Weiter ging es im Geschehen am 2. Tag der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.
Nachdem ich mir gestern schon einige Interviews angehört habe, ging es dann heute auch direkt weiter mit einigen spannenden Programmpunkten, die ich niemandem vorenthalten möchte. Besondere Highlights waren nämlich nicht nur die vollkommen überteuerten Snacks auf dem Messegelände
Der erste Programmpunkt fand mal wieder an der ARD Bühne im Forum statt, denn hier gab es nämlich “Neue Bücher mit Denis Scheck”, dem Mann, der in der ARD die Sonntagnachtsendung “Druckfrisch” präsentiert, und dem man auf der Buchmesse auch das ein oder andere mal über den Weg gelaufen ist. In seinem 30-minütigem Programm gab es nicht nur Buchempfehlungen sondern auch einige Buchflopps, wie in etwa die Autobiographie der Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff. Mit besonderer Betrachtungsweise ging der Literaturkritiker und Journalist an E.L. James Skandalroman “Shades of Grey” heran – denn wenn man das Buch als Exempel für den Einfluss eines reichen gutaussehenden Mannes auf junge Frauen sieht, wirkt es doch gar nicht mehr so skandalös (auch wenn der Sprachstil sicher zu wünschen übrig lässt). Auch mit seiner neuartigen Betrachtungsweise von J.R.R. Tolkiens “Der Hobbit” bringt er etwas Schwung in die wundervolle Fantasywelt – indem er die Zwerge einfach als Investmentbanker sieht. Weitere Buchempfehlungen waren unter anderem Stephan Thomes “Fliehkräfte”, Ursula Krechts “Landgericht” oder Jenny Erpenbecks “Aller Tage Abend”, aber auch Fritz J. Raddatz “Bestiarium” in dem er ganz nach Franz Blei Manier die deutschen Autoren beschreibt – ganz gleich ob Kafka nun als eine Maus mit Menschenaugen ist oder Günter Grass als Aal beschrieben wird.
Auch im nächsten Veranstaltungsteil traf man wieder auf Denis Scheck – dieses mal führte er ein Interview mit Ursula Krechel, die hier nicht ihr erstes Interview der Messe geführt hat. Dieses mal ging es in erster Linie um ihren Werdegang und ihr Frausein in der Gesellschaft der 60er Jahre, aber auch die Recherchen zur Entstehung des Titels “Landgericht” standen im Fokus des wirklich interessanten Interviews, in welchem Krechel von der aufwändigen Beschaffung des Archivmaterials für ihren Roman berichtet – ihr Protagonist Richard Kornitzer hat nämlich wirklich gelebt, nur eben unter einem anderen Namen. Die Nachfrage nach Krechel ist nach wie vor groß, ihr Gewinnertitel schlägt jedoch leider ganz schön ins Budget.
Um 13:30 stellte das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen die Aufsatzsammlung “»Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen«: Goethe und die Weltkulturen” der Autorin Katharina Mommsen vor, die sich auch einigen Fragen im Interview stellte. Mommsen selbst hat sich in ihrem bisherigen literarischen Leben viel mit Goethe beschäftigt, und hat viele Bücher über ihn und eben auch über seine Zuneigung beziehungsweise sein Interesse am Islam und dem Orient geschrieben. Ein wirklich interessanter Ansatz, den man vielleicht nicht unbedingt über den Begründer der Weltliteratur weiß. Nachfolgend stellte sich Sibylle Berg, Autorin des Buches “Vielen Dank für das Leben” den Fragen der Süddeutschen Zeitung – hier ging es vor allem um den Charakter ihres Protagonisten Toto und seiner musikalischen Neigung.
In der nun anstehenden Pause habe ich mich mit Shaakai von http://bibliophiline.wordpress.com/ getroffen, mit der es dann gemeinsam zum Podiumsgespräch über Social Networking geht. Hier hat man noch einmal mit aller Deutlichkeit erfahren können, was Soziale Plattformen wie etwa Facebook oder Google+ für Auswirkungen auf das Berufsleben haben können, ganz gleich ob bewusst oder unbewusst. Viele Firmen schauen bei eingehenden Bewerbungen auch mal im Internet nach potentiellen Arbeitnehmen, aber auch bereits Angestelle einer Firma können durch Leichtsinnigkeit im Internet schnell Probleme mit ihren Vorgesetzten bekommen. Das Bundesdatenschutzgesetz mit der Novellierung im Jahr 2009 stand in diesem Vortrag außerdem im thematischen Vordergrund.
Zwar nicht Anwesend aber dennoch der Mann des Tages war der chinesische Schriftsteller Mo Yan, der heute mit dem Literaturnobelpreis in Stockholm ausgezeichnet wurde, da er “mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart vereint”.
Etwas was ich heute leider nicht mehr geschafft habe, was aber auch nicht so tragisch ist, ist die Premiere des Arte-Dokumentarfilms “Kafka. Der letzte Prozess”, welcher aber auch am 24. Oktober um 22:05 auf Arte ausgestrahlt wird. Der Film dreht sich um die Frage was mit Franz Kafkas Nachlass passieren soll bzw. wem dieser eigentlich gehört.