Turbulent!
Wie mischt man am besten Folk, Pop, Jazz, Übermut, Kreativität, Spielfreude und seinen unglaublich intensiven Hang zur Improvisation? Das norwegische Foyn Trio! zeigt auf seinem heute via TimeZone veröffentlichten Debut Joy Visible bemerkenswert viele Möglichkeiten und begeistert so direkt mit einem spannenden und turbulenten Album.
Das auf dem Bänkelsänger so beliebte kunterbunte Sammerlsurium an Instrumenten wird wiedermal ausgereizt bis aufs Blut ohne jedoch an Spieldosenmusik zu erinnern. Die niedliche Stimme der Sängerin Live Foyn Friis wird ständig mit anderen Klangkombinationen konfrontiert, hüpft bedenkenlos über Jazzharmonien, bekommt zuweilen einen Schimmer von Nachdenklichkeit und lässt sich auch von den zuweilen unruhigen Arrangements nicht an den Rand drängen.
Fabelhaft wenn sie im melancholischen "Be Still" mit ihtren beiden Mitstreitern Alex Jonsson und Jens Mikkel Madsen über experimentierfreudige Loops und Bass-Tupfer hinweggleitet, angespannt, jedoch immer mit nordischem Gleichmut. Man möchte "Björk!" rufen, jedoch besitzt Live Foyns Stimme genug Eigenständigkeit, um sich nicht in Vergleichen messen zum müssen.
"Joy Visible" erinnert jedoch zuweilen auch an die französische Chanteuse Camille, wie im fordernden "Bold Old Man", dass eingerahmt in Vocal-Loops mit geradezu verschwenderischen Dopplungen ins formvollendete Schwelgen gleitet. Das düstere "She Hides" hätte sich auch auf den beiden Alben Susanne Sundfors nicht unwesentlich als Fremdkörper gefühlt und bei "Lady Light" kommt man klassicher Barjazzmelancholie ziemlich nahe.
Technisch ist "Joy Visible" ein echter Leckerbissen. Die Kontrabasssaiten schnarren ungefiltert durch die Gehörgänge, die Präsenz der Sängerin fodert unverhohlene Aufmerksamkeit, mal sprunghaft, mal lasziv; jedoch immer sehr struktiert, selbst wenn wie in "Sailing" eher über rudimentäre Rhythmus-Strukturen hinweggesungen wird. In dem Zusammenhang scheint es wenig erstaunlich, dass das Trio in Skandinavien bereits einige Erfolge erzielt hat und 2012 bereits einen Danish Music Award gewonnen hat.
Live gibt's heute und morgen noch die Gelegenheit die drei zusammen mit dem wunderbaren Echo Me zu sehen, dazu sollte man sich möglichst hier aufhalten:
04.01.2013 Blue Note Magdeburg05.01.2013 Ostpol Dresden
Da gerade überdies bereits eifrig am zweiten Album gewerkelt wird, gibt es bald schon Nachschub, bis dahin sollte das abwechslungsreiche Debut aber mehr als zufriedenstellen.