Französisches AKW unterstützt Sylvesterfeuerwerk mit Knallen und Zischen

Von Nu
In der Sylvesternacht spitzten einige Tausend Einwohner von Pierrelatte die Ohren. Ein merkwürdiges Pfeifen und Knallen weckte sie auf. Viele verbanden das mit dem örtlichen Sylvesterfeuerwerk. Dem war aber nicht so, das Zischen und Knallen kam aus dem Atomkraftwerk Tricastin, wo es innerhalb von 24 Stunden zu vier Gasausbrüchen durch Überdruck kam. In der verharmlosenden Sprache des Betreibers EDF handelte es sich um ein Dichtungsproblem bei den Ventilen im 2. Kreislauf außerhalb des nuklearen Teils der Anlage.
Die Pressemitteilungen von EDF bei Pannen in den atomaren Anlagen genießen auch in Frankreich nicht viel Vertrauen. Zumal dann am 5. Januar morgens beim Reaktor 4 der Anlage eine Schnellabschaltung vorgenommen werden musste. Der altgediente Kämpfer gegen die Atomindustrie Olivier Cabanel schreibt dazu in seinem Blog: “Um es einfach zu sagen, nicht nur das alte AKW Tricastin macht Sorgen: “In den vergangenen Jahren gab es Brände und die Explosion bei einer unterirdischen Gasleitung im Jahr 2011, unkontrollierter Austritt von radioaktivem Tritium, am 28. Februar 2018 eine Explosion und so weiter, das war jetzt der tausendste “Zwischenfall”, den es auf dem Gelände des AKW Tricastin seit seiner Errichtung gab. Aber die Sorgen begrenzen sich nicht nur auf Tricastin. In Bugey wurde der Reaktor Nr. 2 am 3. Dezember abgeschaltet und am 7. wieder hochgefahren, am 15. gab es wieder eine Schnellabschaltung und am 17. wurde er wieder hochgefahren und am 2. Januar gab es wieder eine Schnellabschaltung. Alles wenig beruhigende Dinge, die wir hier aus dem ältesten AKW Frankreichs hören. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich war 1971 schon bei ersten Demo gegen die Atomkraft in Bugey dabei. Die “Zwischenfälle” in den alten Atomkraftwerken mehren sich und das ist klar auf die Überalterung der Anlagen zurückzuführen.”
Auch bezüglich der Schließung von Fessenheim ist Cabanel pessimistisch: “Hollande hat die Schließung von Fessenheim für Ende 2016 versprochen. Das wird ganz offensichtlich nicht geschehen aus einem ganz einfachen Grund. Das Verwaltungsverfahren für eine endgültige Schließung dauert 5 Jahre und wenn dieses erst jetzt in Gang gesetzt wird, was bisher nicht der Fall war, kann Fessenheim nicht vor 2019 geschlossen werden.” Und so sieht es generell auch mit der Schließung anderer Schrottmeiler aus: Das soll erst angegangen werden, wenn der neue Europäische Druckwasserreaktor EPR von Flamanville arbeitet. Dessen Fertigstellungstermin, geplant für 2012, wird ständig verschoben. Derzeit soll das 2018 geschehen.
Und so geht das atomare russische Roulett auch in diesem Jahr weiter.
Informationsquelle
Ça chauffe au Tricastin