Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen.
Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen ersten 13 „Interviews“ finden Sie hier auf meinem Blog . Jetzt habe ich neue Fragen – und freue mich über neue Gäste auf meinem Blog.
Ich danke allen, die sich meinen neuen Fragen stellen und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.
Ralf Boscher
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Bodo Manstein
Hallo Bodo, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:
Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?
Da brauche ich gar nicht lange zu überlegen. Zweifellos war es das Probelektorat zu Strand.Blut. Ich war damals auf der Suche nach einem Lektorat für meine Bücher und stieß zufällig auf meine derzeitige Lektorin. Schon das überdurchschnittlich umfangreiche Probelektorat zeigte mir, dass wir absolut auf einer Wellenlänge lagen.
Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?
Ich habe die Liebe meines Lebens vor 26 Jahren getroffen. Und daher kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Ich pfeife auf einen Bestseller.
Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?
Nein! – Ich hatte noch nie Geschichten in mir. Das Leben schreibt meine Geschichten. Ich beobachte sehr genau, was um mich herum passiert. Das ergibt Stoff im Überfluss, aus dem man Stories machen kann. Mir ist wichtig, das sich meine Leser in meinen Romanen hier und da wiedererkennen oder wenigstens über Alltagssituationen schmunzeln, die sie so auch schon mal erlebt haben. Das schafft gemeinsame Nähe.
Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Schriftsteller, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?
„Setz Dich hin und schreib! – Und wenn Du Fragen hast, wende Dich jederzeit an mich!“
Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?
Nein, einen Schreibrausch hatte ich noch nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich grundsätzlich sehr aufgeräumt und organisiert bin.
Warum veröffentlichst Du unter Deinem Geburtsnamen und nicht wie so viele andere unter Pseudonym?
Wer unter einem Pseudonym schreibt, wird sicher seinen Grund dafür haben. Für mich gab es bisher keinen. Ehrlich gesagt könnte ich mir auch gar nicht vorstellen, mit zwei Identitäten durchs Leben zu gehen.
Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Rampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?
Bisher bin ich Schreibtisch-Schriftsteller, habe aber auch keine Berührungsängste mit der anderen Seite. Im Moment ist das aber auch eine Zeitfrage, da ich ja noch neben einem Brötchen-Job schreibe. Mal sehen, wie das in ein paar Jahren aussieht!
Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?
Ich selber habe Harry Potter gelesen. Die anderen Titel sprechen mich absolut nicht an.
Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er… Hausmannskost!
Wenn er ein Film wäre, wäre er „Der Kommissar und das Meer“
Wenn er eine CD wäre, wäre er… „Atemlos“
Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist der Mann oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?
Also, ohne ein ordentliches Lektorat geht gar nichts. Alles andere kann man grundsätzlich auch selbst machen, wenn man das Talent oder gute Ratgeber hat. Beim Cover muss man dabei besonders sorgfältig sein, da das immer der erste Blickfang ist und Interesse weckt.
Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen. Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?
Vor einigen Wochen erhielt ich tatsächlich das Angebot eines sogenannten Publikumsverlages, der meinen ersten Sylt-Krimi Juli.Mord. in sein Frühjahrsprogramm 2016 aufnehmen wollte. Natürlich habe ich sofort zugeschlagen. Wann erhält man so ein Angebot wohl nochmal? – Die Frage nach der Anzahl der verkauften Bücher hat sich bei meiner Entscheidung überhaupt nicht gestellt. Ich schreibe nicht, um Geld zu verdienen, sondern um meine Leser zu unterhalten. Jetzt habe ich durch das Verlagsangebot die Möglichkeit auch in Buchhandlungen vertreten zu sein und so noch eine Leserschaft zu gewinnen, die ich bisher nicht erreichen konnte. Im Weiteren schließt das eine das andere ja nicht aus. Ich werde selbstverständlich auch weiterhin in der Self-Publisher-Gemeinde aktiv bleiben und meine nächsten Bücher als Indie-Autor veröffentlichen.
Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?
Alles ist letztlich vergänglich. Irgendwann kommt der längst überfällige Komet und reseted unseren Erdball, falls die Menschheit das bis dahin nicht selbst schafft. Ich weiß auch nicht, ob es weltgeschichtlich wichtig ist, wenn man irgendwann in der Zukunft einen Sylt-Krimi von Bodo Manstein ausgräbt, der im Jahr 2012 spielt. Also, da bleibe ich doch lieber auf dem Teppich und nehme mich nicht so wichtig.
Vielen Dank Bodo, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!
Zum Autor:
Einen Regionalkrimi auf der “Königin der Nordsee” Sylt anzusiedeln, war für Bodo Manstein ein ganz persönliches Anliegen. „So führt er den Leser mit seinen spannenden Geschichten nicht nur in lebhaften Bildern über “seine” Insel, sondern zeigt auch das Sylt hinter den Kulissen einer Urlaubsinsel“ (Quelle)
Bodo Manstein wurde 1962 in Mülheim an der Ruhr geboren. Sein Großvater war der Mitbegründer des Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland (BUND) Dr. Bodo Manstein.
Bodo Manstein wuchs im Bergischen Land auf, verbrachte aber auch viel Zeit auf Baltrum, wo er seine „Liebe zur See“ fand. So trat er nach seinem Abitur 1982 in die Marine ein. Dort führten ihn seine Wege immer wieder nach Sylt, wo er zuletzt mit seiner Familie von 1994 bis 2002 lebte.
Mit dem Titel „Juli.Mord“ startete er eine neue Sylt-Krimireihe rund um den Inselmaler Robert Benning und dessen Freund Hauptkommissar Hinrichs. Bodo Manstein lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Kiel (Quelle)
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Buchtrailer zu Bodo Mansteins Sylt-Krimis
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