Fotografieren ist das Ziel

Fotografieren ist das ZielOlympus OM-D E-M1X | M.Zuiko 300mm ƒ4.0 + MC-20 | 600 mm (1200mm KB) | ƒ8 | 1/1000s | ISO250 | Capture One Pro

Gestern habe ich ein YouTube-Video geteilt, indem Robin Wong über die Krise des Kamerageschäfts spricht. Ich glaube, es ist einer der klügsten Kommentare, die ich jemals zu dem Thema gehört habe. In einem Punkt teile ich seine Beschreibung allerdings nicht ganz, und zwar da, wo er eine Kreativitätskrise als mitverantwortlich am rückläufigen Interesse an Fotoapparaten anführt.

Wong spricht davon, dass in der Fotografie ein kreativer Stillstand eingetreten ist, und dass das im Gegensatz zu anderen kreativen Disziplinen stehe. Ich für meinen Teil glaube jedoch, dass an diesem Problem nicht nur die Fotografie leidet. So kann ich mich beispielsweise nicht erinnern, in den letzten 20 Jahren irgendetwas gehört zu haben, das dermaßen neu und innovativ ist, wie in den 60ern Funk und die Beatles, Ende der 60er Psychedelic, in den 70ern Hard Rock, Soul, Punk, Disco, New Wave und Electronic, ab den späten 70ern Rab und Hip-Hop, in den 80ern der Sound von Prince, danach House und Techno oder in den 90ern Nirvana, Djungle, Break-Beat und Drum&Bass. Nicht, dass ich glaube, dass den Leuten heute die Kreativität fehlte. Ich glaube nur, dass mehr oder weniger alles was im Rahmen von Rock, Pop und Black Music möglich ist, weitgehend ausgereizt ist. Darüber hinaus sind dominante Strömungen, wie einst Glam Rock, Disco oder Techno, der Pluralität gewichen. Heute gilt, alles geht und alles geht nebeneinander. Dasselbe sehe ich in der Mode und ich vermute, dass es auch in der bildenden Kunst nicht anders ist.

Wong nennt CGI als kreativen Motor in der Filmindustrie, und dass das kreative Kino heute lebendiger ist als die kreative Fotografie. Ich zweifle etwas daran, dass Computer generierte Bilder tatsächlich zu kreativerem Kino geführt haben. So wie Wong kritisiert, dass Fotografien heute viel zu selten Geschichten erzählen, glaube ich, dass CGI wenig zu kreativeren Erzählungen im Kino beitragen und die Handelsstränge von Filmen viel zu oft nur mehr von computergenerierter Action getragen werden, ohne dass den Bildern noch eine schlüssige Handlung zugrunde liegt. Und so gesehen, sind sich Fotografie und Film – sofern Wong recht hat – gar nicht unähnlich, denn auch in der Fotografie führt die sich stetig weiter entwickelnde Technik zu Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren so noch nicht existierten. So ermöglichen exzellente RAW-Konverter gemeinsam mit Bildsensoren die über einen Dynamikumfang von bis zu 15 Lichtwerten erreichen, wie auch HDR eine Bildästhetik die die Möglichkeiten der klassischen 8-Bit-Farbe-Fotografie bei weitem Sprengen.

Ich möchte mit diesem Artikel jedoch auf etwas ganz anderes hinaus. Viele Fotografen mit Ambition und Leidenschaft scheinen mir nahezu zwanghaft vom Verlangen getrieben sein, mit ihren Bildern einzigartige Kunst zu machen – ein Anliegen, das auch in Wongs Kommentar deutlich herauszuhören ist. Ich persönlich jedoch kann mit diesem Anspruch wenig anfangen. Ich bin ganz grundsätzlich Anhänger von der Philosophie, dass der Weg das Ziel ist.

Ich bin kein Auftragsfotograf, sondern Fotograf aus Leidenschaft, und deshalb in der glücklichen Lage zu fotografieren was und wie ich will. Für mich zählt das Fotografieren, nicht das Foto das am Ende dabei herauskommt. Natürlich gehört es dazu am Ende auch Resultate zwischen den Aufnahmen zu finden, die auch beim Betrachten noch etwas Begeisterung bei mir hervorrufen können, und die ich auch später immer wieder gerne sehe. Aber das genügt mir. Ich muss keine große, einzigartige, nie dagewesene Kunst machen. Ich weiß, dass es schon Milliarden Aufnahmen von Sonnenuntergängen gibt. Das besondere an den Sonnenuntergängen in meiner Bibliothek jedoch ist, dass ich sie gemacht habe und dabei war, als sie an diesem Abend untergingt. Natürlich weiß ich, dass es um Welten bessere Aufnahmen von Graugänsen im Landeanflug gibt. Aber das Foto oben habe ich gemacht und deshalb bedeutet es etwas für mich.

Ich kann mit dem Geltungsbedürfnis vieler Leute, die mit künstlerischen Tätigkeiten ihre Freizeit verbringen, wenig anfangen. Viele Leute laufen. Aber sie laufen für sich, weil es ihnen gut tut, weil sie abschalten können, weil sie in einen Flow kommen. Kaum der läuft, tut das, um eines Tages eine olympische Medaille zuhause aufhängen zu können. Selbst die meisten die Marathon laufen, tun das nicht, um zu gewinnen, sondern weil sie dabei sein wollen.

Ich glaube die meisten Hobbys werden betrieben, um Spaß an der Sache zu haben, nicht um eines Tages mit einer besonderen Leistung mehr oder weniger groß herauskommen zu müssen. Das ist genau der Sinn, in dem ich fotografiere. Fotografie versetzt mich in einen Flow. Fotografie ist mein Laufen. Ich mache es, weil es mir Freude bereitet. Nicht um eines Tages einen Fotomarathon zu gewinnen.


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