In Spanien und anderen europäischen Staaten, in denen französische Automobilkonzerne Standorte, egal ob Produktion oder eigene Zulieferer, haben, da wird man dies nicht gerne hören. Dies dürfte z.T. wohl auch für Deutschland gelten bezüglich OPEL?
Wie wohl in allen Staaten mit Autoindustrie bettelt diese auch in Frankreich in diesen Tagen um Milliardenhilfen „wegen Corona“. Die Gesamtlage des globalen Automobilmarktes, des Wettbewerbs, die Konjunkturlage in den diversen Kontinenten und deren Staaten, all dies trug natürlich zur aktuellen Krisenlage bei, der Corona in den letzten drei, vier Monaten im negativen Sinne die Krone (=la corona) aufsetzte.
Überall gibt es deshalb momentan flehende (oder gar drohende?) Bitten globaler Multis um Millardenhilfen an Staaten, d.h. am Ende an deren Steuerzahler. Sie verlangen nicht rückzahlbare Milliarden, Lohnzuschüsse, Kaufprämien und Steuererleichterungen, am Besten gleich alles zusammen, aber der betreffende Staat möge sich natürlich aus den Geschäften heraushalten, von denen er sowieso nichts verstünde…
Die französische Regierung, vertreten durch den Finanzminister Bruno Le Maire, hat nun am vergangenen Montag in einem Radio-Interview angekündigt, daß er Anfang September Gespräche über finanzielle Hilfen mit der französischen Autoindustrie führen werde, bei dem er sie u.A. zu ihrem Beitrag zur Rückholung von Produktionskapazitäten und damit Arbeitsplätzen nach Frankreich befragen werde!
An einen 5 Milliarden-Kredit für RENAULT (an dem der französische Staat einen 15%-Anteil hält!) würde bereits gearbeitet.
Das bedeutet eine klare Kampfansage an die reinen Absahner, die nur rituell Finanzhilfen fordern. Frankreich will dafür eine Gegenleistung und die ginge stets zu Lasten anderer EU-Staaten oder auch von Nicht-EU-Staaten z. B. in Nordafrika.
Das Automobil-lastige Deutschland wird genau hinhören, nicht nur wegen des Wettbewerbers Frankreich sondern auch wegen der Produktionen von OPEL.
Aber auch Spanien wäre betroffen. RENAULT hat zwei Standorte in Spanien in Palencia und Valladolid und einen weiteren in Sevilla. Die andere große französische Automobilgruppe PSA ist größter Auto-Produzent Spaniens aus deren Werken in Vigo, Madrid und Zaragoza im Jahr 2019 fast eine Million Autos rollten!
Aber auch Produktionsverlagerungen der RENAULT-Modelle KADJAR und CAPTUR aus Spanien zu NISSAN im UK sind im Gespräch. RENAULT wollte dazu nicht Stellung nehmen. Aber die NISSAN-Werke im UK sind ihrerseits wegen des BREXIT gefährdet, weil sie jetzt außerhalb der EU liegen und deren Produkte entsprechend besteuert werden müssten…
Was dem Einen seine südosteuropäischen „Erdbeer- und Spargelsklaven“ und dem Anderen seine südosteuropäischen „Schlachthofsklaven“ sind, das sind der Autoindustrie ihre Produktions-, Montage- und Teilefertigungen in Billigländern, unserem Gesundheitssystem die Mittel und Osteuropäischen Ärzte und Pflegekräfte, bis hin zur privaten „Polin“ für die Pflege von Opa und/oder Oma zu Hause…
Die aus Kosten- und Strategiegründen global gestreute Wirtschaft wird derzeit neu sortiert und Corona wird dabei eher der Auslöser als die Ursache dieses Prozesses sein. Exportweltmeister mit zumindest relativ akzeptablen Löhnen im Stammland, subventioniert durch Billigzulieferungen aus Niedriglohnländern und bedroht durch Absatzmärkte, die von einem rothaarigen Clown (mit deutschen Wurzeln!) per Twitter gesperrt werden können, werden sich davon nicht fern halten können. Sie werden besonders und auf mehreren Ebenen betroffen sein. Dies wird global soziale Spannungen auslösen, besonders aber in der EU der Nationalstaaten, die dadurch weiter gefährdet werden wird.
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https://www.abc.es/motor/economia/abci-francia-pide-fabricantes-coches-retornen-produccion-francia-cambio-ayudas-202005141803_noticia.html
https://www.abc.es/motor/economia/abci-renault-kadjar-y-captur-podrian-abandonar-espana-para-hacerse-reino-unido-segun-financial-times-202005142249_noticia.html#vca=mod-lo-mas-p4&vmc=leido&vso=motor&vli=noticia.foto.motor&vtm_loMas=si