Frankfurt bürgert ein!

Von Mariam

Warum soll ich Deutsche/r werden? Auf der Website gibt’s Gründe und Hilfestellungen für Frankfurter Zuwanderer. Und die sind auch nötig, denn die von CDU/CSU kultivierte Entgegensetzung zwischen “Deutschen” und “Muslimen” steht in Widerspruch zur neuen “Willkommenskultur”.


Anscheinend tut sich die Mehrheitsgesellschaft der eingeborenen Deutschen mit der Vorstellung schwer, dass es Deutsche muslimischen Glaubens ebenso wie Deutsche christlichen oder jüdischen Glaubens gibt. In der Nazizeit gab es die parallele Entgegensetzung “Deutsche” und “Juden”, als ob Deutsche damals automatisch Christen und nicht auch Juden waren. Obendrein scheinen Muslime in der öffentlichen Wahrnehmung geradezu ein Synonym für Migranten zu sein, obwohl sie nur ca. 5% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Dabei macht die Integration der deutschen Muslime trotz aller Anfechtungen gute Fortschritte, wie Politikwissenschaftler Jonathan Laurence herausgefunden hat.

Seitdem muslimische Deutsche hier leben, gehört also der Islam als kulturell prägende Kraft zu Deutschland, denn laut Grundgesetz haben wir Religionsfreiheit. Auch wenn sich sogar ein heller Kopf wie die DDR-stämmige Monika Maron die konservative Haltung der CSU zu eigen gemacht hat, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Der Islam kann selbstverständlich nur in den Grenzen unseres demokratischen Rechtsstaats Teil der deutschen Kultur werden. Dass die langjährige Missionierung der Salafisten in Deutschland bisher stillschweigend geduldet wurde, ist nicht den hier lebenden Muslimen anzulasten, sondern unseren Sicherheitsbehörden. Und ganz seltsam, dass immer wieder herkunftsdeutsche Politiker, durchweg Männer, für die Einführung der Scharia plädieren.

Wir sollten also etwas genauer hinschauen, wenn populistisch argumentiert wird, und die Chancen nutzen, die in der wachsenden Vielfalt der deutschen Gesellschaft liegen. Da spielt Frankfurt eine Vorreiterrolle, nicht zuletzt dank der Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg.

Ein sonniger erster Mai: Die Grillwiese im Ostpark voller Menschen, offensichtlich zugewanderte, Freundeskreise und Familienclans lagern auf Decken, Omas und Opas sitzen auf Klappstühlen im Schatten, Kinder toben in Scharen dazwischen rum, am Rande der Grillwiese gibt es sogar eine Feier, Männer in Anzügen an einem Tisch, aufwendig frisierte Frauen in Stöckelschuhen am anderen. Über allem der Duft von Gegrilltem, ein zufriedenes Grundbrummen – und mißbilligendes, möglicherweise neidvolles Kopfschütteln bei älteren, vermutlich herkunftsdeutschen Spaziergängern.

Am Mainufer auf Höhe des EZB-Neubaus das Gegenprogramm: es ist ruhig und friedlich hier, junge Mitteleuropäer sonnen sich vereinzelt oder paarweise, auf dem aufwendigen neuen Spielplatz einige gut gekleidete Kinder, von ihren Eltern ein wenig penetrant überwacht, daneben ein Frankfurter Eiswagen mit dem merkwürdigen, aber hier passenden Spruch: Mind that child. Singular.