelte von der Wissenschaft des Reich-Werdens. Und von Gott. Nun, wer mich kennt, der erkennt auch sofort die nicht nur doppelte, sondern potenzierte Absurdität dieses Unterfangens – denn ich hab weder vom einen, noch vom anderen den geringsten Plan. Nachdem ich die 50.000 Wörter aber so umgeschrieben habe, dass keine Suchmaschine mehr den ursprünglichen Text erkennt ( das gruseligste Pamphlet eines amerikanischen Fernsehpredigers, das mir jemals untergekommen ist ), bin ich jetzt voll erleuchtet. Das Manuskript ( und damit die Wissenschaft des Reich-Werdens ) basiert nämlich auf einem ganz einfachen Prinzip: Gehirnwäsche. Sei standhaft in deinem Glauben und deiner Absicht, reich zu werden, denn du wirst reich werden, wenn du standhaft in deinem Glauben und deiner Absicht bist, reich zu werden. Dazu ist es unabdingbar, dass du wieder und wieder die gleichen Sätze liest, denn nur, wenn du standhaft in deinem Glauben und deiner Absicht bist, reich zu werden, kannst du so standhaft in deinem Glauben und deiner Absicht sein, dass du reich wirst.
Vielleicht ist der ursprüngliche Autor des charmanten Pamphlets auch Charles Manson. Denn wie sprach der Supreme zu Krawinkel: “Geh nach Frankreich, kauf Käse!” ( Herr Weizenpils, sehr geneigten Follower, ich grüße Sie! ) Möglich wärs. Fest steht jedenfalls, dass die Gehirnwäsche bei mir so gut funktioniert hat, dass ich auch ohne Frodo kein Auge mehr zubekommen und sogar die Nächte durchgetippt habe. ( Interessant ist allerdings, wie viele Menschen nachts durchs Haus schleichen, um zu fragen: “Wieso schläfst du nicht?”)
So. Ich glaube nicht, dass dieser Artikel jetzt einen Sinn ergibt, aber ich kann nicht mehr klar denken. Gehirnwäsche funktioniert. Und tu standhaft in deinem Glauben und deiner Absicht das Gehirn nach der Wäsche nicht in den Trockner, denn der frisst Strom und sieht dabei noch nicht mal gut aus.
Jetzt wisst ihr, wo ich stecke. Und jetzt muss ich 50.000 Wörter korrektur lesen. Schreibt man Korrektur jetzt nicht groß? Korrekturlesen? Mein Gott, bin ich müde… Also. Seid standhaft in eurem Glauben und eurer Absicht, dann werdet ihr reich werden.
Ich möchte jetzt bitte, dass mir jemand einen Glitzer-Umhang über die Schultern wirft und mich von der Bühne führt…