Französisch-Guayana-Von der Strafkolonie zum Raumfahrtzentrum

Von Flightandtrip

Französisch-Guayana im Nordosten von Südamerika ist ein eher ungewöhnliches Reiseziel. Das Gebiet mit einer Fläche von rund 83 500 Quadratkilometern hat den Status einer französischen Region und wird von nur 230 000 Menschen bewohnt. Die Allermeisten davon leben in einem schmalen Küstenstreifen entlang des Atlantiks in den Städten und Dörfern, während das Hinterland fast menschenleer ist.

Durch das tropische Klima liegen die Temperaturen in Französisch-Guayana ganzjährig zwischen 25 und 30 Grad. Aufgrund einer hohen Luftfeuchtigkeit ist es meist schwül-heiß mit täglichen Regenfällen. Lediglich von August bis November, wenn Trockenzeit ist, wird es etwas erträglicher und es gibt nur vereinzelte Schauer. Mich packte im vergangenen Oktober die Abenteuerlust und ich reiste in die tropische Region, natürlich mit den dafür notwendigen Schutzimpfungen. Bei Flug-Urlaub-Reisen.com, von denen ich erst kurz zuvor erfahren hatte, ergatterte ich ein günstiges Angebot für einen Flug nach Cayenne, der Hauptstadt von Französisch-Guayana.

Zwischen Teufelsinsel und Abschussrampe

Zunächst blieb ich in Cayenne, auch um mich zu akklimatisieren. Das war auch notwendig, denn als ich aus dem klimatisierten Flughafengebäude ins Freie trat, hatte ich das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Es war unglaublich schwül und es dauerte einen Moment, bis ich mich an diese drückende Hitze gewöhnt hatte. Bei einem ersten Bummel fühlte ich mich fast wie in Frankreich, denn zahlreiche Bauwerke der Hauptstadt stammen aus der Kolonialzeit. Besonders viel Höhepunkte besitzt die Stadt nicht, sehenswert sind einzig das Fort Cépérou und die Kathedrale Saint-Saveur. Dafür muss man unbedingt über den Fisch- und Gemüsemarkt schlendern. Ich ließ mich von dem bunten und manchmal auch hektischen Treiben einfach mitreißen. An zusammengezimmerten Buden oder einfach unter freiem Himmel wurden einfache, aber leckere Gerichte zubereitet.

Sehr gespannt war ich auf die Îles de Salut, dem Archipel der Verdammten. Berühmtheit erlangte die Inselgruppe, zu der auch die Teufelsinsel gehört, durch den Kinoklassiker „Papillon“. Bis 1951 war das aus vier Inseln bestehende Archipel ein Gefängnis für bis zu 2000 Gefangene. Heute ist es eine beliebte Touristenattraktion und das wollte ich mir natürlich auch ansehen. Zunächst gingen wir auf der Insel Île Royale an Land. Dort befand sich die Verwaltung, das Krankenhaus und die Zellen für die Todeskandidaten. Ich hatte bei der Besichtigung den Film vor Augen, der ja zum Teil hier gedreht wurde, und es lief mir schon ein Schauer über den Rücken. Eine irgendwie morbide Szenerie. Das krasse Gegenteil erwartete mich dann in Kourou. Hier befindet sich das Europäische Raumfahrtzentrum und ich schloss mich einer Führung durch das Zentrum an, der abschließend im Raumfahrtmuseum endete.

Ursprünglicher Regenwald

Über 90% von Französisch-Guayana sind von tropischem Regenwald bedeckt. In die „Grüne Hölle“ führen praktisch keine Straßen und Flüsse sind oft die einzigen Verkehrswege. Und natürlich Flugzeuge, die zum Teil doch schon in die Jahre gekommen sind und nicht immer den vertrauenswürdigsten Eindruck machten. Ohne Begleitung sind Exkursionen in den Dschungel nicht möglich und so war Jacques mein Führer. Auf dem Fluss Approuague unternahmen wir eine längere Tour in die unberührte Wildnis des Landes. Allein 1000 Baumarten gibt es hier und auch die Tierwelt ist vielfältig. Tapire, Ameisenbären, zahllose bunte Vögel und die brüllenden Affen sind zu sehen oder zu hören. Während unserer Bootstour kamen wir auch an verlassenen Siedlungen vor, in denen einst Glücksritter nach Gold suchten. Eine unserer Touren führte uns in das von kaum hundert Menschen bewohnte Dorf Saül, das mitten im Dschungel liegt und nur mit dem Flugzeug erreichbar ist. Rund um das Dorf sind Pfade angelegt und auf Wanderungen bekommt man einen fantastischen Eindruck von der einzigartigen Flora und Fauna.

Es war eine lohnenswerte Reise mit interessanten Eindrücken. Für Erholungssuchende ist es aber kein passendes Reiseziel. Dafür kommen Individualisten umso mehr auf ihre Kosten. Kaum war ich Anfang November wieder Zuhause, erlebte ich noch eine positive Überraschung. Bei der Buchung meiner Reise hatte ich mir mal spaßeshalber den 50-Euro-Reisegutschein gesichert und tatsächlich hatte ich ein paar Tage nach meiner Rückkehr eine Gutschrift von 50 Euro auf meinem Konto. Die werde ich doch gleich für meinen nächsten Trip zurücklegen.

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