Zehn: Frau Nishki hat ihren Mann verloren und wird sich erst bei der Zubereitung ihres Lachseintopfes wieder bewusst, was ihr im Leben eigentlich fehlt. Die junge Miyu tanzt heimlich in einen Nachtclub und verliebt sich in einen zurückhaltenden Polizisten. Ein japanisches Ehepaar ist zu einem offiziellen Dinner eingeladen und verwechselt die Geschenke, statt Pralinen kann sich der Vorgesetzte über einen “Massagestab” freuen. Mit diesen und sieben weiteren Geschichten entführt die Schauspielerin Franka Potente den Leser ins geheimnisvolle Japan.
Franka Potente gelingt es, mit ihren Geschichten einen Einblick in die “Seele Japans” zu gewähren, allerdings ist mir ihr Schreibstil – wenngleich doch verhältnismäßig knapp und einfach gehalten – immer noch zu überladen. Das ist aber jetzt wirklich Meckern auf hohen Niveau, ich kann “Zehn” ohne Bedenken weiterempfehlen, allerdings muss man eben im Hinterkopf behalten, dass Frau Potente keine Japanerin ist und ihre Einblicke nur die eines Zaungasts sind. Sie kommt den Kern der japanischen Mentalität – zumindest wie ich ihn mir vorstelle – aber trotzdem recht nahe.
Die japanische Gesellschaft ist kompliziert, als “Gaijin” (japanisch: Mensch von draußen, sprich: ein Nicht-Japaner) kann man nie vollkommen in Japan ankommen und vollwertiger Teil der Gesellschaft werden, egal wie sehr man sich auch integriert. Diese Tatsache klingt in ihren Geschichten mit, deshalb habe ich “Zehn” auch als recht authentisch empfunden. Potentes Protagonisten sind zwar Japaner bzw. japanischer Abstammung, stehen aber dennoch auf die eine oder andere Weise nicht inmitten der japanischen Gesellschaft. Oder eben: gerade weil sie in der Mitte der Gesellschaft stehen sind sie einsam und verloren. Das Gefühl, dass ihre Geschichten bei mir hinterlassen haben wiegt die Tatsache, dass sie mir an manchen Stellen zu wortreich und blumig formuliert sind auf jeden Fall auf.