Frau D. war auf Reisen

Von Frauke Döring

Ich hab's euch ja schon ganz kurz mal erzählt: ich war auf Sylt!
Ziemlich spontan, auf jeden Fall aber ungeplant. Das lange Wochenende im Oktober hat sich ja geradezu aufgedrängt.

Natürlich waren wir im Gosch. Ist ja klar, oder? Wir hatten uns das aber auch schwer verdient. Voller Elan ging's am Donnerstag mittags los, das Ziel ganz fest im Visier. Aber schon aus unserer ländlichen Gegend herauszukommen war ein Abenteuer. Ein Stau, wo eigentlich keiner sein durfte und dann auch noch wegen: NICHTS!

Völlig groggy und hungrig waren wir dann abends um neun auf der Insel. Schon auf der Fähre hatten wir Bekannte getroffen und nichtsahnend beim Essen kam dann wieder einer vorbei. Jaja, wer was auf sich hält, der syltet halt, wenn's das Wochenende hergibt!

Und weil Frau D. auswärts nicht so gut schlafen kann, war ich früh wach. Die Sonne aber nicht. Also war's am ersten Tag auf der Insel nix mit dem obgligatorischen Sonnenaufgang. Ganz im Gegenteil, die ganze Insel war in Nebel gehüllt. Aber von so einer Kleinigkeit lasse ich mich natürlich nicht abschrecken. Wär' ja noch schöner!

Gleich nach dem Frühstück bin ich losgestiefelt. Die Cam und beide Objektive dabei und ab ging's. So'n bisschen trostlos sieht ja schon alles aus, wenn der Dunst so darüberwabert. Aber eine tolle Stimmung für Fotos. Und irgendwie stiller. Weil der Dunst nicht nur das Licht, sondern auch die Geräusche schluckt.


Die Reethäuser sehen so herrlich heimelig aus, so richtig zum verlieben. Und in List stehen sehr, sehr viele davon. Der krasse Gegensatz dazu ist Westerland. Bausünde neben Bausünde. Gruselig.

Jeder Ort auf Sylt ist wie eine eigene kleine Stadt, mit unzähligen Boutiquen, Restaurants und einem Supermarkt. In Westerland von allem ein bisschen mehr, Geschäft an Geschäft.



Gegen Nachmittag hatte die Sonne es dann endlich geschafft und wir sind am Strand und auf der Strandpromenade entlang zum Hafen gelaufen. Unglaublich, wieviel Leute da unterwegs waren. Zum Shoppen. Zum Sehengewerden. Zum Flanieren und zum knipsen. Okay, sooooo viele waren gar nicht zum knipsen unterwegs.



Die ganze Woche war Surfweltcup und ein Wahnsinnsbetrieb auf der Insel. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie voll es wohl in Westerland ist, wenn in den Ferien die Touris in Horden auf der Insel einfallen.

Samstags hatten wir das allerbeste Kurzurlaubswetter: knallblauer Himmel, mäßiger Wind und den ganzen Tag Sonne pur. Für die Surfer eher blöd, bei Flaute ist's nicht soooo gut mit surfen. Am Freitag sind die Surfer sogar nachts noch auf dem Wasser gewesen, weil's da endlich Wind gab. Sind ja schon lecker Jungs! So knackig ...


Hach, und dann war's endlich so weit: DAS Musthave im Urlaub, direkt vor meiner Linse:


Watt schööööön! Hach. Hier in der Stadt sind immer irgendwelche Hausdächer im Weg, nie gibt's 'nen freien Blick auf den Himmel.


Die Heimfahrt war eine Odyssee von zehn! Stunden. In Westerland ging schon nichts mehr. Stau schon auf dem Weg zur Autofähre und ein Gehupe - sagenhaft! Als ob das auch nur das Geringste ändern würde.

Vor kurzem habe ich eine Reportage über Sylt gesehen, die hatte ich die ganze Zeit im Hinterkopf. Früher war Sylt eine Insel mit viel freien Flächen und die Menschen wurden auf Sylt geboren, gingen dort zur Schule, machten ihre Ausbildung und lebten dort, bis sie in Rente gingen. Mit den Jahren wurde Sylt noch beliebter, als es ohnehin schon war und der Raum dort teurer. Noch teurer und exklusiver. Jedes Jahr ein bisschen mehr.

Kaum jemand von denen, die dort schon über Generationen lebten, konnte es sich noch leisten, dort zu leben. Kindergärten schlossen. Schulen schlossen. Tante Emmaläden schlossen. Heute gibt es nicht einmal ausreichend Feuerwehrleute auf Sylt, weil die, die dort arbeiten würden, es sich ganz einfach nicht leisten können.

Ein Großteil derer, die uns Touristen dort so nett empfangen, in Geschäften beraten, in Restaurants bedienen und allerhand andere Arbeiten erledigen, fahren Tag für Tag frühmorgens mit Zug auf die Insel. Meistens im Stehen, weil die Züge überfüllt sind. Oft kommen sie gar nicht mit und deshalb zu spät zur nicht besonders gut bezahlten Arbeit. Und abends spät wieder zurück. Auch im Stehen, nach einem langen Tag. Das hat sich nicht gut angefühlt, auf der sonnigeren Seite zu sein, mit diesem Wissen im Hinterkopf.

Was für eine Wut müssen manche dieser Menschen in sich haben! Ich habe mich dabei ertappt, noch ein bisschen freundlicher zu den Entgegenkommenden gewesen zu sein, die mir frühmorgens begenet sind, die ganz offensichtlich keine Touristen waren. Vielleicht habe ich mit meinem Lächeln wenigstens einen schönen Start in den Arbeitstag bereitet.



Urgs, jetzt hab' mal flugs die schöne Urlaubsstimmung ratzfatz auf Null gesetzt. Sorry!
Aber dafür gab's doch wirklich schöne Bilder, oder? Und so viele davon!

Aber sucht ihr mal aus 600 Bildern die aus, die wegkönnen und baut dann einen Post aus dem Rest ...


Aber wisst ihr was? Jetzt soll's gut sein. Ihr habt jetzt so lange durchgehalten, ganz schön wacker! Macht's euch noch ein bisschen gemütlich auf dem Sofa oder schon im Bett und lasst's euch gutgehen.

Alles Liebe für euch & süße Träume ... Frauke

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