Frankfurter Hartekuchen

Von Harald Mahr

Für Frankfurter:

Bei dem Zimdgebegg, mansche saache ach Peffergebegg dezu, muss merr schonn e bissje an die Weihnachd denke, awerr den Haddekuche gibts ess ganse Johr.
Ei domols sinn owens die Breddzelfraae und -männer mit ihrne große Kerbb in Dribbedebach von aaner Schobbewerdschaft zu de negst gezoche unn hawe err  Breddzel, Keesestange unn Haddekuche verkaaft.  Dene Werdd war dess ganz reescht, ei bei dene gabs ja nix Klaanes, do gabs nur was Ohschdenischess, ei so a Ribbsche mit Kraud, Ferrdel haas Flaaschworschd, enn Handkees mit Mussigg unn all so e Zeusch, do warn die froh, wenn die Kundschaft wass Klaanes zum Kaue gried hodd, erst reeschd, wenn die Werdd als e mol e Breddzel umsonschd gried hawwe…

So, und das nun nochmals auf Hochdeutsch:

Dieses Zimtgebäck, teils auch Pfeffergebäck genannt, das wegen der Gewürze schon etwas an Weihnachtsgebäck erinnert, ist aber ein Gebäck, welches es das gesamt Jahr über gibt.
Früher zogen die Brezelfrauen und -männer mit ihren übergroßen Weidenkörben in den Abendstunden (“owens”) – vornehmlich in Frankfurt-Sachenhausen (“Dribbdebach”) von Apfelweinlokal zu Apfelweinlokal (“Schobbewerdschaft”) und boten Laugengebäck (“Breddzel”), Käsestangen  (“Keesestange”) und Hartekuchen (“Haddekuche”) zum Kauf an. Den Wirten (“Werdd”) der Lokale war das kein Dorn im Auge, ganz im Gegenteil. Da es früher in den urigen Apfelweinlokalen nur “große” Gerichte (“was Ohschdenisches”) gab, vornehmlich gepökeltes Schweinerippchen mit Sauerkraut und Brot (“Ribbsche mit Kraut”),  1/4 Ring heiße Fleischwurst mit Brot und Senf (“Ferddel haas Fleischworschd”), Handkäse mit einer Marinade aus Essig, Öl, Zwiebeln, Salz, Pfeffer und Kümmel (“Handkees mit Musigg”), kam es auch den Wirten entgegen, wenn die Brezelfrauen und -männer den Gäste “etwas zum Knabbern” verkauften. Noch dazu, wenn sie die “Lizenz zum Verkauf ihrer Waren” mit einer gelegentlichen (als e mol”) Kostprobe beim Wirt erkauften…

Leider bekommt man dieses Traditionsgebäck heute nur noch ganz selten

  • die Brezelfrauen und – männer gibt es nicht mehr (statt dessen verkaufen heute vornehmlich Inder Rosen in Lokalen)
  • die “richtigen” Apfelweinlokale, wo die Frankfurter einkehren, werden immer weniger
  • die Wirte kämpfen um jeden Euro und verkaufen (meist minderwertiges!) Laugengebäck selbst
  • es gibt keine Bäckereien mehr, die nachmittags frisches (frisches!, nicht aufgebackenes!) Gebäck anbieten
  • und, das muss man zugeben, richtig gut schmeckt “Haddekuche” nicht zum Nachmittagskaffee o. ä., er schmeckt nur in geselliger Runde und zum Apfelwein

Zutaten:

  • 500 g Weizenmehl, Typ 550; alternativ Typ 405
  • 120 g Butter
  • 275 g Zucker
  • 75 ml Milch
  • 1 gehäufter TL Backkakao
  • 1 leicht gehäufter TL Lebkuchengewürz
  • 1 gehäufter TL Zimt
  • 1/2 TL gemahlenen Kardamom
  • 1 Msp. Nelkenpulver
  • 1 Ei
  • 12 g Backpulver (~3/4 Päckchen)
  • 2 Eiweiß

Zubereitung:

Alle Zutaten, mit Ausnahme der Eiweiß, in eine Schüssel geben und so lange rühren, bis der Teig beginnt sich von der Schüssel zu lösen.

Den Teig auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche geben und ca. 1 cm dick ausrollen.

Wer mag, kann den Teig vor dem Ausschneiden der Formen mit einem “Netz-/Rautenmuster” verzieren.

Nun die gewünschten Formen ausschneiden.

Die traditionellen Formen sind Raute (ca. 15 x 8 cm) oder Rechteck ( ca. 12 x 7 cm). Wir haben allerdings kleinere Formen gewählt, damit man besser davon “mal naschen” kann.

Die ausgeschnittenen Formen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen (wenig Abstand reicht aus), mit dem Eiweiß bestreichen.

Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad Unter-/Oberhitze ca. 15 Min. backen.

Auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt gibt es noch ein oder zwei Stände, die dieses Traditionsgebäck anbieten – aber leider aus industrieller Fertigung, also ohne “Charakter”…

Unser Beitrag für: “Typisch für…” von “Kebo Homing”.