Kasabian „Velociraptor!“ (Columbia)
Verrückt, wie manchmal alles zusammenpasst. Da liest man ein paar Zeilen über dieses gefräßige und hinterlistige Biest, welches der Velociraptor in grauer Vorzeit als kleinwüchsige Unterart der Dinosaurier gewesen sein soll, warum das fiese Ding also in Crichtons „Jurassic Park“ für mehr als nur eine fossile Pflanzenfresserrolle vorsprechen durfte. Und da steht dann, dass ganze 60 Prozent des Schädels dieses Tieres aus seinem Maul bestehen – und, ja, das passt dann irgendwie auch zu dieser Band. Denn auch Kasabian sind, seit 1997 im Dienst, in erster Linie liebenswürdige Maulhelden, die es unter „bester Band der Welt“ einfach nicht können und lieber einen auf dicke Hose machen als in der Tagessuppe unerkannt mitzuschwimmen.
Stilistisch hat sich im Laufe der Jahre bis hin zur nunmehr vierten Platte nicht viel geändert, die Jungs aus Leicester bespielen noch immer eine Schnittmenge aus Oasis, Primal Scream, Pink Floyd und The Prodigy. Sie beherrschen also noch immer die fast schon ausgestorbene (sic!) großkotzige Britpop-Attitüde und stehen einem Liam Gallagher in der Kunst des lustvollen, manchmal auch nervtötenden Zerdehnens von Vokalen kaum etwas nach. Und natürlich haben sie von ihrer Fähigkeit, eingängige Mitsingnummern am Stück zu schreiben, nur wenig eingebüßt – gleich drei davon gibt es mit „Let’s Roll Like We Used To“, „Days Are Forgotten“ und dem gnadenlos romantischen „Goodbye Kiss“ zu Beginn des neuen Albums.
Für die Drogenbeichte muss diesmal der verteufelte Absinth herhalten („La Fée Verte“), ein bekiffter Tagtraum mit Mariachibläsern. Aufmerken lassen einen das komplett verkabelte „I Hear Voices“, das gefällig vor sich hin pluckert, und auch die anfänglichen Diskobeats bei „Re-Wired“ waren so vielleicht nicht zu erwarten, entwickeln sich aber leider, wie mancher andere Song auch, zu einem etwas mittelmäßigen Gestampfe. Auf das Gewummer früherer Tage muß der Fan bis fast zum Schluß warten, „Switchblade Smiles“ erinnert an die alten Kracher wie „L.S.F.“, „Club Foot“ oder „Processed Beats“, als man sich vor der PA bei Kasabian-Konzerten noch für lau die Haare föhnen konnte. Dass diese Momente fast gänzlich fehlen, macht das Album zwar keineswegs zu einem schlechten, aber für Superlative reicht’s eben auch nicht.
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