Frau David ist “Kontingentflüchtling”. Sie wurde als “Juden aus der UdSSR” nach § 23 Abs. 2 AufenthG in Deutschland aufgenommen. Doch da ihre Sozialisation in der UdSSR erfolgte, ist das soziale Umfeld entsprechend. Im Freundeskreis treffen sich Spätaussiedler, Angeheiratete und ehemalige Sowjetbürger, die seinerzeit in ihrem UdSSR-Pass unter Nationalität “Jude” zu stehen hatten.
Auch die nächste Generation gruppiert sich entsprechend.
Der minderjährige Sohn von Frau David hat eines Tages Geburtstag. Seinesgleichen trifft sich im Kinderzimmer. Einer der Freunde prahlt, wie er es aus der Heimat kennt. Der Angeber weiß nämlich, wie man Filme gratis aus dem Internet “pumpen” könne und gibt der jungen Gesellschaft eine Anleitung.
4 Minuten und 25 Sekunden lang – dann erscheint Frau David zufällig im Kinderzimmer und beendet den Vorgang. Weil es ohnehin viel zu spät ist, weil alle ins Bett müssen, weil am nächsten Tag, die Schule beginnt.
Was folgt ist automatisiert: Die Telefongesellschaft O2 – per richterlichem Beschluss zur Denunziation gezwungen – liefert die Daten andernorts ab.
O2 can do!
IM Telefonica liefert die Informationen an eine Gelddruckmaschine, die von da an mit computergenerierten Briefen um sich schleudert. Das vierminütige (4 Minuten und 25 Sekunden) “Pumpen” der Kids hätten demnach einen Schaden in Höhe von 450,00 Euro verursacht. Darüber hinaus solle der Schweiß der Anwälte mit 506,00 Euro vergütet werden. Gleichwohl soll Frau David gegenüber der Firma Goliath eine Unterlassungserklärung unterschreiben, “weil sie als Inhaberin eines Internet-Anschlusses grundsätzlich persönlich hafte”.
Ironie ihres Schicksals: Frau David bat ausgerechnet Michael Kohlhaas um Rat.
Dessen spontanes Statement …
… war gemeint im Sinne der Kant’schen Übersetzung (Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme in der Welt mögen auch insgesamt daran zugrunde gehen)
Derweil ist sich Theo Retisch sicher:
Recht wird oft zu Unrecht, wenn es Computer generieren.
Nun dürfen wir gespannt sein, wie es ausgeht.