Warum immer wieder Frankreich? Das Land ist riesig und landschaftlich vielfältig wie kein zweites in Kontinentaleuropa. Es gibt unzählige schöne Orte, die einen zweiten oder dritten Besuch lohnen. Die regionalen Küchen sind phänomenal! Die Grande Nation ist mit Abstand das wohnmobilfreundlichste Land!
Ein paar Schattenseiten gibt es dennoch: Um einige Gegenden sollte man – vor allem nachts – einen großen Bogen machen. Die no-go-areas.
Wir sind und werden keine Fans von Autobahnen, wenn wir mit dem Campingbus unterwegs sind. Die Mautstrecken (Online-Rechner) in Frankreich meiden wir wie der Teufel die Pest! Einzige zwei Ausnahmen: Erster und letzter Tag in Deutschland. Zur Frankreich-Runde 2015 sind wir an einem Donnerstag gestartet und sind mit zwei Pausen 564 km bis ins südliche Elsass gefahren (womit wir den längsten Tag hinter uns hatten). Es war dann bereits dunkel, aber Sightseeing stand eh nicht auf unserem Speiseplan. Wir haben kurz vor Colmar an der A 35 einen hübschen großen Parkplatz entdeckt, der es auch größeren Wohnmobilen ermöglicht, dort zu übernachten. Eine Raststätte befindet sich einen Steinwurf entfernt, Tische und Bänke im Grünen sind ebenfalls vorhanden.
Am zweiten Tag treibt es uns früh aus den Federn. Eine Stippvisite im Krankenhaus des nahegelegenen Breisach wird unumgänglich. Wir frühstücken anschließend ausgiebig, füllen den Kühlschrank ein wenig und nehmen Reißaus gen Beaune, das wir am späten Nachmittag erreichen. Weiter geht es nach Chalon-sur-Saône. Am späteren Abend finden wir ein ruhiges Plätzchen in Romenay. Genauso, wie wir es lieben: Zentral gelegen, kleine Kneipe und Bäcker für den Café au lait und das Baguette am nächsten Morgen anbei. 407 km hatten wir zurückgelegt.
Am dritten Tag haben wir uns den kleinen Ort rasch noch ein wenig genauer angesehen. Es lohnte. Nach dem obligatorischen morgendlichen Kaffee starteten wir in Richtung Süden.
Ein morgendlicher Spaziergang durch Romenay erwies sich als gute Idee. Sehenswertes historisches Zentrum.
Wir folgen der Rhône flussabwärts. Eigentlich war eine Stippvisite in Lyon beabsichtigt, wozu uns nach der Durchfahrt eines Banlieus aber Lust und Laune vergehen. Bei Montélimar verlassen wir die Rhône und fahren in Richtung Aubenas.Unterwegs bietet sich ein toller Ausblick in Richtung Mont Ventoux, leider ist die Sicht nicht 100%ig klar. Aber immerhin.
In Ruoms stellen wir fest, dass unser Lieblings-Campingplätze an der Ardèche bereits seine Pforten geschlossen hat. Wenige Kilometer weiter in Grospierres finden wir einen Parkplatz mit toller Aussicht über die Weinberge in die Ferne, den wir kurzerhand zum Stellplatz umfunktionieren. Traumhafter Sonnenuntergang! 345 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.Am vierten Tag lassen wir es ruhiger angehen, fahren gen Ales und weiter über Nîmes ins Rhône-Delta nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Von dort geht es via Aigues-Mortes (sehr sehenswert!) nach Frontignan.
Die Camargue zieht mit der Kraft der dort lebenden Pferde immer wieder an!
Nach 247 Kilometern genießen wir den fast menschenleeren Strand. Verglichen mit Juli und August herrscht himmlische Ruhe am Meer und im Ort. Wir haben auf dem Campingplatz wirklich Platz! Zum wiederholten Male stellen wir fest, dass sich Campingplätze WLAN noch immer sehr gut bezahlen lassen wollen. Wir können dank ALDI-Prepaidkarte dankend verzichten, zumal McDonald’s genügend WLAN bietet.Wir frühstücken am fünften Tag geruhsam in einem kleinen Bistro nach französischer Art und rollen weiter gen Béziers.
Kathedrale St. Nazaire und Pont Vieux in Béziers.
Carcassonne werden wir erst beim nächsten Besuch wieder unsere Aufwartung machen – wir rollen weiter entlang des Canal du Midi. In Castelnaudary legen wir einen „süßen Zwischenstopp“ ein und fahren weiter gen Labastide d’Anjou am Canal. Ruhe pur, „Stellplatz“ direkt am Wasser. 223 Kilometer reichen auch für diesen Tag.Auch größere Wohnmobile finden in der Nebensaison am Canal du Midi einen Stellplatz – kleinere sowieso. Schöne Aussicht und Restaurantion sind oftmals inbegriffen. Von Massen keine Spur! Mehr als sechs bis sieben Fahrzeuge passen selten nebeneinander.
Am Morgen des sechsten Tages schwanken wir zwischen Andorra und Toulouse, entscheiden uns für Letzeres. Ein Fehler! Die Stadt (Moloch wäre der bessere Ausdruck!) entpuppt sich als einzige Enttäuschung, vom Parkplatzproblem mal ganz abgesehen. Großstädte sind wohl doch nicht unser Ding.Bei der Weiterfahrt in Richtung Atlantik dann eine Überraschung: Auch. Die spätgotische Kathedrale Sainte-Marie aus dem 15. bis 17. Jahrhundert und deren herrliche Orgel sind ein Muss (seit 1998 auch Teil des UNESCO-Welterbes „Jakobsweg in Frankreich“)!Musketier d’Artagnan, einer Romanfigur von Alexandre Dumas, hieß im wahren Leben Charles de Batz, Comte d’Artagnan, und verlebte in Auch seine Kindheit und Jugend.
Nach 305 Kilometern landen wir auf einem Stellplatz oberhalb des Bahnhofs in La Reóle (Avenue Gabriel Chaigne). Für eine Nacht auf der Durchreise zu empfehlen. Der siebte Tag führt uns entlang einer Vielzahl von Rebstöcken gen Atlantik. Wir essen unweit von Bordeaux exorbitant gut zu Mittag, füllen unseren Kühlschrank und beenden den Tag nach 154 Kilometern auf einem Campingplatz in Lacanau Océan. Es wird dann noch ein langer Spaziergang am nahegelegenen Atlantikstrand. Am achten Tag geht es zur Nordspitze der Halbinsel Médoc nach Pointe de Grave. Frische Muscheln als Appetitshäppchen.
Dann wenden wir gen Süden. Die Weinlese ist überall in vollem Gange. Am späten Nachmittag kommen wir am Cap Ferret (Foto) an – gegenüber der Dune du Pilat. Entsprechende Hinweisschilder machen darauf aufmerksam, dass die touristischen Hotspots in Frankreich auch keine Inseln der Glückseligen (mehr) sind: Auf Diebe sollte man gut achten, ebenso darauf, wo man sein Fahrzeug parkt. Wir finden nach 272 Kilometern ein nettes Plätzchen vor der Mairie (Rathaus) in Arès. Es gibt schnelles und kostenloses WLAN und der Strand ist nah. Was will man mehr?
Am neunten Tag starten wir zeitig – unser Rückweg beginnt. Wir umfahren Bordeaux (alle Versuche, diese Stadt zu mögen scheiterten). Über Monton und Perigueux fahren wir gen Terrasson-Lavilledieu. Ein traumhaftes Kleinstädtchen an der Vézère. Den großen, sehr zentral gelegenen Parkplatz am Fluss funktionieren wir kurzerhand zum Stellplatz um machen nach 343 Kilometern „Feierabend“. Abends müsen wir dann feststellen, dass man sich nach 21:30 Uhr auch in Frankreich nicht mehr auf ein Abendessen verlassen sollte. Alle Hähne sind noch offen, die Küchen leider bereits geschlossen.
Am zehnten Tag geht die Fahrt weiter über Martel, Figeac und Rodez nach Sévérac-le-Château. Traumhafte Route!
Das Ortsbild von Martel, der Stadt der sieben Türme, wirkt in weiten Teilen noch mittelalterlich.
Ein kleiner Campingplatz am Ortsrand bietet die Gelegenheit, den Grill mal wieder seinen Job machen zu lassen. 226 Kilometer haben wir zurück gelegt.Am elften Tag haben wir 350 Kilometer vor uns – und brechen sehr zeitig auf. Via Gorges du Tarn (Foto) geht es nach gen Alès und weiter nach Nîmes und Aix-en Provence. In Gréoux-les-Bains (sehr sehenswertes Städtchen!) endet der Tag. Leider in strömendem Regen.
Der zwölfte Tag erwartet uns mit Sonne, die sich durch die Nebelschwaden kämpft. Gemütlich und entspannt tuckern wir durch die Gorges du Verdon in Richtung Nizza (Route Napoleón). In Menton an der Grenze zu Italien füllen wir letztmalig die Bestände mit französischen Spezialitäten, bevor wir weiter gen Blumenriviera fahren. Es ist bereits dunkel und ähnlich wie an der Côte d’Azur sieht es auch in Italien mit Stellplätzen mehr als schlecht aus. Kurzerhand funktionieren wir einen Parkplatz mitten in Borghetto dazu um. Was nicht verboten ist, ist erlaubt! Die Pasta zu später Stunde war hervorragend.344 Kilometer haben wir hinter uns.
Am 13. Tag finden wir ein traumhaft gelegenes kleines Café zum Frühstück. Der „Planet“ knallt wie imn Hochsommer. Wir fahren anschließend ins traumhafte Rapallo und später ins völlig überfüllte Portofino. Danach rollen wir auf traumhafter Piste gen Monterosso al Mare (Cinque Terre). Und konstatieren: Wohnmobilfreundlich geht anders! Kurzer Zwischenstopp in Portovenere, dann geht es in die Berge gen Nordosten, wo es bei Aulla (exzellentes Abendessen!) bereits empfindlich kühl wird. 316 Kilometer sind es geworden.
Am 13. Tag fahren wir durch die Berge gen Reggio nell‘ Emiglia (sehr regnerisch) und weiter nach Mantova. Am Nachmittag erreichen wir den Gardasee, bei Nacht finden wir in Volano einen „Stellplatz“. 319 Tages-Kilometer.
Bei schönem Wetter geht es am Morgen des 14. Tages nach Merano und weiter über den Reschenpass nach Österreich.Am späten Nachmittag entscheiden wir noch rasch für die Silvretta-Hochalpenstraße. In Sachen Maut geht unser Wägelchen als Pkw durch, schön! Auf der Bielerhöhe (Foto) leider kein Sonnenschein, dafür talwärts atemberaubende Serpentinen. Auf der Fahrt in Richtung kalte Heimat ein Kuriosum in Voralberg: Thüringen.In Göfis finden wir nach einem guten Abendessen einen „Stellplatz“. 357 Kilometer war die Tagesetappe lang.
Passend am nunmehr (15. Tag) geht es zum „Tag der deutschen Einheit“ heimwärts. Am späten Abend hat uns Thüringen nach insgesamt 5.290 Kilometern wieder.
Summa summarum: 1.200,90 Euro hat der Spaß alles in allem gekostet. Maut, Verpflegung, Diesel, Stell- und Campingplätze inklusive (macht 80 Euro pro Tag). Wir sind uns ziemlich sicher, dass es 2016 (Gesundheit vorausgesetzt) zum 6. Male hintereinander gen Frankreich gehen wird!