Fotografie nur noch begrenzt gesellschaftsfähig?

Fotografie, was ist los mit dir? Wäre die Fotografie ein Mensch, dann würde ich sie genau das fragen. Nach meiner Zwangspause und dem endlich einsetzenden Gesundungsprozess, steige ich nun wieder ganz langsam in die Fotografie ein. Aber was sehe ich? Die Stimmung ist schlecht. Viele Fotografen wenden sich von ihrem bisher liebsten Zeitvertreib ab. Die Analogfotografie tritt auf der Stelle, die Digitalfotografie langweilt sich in Ankündigung neuester Spitzenwertankündigungen. Und jeder Tourist fragt sich, ob er das soeben geschossene Bild überhaupt straffrei machen durfte. Notfalls wird das Bild gelöscht und beerdigt, bevor der Gefängnisaufenthalt droht. Ist eine bildlose Zeit angebrochen? Ist die Fotografie nur noch begrenzt gesellschaftsfähig?

Fotografie und Gesellschaft – ein fragiles Gebilde

Fotografie und Gesellschaft stehen seit jeher nicht immer im Einklang zueinander. Was sich auf der einen Seite erzeugen lässt, war auf der anderen Seite nicht immer willkommen. Denken wir zurück an die Zeit der Arbeiterfotografie, die um Missstände aufzudecken Bildbeweise in die Öffentlichkeit trug. Dieses Bildmaterial zu erstellen war durchaus verboten, aber die Arbeiterfotografen fotografierten trotz Verbote. Rückblickend verdanken wir diesen Arbeiterfotografen viel. Einerseits brachten sie die Entwicklung von handhabbaren und ergonomisch gestalteten Kameras voran und setzten mit ihrer Forderung nach lichtstarken Filmmaterialien die filmherstellende Industrie unter Handlungsdruck. Andererseits verdankt die Gesellschaft den Arbeiterfotografen viele Bildzeugnisse, die ein Umdenken in der Bevölkerung auslöste. Das ist nur ein Beispiel unter vielen. Fotografie und Gesellschaft leben (oder lebten?) in einer Symbiose.

Die Symbiose zwischen Fotografie und Gesellschaft ist niemals reibungsfrei. Aber was wäre, wenn der eine Teil dieses fragilen Gebildes wegbricht? Eigentlich muss man auch gar nicht lange rätseln … der einzige Teil der wegbrechen kann, ist die Fotografie. Also was wäre wenn die Fotografie wegbricht?

Ich traue mich nicht in diese Richtung weiter zu denken. Fotografie ist seit über 150 Jahren tief in die Gesellschaft eingedrungen, hat sich unentbehrlich gemacht und ist Grundelement unserer Gesellschaft geworden. Bis jetzt. Auf Grund von seltsamen Konstellationen scheint nun die Fotografie unzeitgemäß geworden zu sein.

Als unzeitgemäß gekennzeichnet und ausgemustert

Kann es tatsächlich sein, dass die Fotografie mit allem was sie eigentlich ausmacht, als überholtes Handlungsmuster kurz vor der Ausmusterung steht? Es fühlt sich jedenfalls so an. Spreche ich von der analogen Fotografie? Naja, sowieso, weil die doch angeblich nur noch von einer Handvoll Enthusiasten betrieben wird, um die wahrscheinlich kein Trauerflor wehen wird. Aber auch die Digitalfotografie ist abgekündigt und mit einem dicht bevorstehenden Verfallsdatum versehen. Verdrängt durch Mobiles. Das sind die hübschen Telefone, die auch ins Internet gehen, die Weltrettung über Apps anbieten und zusätzlich über megapixelstarke Kameras verfügen. Alles ist gut und alles ist viel einfacher als jemals zuvor. Bild klick, hupp und husch in Instagram eingestellt. Promistatus wird nach Anzahl Instagramm-Follower gemessen. Geil, Bild gemacht und sofort der Welt kund getan. Das hat aber nichts mit Fotografie zu tun. Merke: Nicht jedes Bild ist eine Fotografie.

Und warum wird auf die Fotografie verzichtet? Nur weil ordentliche SLRs und DSLRs keinen Internetzugang haben? Nein, nein, der Grund liegt unter einer tonnenschweren Technikhyperie begraben. Da kündigt Sony den 14-Bit-Raw an und Olympus stellt den Mehr-Geht-Nicht-Status in Aussicht. Aber wer will das noch wissen? Wen interessiert das? Wo ist die nutzbringende Anwendung? Instgram können die echten Fotografie-Maschinen nicht, egal wie hochgerüstet sie sind. Fehler der rückständigen Technik! Kein Promi-Status möglich! Also ist das alles unzeitgemäß. Und die Geräte der Analogfotografie? Da ist das Ablaufdatum sowieso schon überschritten und der Promi-Status in weiter Ferne. Die Zukunft gehört dem Mobile-Bild, besonders wenn die Pixel im Sorglos-Format bestens eingestellt werden.

Schlechte Stimmung weil Fotografie überflüssig geworden ist?

Fotografie_iPhoneKlar, wenn man sich eine zeitlang mit etwas beschäftigt hat, das urplötzlich aus dem Verkehr gezogen wir, ist die Stimmung allemal schlecht. Ich weiß wovon ich rede, weil ich das schon mehrmals erlebt habe. Einstmals fuhr ich „Ente“. Citroën 2CV, für all jene, die das nicht einordnen können. Pah, Opa twittert vom Krieg und ergeht sich in Trauer. Egal, ich weiß was Ausmusterungsschmerz bedeutet. Manchmal stirbt sogar die große Liebe. Aber muß es unbedingt die Fotografie sein?

Hier an dieser Stelle ist es Zeit für ein persönliches Statement.

Für mich ist es klar, dass die Fotografie keinesfalls überflüssig geworden. Von der schlechten Stimmung lass ich mich auch nicht beeinflussen. Meine geliebte Analogfotografie pflege ich fürderhin für mich und eine versprengte Schar Gleichgesinnter. Treu bis ins Ende. Technische Innovation und absolute Spitzenleistungen der Digitalen brauch ich nicht, weil meine Bilder auch vorher schon funktioniert haben. Nachweislich und verbrieft. Weil mir da eine gewisse Gleichmut die Kraft für die Zukunft gibt, kann ich sogar die iPhone-Knipserei für meine Zwecke nutzen. Und die rechtlichen Einschränkungen und juristischen Keulen? Die sind mir zwar nicht egal, aber ich vertraue darauf, daß mir die Navigation zwischen den Untiefen gelingt. Als Rest bleibt dann nur noch der alte Spruch „no risc no fun“.

Und wie seht Ihr das?


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