Die sogenannten „Location Based Services“ (LBS) gibt es nun ja auch schon seit einigen Jahren. Dabei handelt es sich um Dienste, welche den Aufenthaltsort eines Nutzers ermitteln und nach einem sog. Check-In diese Position speichern. In Verbindung mit vorher (von den Eigentümern) definierten Checkpunkten (wie z.B. Ladengeschäfte, Points-of-Interests, o.a.) erfolgt hieraus ggf. ein Matching, d.h. der Nutzer checkt sich in einem bereits definierten Ort ein. Beispielsweise betritt ein Kunde ein Ladengeschäft und checkt sich darin ein. In den USA sind diese Dienste mittlerweile sehr beliebt, da Unternehmen erkannt haben, dass sich hier mit wenig Aufwand ein grosser Nutzen ergeben kann. Der bekannteste dieser LBS ist Foursquare. Foursquare ist ein LBS mit integriertem Social Network, mit dem Nutzer ihren Freunden per Check-In über Smartphone ihre derzeitige Position mitteilen können.
Weltweit hat Foursquare mittlerweile nach eigenen Angaben über 15 Millionen Nutzer. In Deutschland ist der Dienst noch nicht sonderlich verbreitet und genaue Nutzerzahlen lassen sich leider nicht mit Gewissheit bestimmen. Schätzungen gehen hier von ca. 100.000 Nutzern aus. Warum Foursquare in Deutschland noch nicht so verbreitet ist, liegt im Wesentlichen an zwei Gründen, die ich hier nur kurz anreissen möchte:
- Nutzer sagen, dass es zu wenig Angebote von Seiten der Unternehmen gibt.
- Unternehmen sagen, dass es zu wenig Nutzer für Ihre Angebote gibt.
Sie sehen, hier liegt ein klassisches Henne-Ei-Dilemma vor. Ausserdem ist das Datenschutzbewusstsein in Deutschland deutlich ausgeprägter als in anderen Ländern, was auch zu einer gewissen Vorsicht beiträgt. Doch auch bei Foursquare lässt sich einstellen, wer welche Check-Ins sehen darf.
Andererseits bietet dies für Sie als Unternehmen wiederum die Chance, in einem bisher relativ wenig genutzten Feld eine Pionierrolle einzunehmen und mit verhältnismässig wenig Aufwand neue Kunden zu gewinnen oder bestehende Kunden an Sie zu binden.
Doch wie soll das gehen? Wie funktioniert das mit den Location Based Services? Foursquare macht sich die Neugier und das Verlangen nach Belohnung zunutze. Deswegen gibt es in Foursquare selbst sogenannte Badges zu verdienen, wenn man bestimmte Anforderungen erfüllt, doch Sie können die Anreize noch wesentlich steigern. Wie eingangs erwähnt, geht es darum, dass (potentielle) Kunden in Ihr Geschäft kommen, sich in den Dienst einchecken und dadurch von Ihnen „belohnt“ werden. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Sie bei Foursquare Ihr Ladengeschäft registriert und kenntlich gemacht haben, sonst kann der Nutzer Sie natürlich nicht finden. Darüber hinaus braucht der Nutzer auf seinem Smartphone die Foursquare-App, dies ist allerdings kein Problem, denn die App liegt für alle gängigen mobilen Betriebssysteme vor. Hierbei kommt die enorm zunehmende Nutzung von Smartphones natürlich sehr zugute.
Und was soll das bringen? Nun, wenn Sie beispielsweise ein Ladengeschäft mit viel Laufkundschaft haben, dann können Sie durch die Möglichkeit eines Check-In Anreize zum Betreten Ihres Geschäfts bieten, indem Sie den Check-In belohnen. Die Belohnung kann dabei recht vielfältig aussehen. Nach der Einrichtung einer Unternehmenspräsenz können Sie mit der Erstellung von Angeboten (Specials / Offers /…) beginnen. Dabei können sowohl Special angelegt werden, die sich eher zur Neukundengewinnung eignen, aber auch Specials, die der Kundenbindung dienen:
- Jeder Check-In bekommt eine Kleinigkeit als Geschenk. Dies muss nichts besonders von Wert sein, sondern muss lediglich den psychologischen Effekt erzielen, dass der Nutzer sich freut und sich in Ihrem Geschäft wohl fühlt.
- Sie veranstalten in einem bestimmten Zeitraum ein Gewinnspiel und ziehen aus allen in der Zeit eingehenden Check-Ins einen oder mehrere Gewinner, die Gutscheine Ihres Geschäfts erhalten werden und laden diese zur Preisverleihung in Ihr Ladengeschäft ein. Das Gewinnspiel machen Sie in Ihren anderen Social Media Kanälen und durch eine Schaufensternotiz bekannt.
- Das soeben beschriebene Event veröffentlichen Sie natürlich auch auf Foursquare (und selbstverständlich auch auf all Ihren anderen Social Media Kanälen) und kündigen im Idealfall gleich eine Anschlussaktion an.
- Eine beliebte Form der kommerziellen Foursquare-Nutzung ist auch First-come-first-serve. Sie geben bekannt, dass die ersten z.B. 10 Check-Ins einen Artikel besonders günstig erhalten.
- Oder Sie verbreiten, dass z.B. Check-In Nr. 100 seit einem bestimmten Beginndatum einen Rabatt oder einen Gutschein bei Ihnen gewinnt und schon werden die Nutzer anfangen, gegeneinander zu spielen, um den Preis zu gewinnen.
- Eine andere Möglichkeit wäre das Angebot von kostenfreiem Parken – gerade in der City sind die zumeist hohen Parkgebühren ein Grund, warum die Kundschaft nicht zu Ihnen kommt.
- Eine andere Art der Belohnung geschieht auch oft in Form von Bonuspunkten, sogenannten Customer Loyalty Programs. Dabei erhalten die Nutzer bei jedem ihrer Besuche in Ihrem Geschäft einen Bonuspunkt, welches sich durch Foursquare sehr gut visualisieren und nachverfolgen lässt. So können Sie diesen wertvollen wiederkehrenden Kunden bei bestimmten Stufen unterschiedliche Rabatte gewähren (z.B. 5 Punkte = 5% Rabatt, 10 Punkte = 10% Rabatt, usw.) oder andere Zuwendungen geben. Diese Form können Sie auch mit Partnerunternehmen betreiben, indem Sie Ihren Kunden Gutscheine anderer Unternehmen (keine direkten Konkurrenten) überreichen und diese wiederum Ihre Gutscheine verteilen.
- Ebenfalls verbreitet in den USA sind die sog. Friends-Specials. Bei diesen „Freunde-Angeboten“ handelt es sich um Gruppen-Check-Ins, bei denen mehrere Personen gleichzeitig den Check-In tätigen und Sie daraufhin quasi einen „Mengenrabatt“ gewähren, wie z.B. „Checkt mit 5 Personen ein und bezahlt nur 4 Essen“ oder „Mit jeder zusätzlich eingecheckten Person erhalten alle x% Rabatt“.
- usw. usw.
Wie Sie sehen, sind die Gestaltungsmöglichkeiten einer Foursquare-Kampagne sehr vielfältig. Die Gestaltungsspielräume sind hier sehr weit gesteckt und nur die Fantasie ist die Grenze. Foursquare ist kostenlos und deswegen sollte sich jedes stationäre Geschäft im ersten Schritt eine Unternehmenspräsenz sichern. Im zweiten Schritt kann dann, ggf. mit Hilfe eines Beraters, über sinnvolle und gezielte Marketingmaßnahmen nachgedacht werden. Probieren Sie es einfach aus – und wenn Sie keine Kunden über Foursquare generieren, halten sich Ihre Aufwände in sehr überschaubaren Grenzen.
Ich persönlich glaube jedoch, dass diese Form des Marketing auch in Deutschland in kommender Zeit stark zunehmen wird. Falls Sie anderer Meinung sind, freue ich mich über Ihre Kommentare.