Fragen und Antworten zum neuen Energielabel für Heizgeräte

Von Energystar @energynet

Energielabel einer Wärmepumpe als Beispiel, Quelle: Bundesverband Wärmepumpe e.V.

Über die neue Verordnung zur Kennzeichnung von Heizungen mit dem Energielabel, auch bekannt als Ökodesign-Richtlininie bzw. ErP-Richtlinie zur umweltgerechten Gestaltung der Anforderungen an energieverbrauchsrelevanten Produkten (mehr dazu bei Wikipedia), ist noch wenig bekannt. Es sind bisher nicht viele Angaben dazu zu finden. Interessanterweise haben sich bis jetzt vor allem Blogs damit befasst. Allen voran ging der Energieblog der Anwaltskanzlei Becker Büttner Held bereits im April mit ersten Informationen. Im Blog von Thermondo ist die Information im Oktober etwas kurz ausgefallen. Besonders ausführlich und sehr informativ war dagegen wieder Cornelia Daniel-Gruber bei ecoquent-positions.com Ende Oktober mit einem Interview.

Dieses Interview war vor allem im Hinblick auf die Solarthermie mit einem Verhandlungsvertreter aus diesem Bereich geführt. Ich möchte weitergehend allgemein informieren und alle Heizungsarten einschließen. Daher hatte ich mich an Viessmann gewandt und meine Liste der Fragen zugeschickt. Ich bedanke mich bei Roman Gruß von Viessmann Deutschland GmbH für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen.

Energielabel für Raumheizgeräte

Gibt es unterschiedliche Varianten des Labels?

Ja, im Gegensatz zu den bisher bekannten Effizienzlabeln für z.B. Waschmaschinen, Kühlschränken oder Fernsehern gibt es für Heizungsanlagen eine Vielzahl unterschiedlicher Label. Neben den Produktlabeln für einzelne Produkte gibt es für Kombinationen von mehreren Produkten, z.B. Wärmeerzeuger, Regelung und Solaranlage, auch noch sogenannte Verbundlabel. Die Produktlabel unterteilen sich in vier Gruppen. Diese sind Wärmeerzeuger zur Raumheizung, Wärmeerzeuger zur Warmwasserbereitung, Wärmeerzeuger zur Raumheizung und zusätzlicher Warmwasserbereitung (sogenannte Kombiheizgeräte) und Warmwasserspeicher.

Für die ersten drei Gruppen gibt es auch die entsprechenden Verbundlabel. Je Gruppe gibt es noch unterschiedliche Label für verschiedene Arten von Wärmeerzeugern, z.B. Heizkessel, Wärmepumpen oder KWK-Anlagen. Insgesamt stehen 10 Produktlabel und 3 Verbundlabel zur Verfügung um die Verbraucher bezüglich der Energieeffizienz von Heizungsanlagen zu informieren.

Welche Informationen beinhaltet das Energielabel für Heizungen?

Alle Label enthalten die bekannte Energieeffizienzskala mit Angaben zur jeweiligen Energieeffizienzklasse.

Darüber hinaus sind je nach Label weitere Angaben enthalten, welche der folgenden Aufstellung zu entnehmen sind:

  • Wärmeerzeuger zur Raumheizung
    • Heizkessel mit Angaben zu Schallwerten und zur Leistung
    • Kraft-Wärme-Kopplung mit Angaben zu Schallwerten und zur Leistung, sowie einem Symbol zur Stromerzeugung
    • Wärmepumpe mit Angaben zu Schallwerten, einer Temperaturkarte Europas mit drei unterschiedlichen Temperaturzonen und davon abhängigen Leistungswerten, sowie einer zweiten Energieeffizienzklasse für den Niedertemperaturbetrieb
  • Kombigeräte (für Raumheizung und Warmwasserbereitung)
    • Heizkessel mit Angaben zur Leistung, den Schallwerten, des Zapfprofils, einer zweite Skala mit Energieeffizienzklasse zur Warmwasserbereitung und ggf. Symbol „Betrieb zu Schwachlastzeiten“
    • Wärmepumpe mit Angaben zu den Schallwerten, des Zapfprofils, einer zweite Skala mit Energieeffizienzklasse zur Warmwasserbereitung und ggf. Symbol „Betrieb zu Schwachlastzeiten“, sowie einer Temperaturkarte Europas mit drei unterschiedlichen Temperaturzonen und davon abhängigen Leistungswerten
  • Warmwasserbereiter
    • Konventionell mit Angaben zu den Schallwerten, des Zapfprofils, des Jahresverbrauchs und ggf. einem Symbol „Betrieb zu Schwachlastzeiten“
    • Wärmepumpe mit Angaben zu den Schallwerten, des Zapfprofils und einer Temperaturkarte Europas mit drei unterschiedlichen Temperaturzonen und davon abhängigen Verbrauchswerten
    • Solar mit Angaben zu den Schallwerten, des Zapfprofils und einer Temperaturkarte Europas mit drei unterschiedlichen Temperaturzonen und davon abhängigen Verbrauchswerten
  • Warmwasserspeicher mit Angaben zum Volumen und der Bereitschaftsverluste
  • Verbundlabel Raumheizgeräte mit Angaben zu den Effizienzklasse(n) des Wärmeerzeugers und der enthaltenen Komponenten
  • Verbundlabel Kombiheizgeräte mit Angaben zu den Effizienzklasse(n) des Wärmeerzeugers, der enthaltenen Komponenten, des Zapfprofils und einer zweiten Skala mit Energieeffizienzklasse zur Warmwasserbereitung
  • Verbundlabel Warmwasserbereiter  mit Angaben zu den Effizienzklasse(n) des Wärmeerzeugers, der enthaltenen Komponenten und des Zapfprofils

Welche Rolle spielt die jeweilige Einbausituation?

Die Einbausituation spielt grundsätzlich für die Bestimmung der Energieeffizienzklasse keine Rolle. Nur die Kombination unterschiedlicher Komponenten wird in Form der Verbundlabel bewertet.

Beim Vergleich unterschiedlicher Wärmeerzeuger bezüglich ihrer Effizienzklasse sollte die Einbausituation allerdings in jedem Fall mit einbezogen werden, da nicht jeder Wärmeerzeuger in jedem Gebäude sinnvoll zu betreiben ist.

Tragen die Handwerker eine besondere Verantwortung beim Energielabel?

Da die Handwerker der direkte Ansprechpartner für den Endkunden sind, kommt ihnen  in Verbindung mit dem Energieeffizienzlabel in unterschiedlicher Weise eine besondere Verantwortung zu. Zunächst sind die Handwerker, als Händler, dafür verantwortlich, dass ausgestellte Geräte ein Effizienzlabel tragen, welches vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden muss. Desweiteren müssen zum Verkauf angebotene Geräte ebenfalls Hinweise hinsichtlich ihrer Energieeffizienz enthalten. Bei Anlagen, welche durch den Heizungsbauer zu einer Verbundanlage zusammengestellt werden, ist er darüber hinaus dafür verantwortlich, dass diese Verbundanlagen ein entsprechendes Verbundlabel erhalten bzw. einen Hinweis auf deren Energieeffizienz enthalten.

Von besonderer Bedeutung wird auch die Beratung der Heizungsbauer sein. Denn sie müssen die Endverbraucher bezüglich des Labels beraten und erklären, warum nicht jeder Wärmeerzeuger für jede Einbausituation geeignet ist und gegebenenfalls der Einsatz eines Produktes mit schlechterer Effizienzklasse im konkreten Anwendungsfall vorzuziehen ist.

Bedeutet eine bessere Energieeffizienzklasse immer auch geringere Heizkosten?

Die Energieeffizienzklasse ergibt sich aufgrund der jahreszeitbedingten Raumheizungs-Energieeffizienz bzw. der Warmwasserbereitungs-Energieeffizienz. Diese Werte berechnen sich als Quotient aus der vom Wärmeerzeuger zur Verfügung gestellten Energie für Raumheizung bzw. Warmwasserbereitung und dem jährlichen Energieverbrauch, der sich durch die Erzeugung der benötigten Wärmeenergie ergibt.

Da von der Energieverbrauchskennzeichnung betroffene Produkte zum Teil unterschiedliche Energieträger nutzen, bedeutet eine bessere Energieeffizienzklasse nicht immer auch geringere Heizkosten. Die Preisdifferenzen der verschiedenen Energieträger finden auf dem Label keine Berücksichtigung. Da die Energiepreise aber unterschiedlich hoch sind und immer auch Preisschwankungen ausgesetzt sind, kann man nicht unbedingt davon ausgehen, dass die Geräte mit der besseren Energieeffizienzklasse grundsätzlich auch geringere Heizkosten verursachen. Gerade im Grenzbereich unterschiedlicher Effizienzklassen kann es durchaus von Bedeutung sein, welcher Energieträger genutzt wird. Der Grund liegt darin, dass sich der Kennwert für die jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz dann nur geringfügig unterscheidet, während die Preise bspw. für Öl und Gas unterschiedlich sind.

Gibt es einen Zeitplan für die Einführung des Energielabels für Heizungen?

Alle betroffene Produkte und Verbundanlagen sind ab dem 26. September 2015 mit den zugehörigen Energieeffizienzlabeln zu versehen bzw. müssen Angaben bezüglich ihrer Energieeffizienz erhalten. Bei den Wärmeerzeugern zur Raumheizung und den Kombigeräten wird zwei Jahre nach der Einführung eine weitere Energieeffizienzklasse am oberen Ende der Skala eingeführt. Bei den Warmwasserbereitern und Warmwasserspeichern geschieht dies vier Jahre nach der Label-Einführung.

Bei Haushaltsgeräten ist das Energielabel sehr erfolgreich. Man kann bei allen Geräten die Entwicklung des Energieverbrauchs sehr gut verfolgen, in den letzten Jahren konnte der Stromverbrauch deutlich reduziert werden. Kann man auf dem Heizungsmarkt eine ähnliche Entwicklung erwarten? Oder ist das Energielabel der Weißen Ware nicht mit dem für Heizungen vergleichbar? Wo liegen die Unterschiede?

Die Label der weißen Ware sind nicht mit denen von Heizsystemen zu vergleichen. Es ist bezogen auf die Einzelgeräte auch kaum eine Verbesserung zu erwarten, da sich handelsübliche, verbrennungsorientierte Heizgeräte (Gas / Öl) schon heute an der Grenze des physikalisch Machbaren bewegen. Für Systeme sind deutliche Verbesserungen nur durch Einkopplung regenerativer Bestandteile oder KWK möglich. Ob das in Zukunft den Markt mehr in die entsprechende (und wünschenswerte) Richtung bewegt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen.

Wie ist es eigentlich möglich, dass unterschiedliche Energieträger miteinander verglichen werden können?

Das ist nur über eine einheitliche Betrachtung der Nutzungsgrade (wie oben beschrieben) möglich. Über die Frage, ob das eine Betrachtungsweise ist, die allen verschiedenen Typen von Wärmeerzeugern gerecht wird, kann man lange streiten. Festzustellen ist, dass sich die Bewertungskriterien in der Ökodesign-Richtlinie beispielsweise von denen der EnEV unterscheiden. Denkbar wären sicherlich unterschiedliche Label für Öl und Gas, Wärmepumpen und KWK-Anlagen gewesen, mit denen eine vergleichende Betrachtung von Wärmeerzeugern wahrscheinlich trennschärfer zu machen gewesen wäre.

Gibt es Heizungen, die davon profitieren? Und werden andere Heizungen durch das Label Marktanteile verlieren?

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar, ob, und wenn ja wie, die Kennzeichnung die grundsätzliche Entscheidung für einen Typ Wärmeerzeuger beeinflussen wird. Sicher ist, dass durch die Ökodesign-Richtlinie selbst der Markt für NT-Kessel im kleinen Leistungsbereich (EFH) verschwinden wird.

Mit welcher Strategie wird Viessmann auf die Einführung des Energielabels reagieren?

Wir werden uns neben der Erfüllung der Kennzeichnungspflichten von Einzelgeräten darauf konzentrieren, unsere Marktpartner bei der Erstellung von Verbundlabeln zu unterstützen. Wir werden gemeinsam mit unseren Kunden daran arbeiten, die positiven Aspekte der Kennzeichnung von Heizsystemen darzustellen. Nur so kann es gelingen, mit den Labeln als Entscheidungshilfe einen Beitrag zur Heizungsmodernisierung zu leisten.

Über die neue Verordnung zur Kennzeichnung von Heizungen mit dem Energielabel, auch bekannt als Ökodesign-Richtlininie bzw. ErP-Richtlinie zur umweltgerechten Gestaltung der Anforderungen an energieverbrauchsrelevanten Produkten (mehr dazu bei Wikipedia), ist...