Im Untergeschoss der Würzburger Universitäts-Mensa ist eine kleine Parallelwelt entstanden. Inmitten roher Betonwände und Versorgungsleitungen haben sich Mitarbeiter persönlich gestaltete Nischen eingerichtet und damit Rückzugs- und Aufenthaltsräume geschaffen. Johannes Marburg hat diese Orte vor dem Umbau des Gebäudes aufgespürt und fotografisch festgehalten. Seine Bilder werden ab 13. März in der Stuttgarter Fotogalerie f75 ausgestellt.
Ausstellungsbeschreibung
Das Staatliche Bauamt Würzburg hat Johannes Marburg beauftragt, die Mensa am Hubland der Universität Würzburg zu dokumentieren. Das Gebäude, 1978 von Alexander Freiherr von Branca errichtet, wird in den kommenden Jahren grundlegend saniert werden. Im Untergeschoss haben sich Angestellte des Hauses Aufenthaltsräume geschaffen, in dem sie in der schwer einzugrenzenden Anonymität Orte mit persönlichen Gegenständen als die ihrigen markiert haben. Damit sich diese Zonen der Individualität gegen die Unwirtlichkeit behaupten können, wird penibel Ordnung gehalten. Umgekehrt überhöht und isoliert die Umgebung die Zeichen, mit denen der persönliche Raum markiert und abgegrenzt wird; sie überzeichnet den Willen, sich einen Ort, der dafür nicht vorgesehen ist, zu eigen zu machen. Hier wird wie unter einem Brennglas deutlich, dass jedermann einen Raum benötigt, den er als den seinigen deuten kann – und sei er auch noch so trivial und vermeintlich austauschbar eingerichtet. Mit der Sanierung wird diese fast an eine soziologische Versuchsanordnung erinnernde, gewachsene Heimat wieder verschwinden. Zumindest vorübergehend.
Johannes Marburg wurde 1969 in Frankfurt am Main geboren. 1993 – 1998 Architekturstudium an der Universität Karlsruhe. 1999 Assistenz bei Manuel Kubitza, Köln. Seit Ende 1999 selbständig als Fotograf tätig. Johannes Marburg lebt in Genf.
- Website der Fotogalerie f75
- Website des Fotografen Johannes Marburg
Wann und wo
Fotogalerie f75
Filderstraße 75
70180 Stuttgart
Ausstellung vom 13. März bis 2. April 2015
Eröffnung am Freitag, 13. März 2015, 19 Uhr
Zur Eröffnung spricht Johannes Marburg (Genf) mit Wilfried Dechau (Stuttgart)