Fotografie | SchwarzWeissBlick No 5

Von Frauke Döring

Für ein Shooting sollte es eine außergewöhnliche Location sein. Mein Auftrag war nur, meine Kameratasche zu packen und pünktlich dort zu sein. Ich bin ja mehr so der Knipsspezialist für Dinge, die sich nicht bewegen, nicht für Menschen. Also bin ich früher zum vereinbarten Termin gefahren und war erstmal enttäuscht. Nicht nur der Himmel, sondern auch der Bahnhof war vor allem eins: Grau. Wie soll eine Horde Mädels davor in Szene gesetzt werden? Ich bin erstmal um den Bahnhof geschlichen und habe Bilder für heute gemacht. Meine Sorge war unbegründet: Das Shooting war total witzig, weil die Mädels total locker waren und tolle Ideen hatten, wie sie geknipst werden wollten. Und ich hab heute mega Muskelkater in den Oberschenkeln, vom ewigen hinknieen und wieder aufspringen (kann aber nicht sein, dass das am fehlenden Sport liegt, oder?).




Ein Denkmal
Jetzt bin ich schwer beeindruckt von dem grauen Bahnhof. Der Bahnhof in Dissen wurde 1846 in Hildesheim für den dortigen Bahnhof errichtet, 1884 durch einen neuen ersetzt und 1886 in Dissen wieder aufgebaut. Heute steht der Bahnhof unter Denkmalschutz (das hat sich bei dem Alter auch verdient, oder?). 1984 wurde der Personenverkehr, 1991 dann auch der Güterverkehr dieses Bahnhofs eingestellt. Liebhaber dieses Bahnhofs und des Haller Wilhelm haben jahrelang dafür gekämpft, dass der Bahnhof wieder in Betrieb genommen wird und es tatsächlich geschafft, dass heute wieder stündlich Züge dort halten und abfahren. Laut eines Zeitungsartikels vom Juni 2014 stehen die Baugerüste nicht zur Dekoration auf dem Gelände. Hier soll alles wieder instand gesetzt und in Betrieb genommen werden. Bislang beherbergt das Gebäude aber nur einen Jazzclub, der seit 1992 wacker dort die Stellung hält. Die wirklich interessante Geschichte dieses Bahnhofs kannst du hier und hier nachlesen.




Verloren
Bahnhöfen haftet immer etwas Trauriges, Verlorenes an. Natürlich auch Aufregung, aber ich empfinde die Tristesse und das Gefühl der Verlassenheit dort immer stärker als das der Freude über das Reiseziel. Vielleicht, weil es immer ein wenig verwahrlost auf den Bahnsteigen aussieht, weil Reisende hier und dort etwas liegenlassen, verlieren oder hinwerfern. Vielleicht, weil alle auf dem Sprung sind, ganz gleich, ob freudig, erwartungsvoll, erschöpft oder traurig. Vielleicht, weil es immer, aber wirklich immer, zugig ist auf den Bahnsteigen. Vielleicht, weil immer ein wenig Angst dabei ist, den Zug nicht zu verpassen.






Endlos
In der Stadt, in der ich lebe, wird seit Jahren immer wieder am Bahnhof gebaut, saniert, abgerissen, erweitert, eröffnet, geschlossen. Und dieser Bahnhof ist beileibe nicht der einzige, der eine endlose Dauer-Baustelle ist und Unsummen an Geld verschlingt. Ich reise ungern mit der Bahn. Ich finde es teuer, oft hat der Zug Verspätung, meist sind nicht nur die Bahnsteige, sondern auch die Züge verdreckt und nach einer langen Fahrt fühle ich mich immer wenig staubig, schmutzig. Vielleicht bin ich aber auch zu kritisch, eben weil ich so selten mit Bus und Bahn fahre. Ich habe kurz überlegt, zu diesem Shooting mit der Bahn zu fahren. Aber ein Blick auf den Fahrplan und den Fahrpreis hat die Idee ganz schnell wieder in der Versenkung verschwinden lassen. Die Fahrt hätte mit der Bahn fast 45 Minuten länger gedauert und meine Tankfüllung kostet mich hin und zurück weniger als ein Bahnticket für Hin- und Rückfahrt.



SchwarzWeissBlick 
Worum geht es?
Kurz zusammengefasst ist die Schwarzweißfotografie ein fotografischer Vorgang ohne die  Abbildung von Farben. Das, was wir sehen, ist unbunt, monochrom. Bei der monochromen Fotografie haben der Kontrast und der Aufbau des Bildes eine viel größere Bedeutung als bei farbigen Bildern. Schwarzweiße Bilder lassen das gleiche Motiv eine völlig andere Sprache sprechen als die bunte Version.

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Wie geht es dir auf Bahnhöfen? Bist du aufgeregt? Gestresst, weil die Umsteigezeit viel zu knapp bemessen ist? Ängstlich, weil du selten fährst und ein wenig bange bist, das richtige Gleis nicht zu finden und den Zug zu verpassen? Routiniert, weil du ständig im Zug sitzt?