Fragen an die Schriftstellerin Carla Berling… Ein Blick hinter die Buchstaben #2: Neue Fragen, neue Gäste auf Boschers Blog

Von Ralf Boscher @RalfBoscher
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Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen.

Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorlegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen ersten 13 „Interviews“ finden Sie hier auf meinem Blog . Jetzt habe ich neue Fragen – und freue mich über neue Gäste auf meinem Blog.

Ich danke allen, die sich meinen neuen Fragen stellen und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Heute zu Gast auf Boschers Blog: Carla Berling

Hallo Carla, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?

Das war der Tag, an dem mein Kriminalroman »Königstöchter« auf Rang 6 der Kindle-Charts stand.

Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?

Schwein gehabt. Da muss ich mich nicht entscheiden, denn neben der Liebe meines Lebens wache ich jeden Morgen auf.

Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?

Nein. Im Gegenteil: ich hab oft Angst, dass ich nicht genug Zeit haben werde, um alle Geschichten zu erzählen.

Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Schriftstellerin, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?

Diesen Satz höre ich tatsächlich oft. »Ich könnte auch ein Buch schreiben….«, so klingt er meist. Und ich frage dann immer: »Warum tust du es nicht? Wer ein Buch schreiben will, muss ein Buch schreiben.«

Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?

Solche Räusche hatte ich früher – und dabei kam nur Schrott raus. Inzwischen habe ich gelernt, Inspiration und Kreativität strukturiert zu »benutzen«, seitdem schreibe ich Bücher, die nicht nur mir etwas bedeuten.

Warum veröffentlichst Du unter Deinem Geburtsnamen und nicht wie so viele andere unter Pseudonym?

Carla Berling IST ein Pseudonym. In »Vom Kämpfen und vom Schreiben« erzähle ich, wie es dazu kam.

Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Lampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?

Beides. Ich liebe die Phasen, in denen ich allein zu Hause bin und mich konzentriert meiner Arbeit widmen kann. Und ich liebe meine Lesereisen, das Publikum, das direkte Feedback. Interviews und andere PR-Termine machen mir Spaß: Ich war selber jahrelang Journalistin und genieße es, jetzt auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen.

Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?

Sowas würde ich mir nie anmaßen zu empfehlen. Ich bin glücklich über jeden Menschen, der liest, der Geschichten liebt, Geschichten erzählt oder ihnen zuhört. Jede Bestseller-Serie hat ihr Publikum, und das ist wunderbar.

Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er… Tapas. Sie sind eigentlich eine regionale Spezialität, die aber überall schmeckt, vielseitig ist und für jeden ein Häppchen parat hat.
Wenn er ein Film wäre, wäre er ein »Tatort«.
Wenn er eine CD wäre, wäre er… – ich passe. Keine Ahnung

Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist die Frau oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?

Ich arbeite seit Jahren mit dem Lektorat Seitzmayer in Mainz zusammen und lasse dort alle Bücher lektorieren und korrigieren. Die Fotos der Cover mach ich oft selbst, habe aber auch schon 2 eingekauft. Mein Sohn Leo arbeitet in einer Werbeagentur und berät mich beim Coverdesign, zudem arbeite ich gern mit der Münchner Grafikerin Inka Heerde zusammen. Bei diesen Aufgaben muss ich mich auf Profis verlassen.

Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen. Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?

Die Kugel ist überflüssig. Solche Angebote gab es längst, bisher habe ich sie alle abgelehnt. Nicht, weil ich was gegen Verlage habe, sondern weil mich noch kein Angebot überzeugt hat. Ich wüsste nicht, warum ich einen Vertrag unterschreiben sollte, der mir garantiert, dass ich weniger Bücher verkaufe als jetzt

Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?

Meine Bücher sind Briefe an meine Söhne. Unsterblichkeit, Ruhm post mortem – nee, das ist mir wurscht. Wenn ich in der Kiste liege, habe ich andere Sorgen.

Vielen Dank Carla, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Ich hab zu danken, es hat mir Spaß gemacht!

Zur Autorin:

Romane ab 18 („Im Netz der Meister“), humorvolle Werke und Lesungen („Jesses Maria“), Kriminalromane… Das schriftstellerische Werk von Carla Berling (wie ich jetzt weiß, ein Pseudonym) ist breitgefächert – und von Erfolg gekrönt. So fanden sich „Sonntags Tod“ und „Königstöchter“, die ersten beiden Bände ihrer Krimireihe “Ein Ira Wittekind Roman”, in den vorderen Ränge wieder (Quelle). “Königstöchter” war im Oktober 2014 einer der “Kindle Unlimited All-Stars” bei Amazon (Quelle).


Carla Berling, Jahrgang 1960, ist gebürtige Ostwestfälin mit rheinländischer Tendenz. Sie war Verkäuferin, Kellnerin, Mannequin, Versicherungsverkäuferin, Seminarreferentin, Hausfrau, rasende Reporterin, Pressefotografin, Hartz-4-Empfängerin (Quelle). Ab 1995 veröffentlichte sie als Reporterin und Journalistin in Tageszeitungen, seit 2000 auch als Buchautorin in diversen Verlagen (Quelle). 2013 entschied sie sich, weitere Bücher als Self-Publisher zu veröffentlichen (Quelle).

Heute, 30. März 2015, ist der 3. Band ihrer Ira Wittekind Krimi-Reihe erschienen: Tunnelspiel.

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Carla Berling ist auch auf Youtube zu finden, u.a. mit dieser Lesung aus “Jesses Maria”: