Was sagt Frau Sabienes?
Fortunas Tochter von Isabel AllendeValparaiso, Chile im Jahr 1832. Der Leiter der englischen Handelsniederlassung, Jeremy Sommers führt mit seiner Schwester Rose ein recht behagliches Leben im Kreise der besseren Gesellschaft der Stadt. Als vor ihrer gemeinsamen Villa ein Findelkind aufgefunden wird, nimmt sich die exzentrische Rose seiner an Kindes statt an und gibt ihr den Namen Eliza. Sie lässt das Mädchen alles lernen, was zu der damaligen Zeit eine Gesellschaftsdame hat wissen müssen. Denn ihr Ziel ist es, sie trotz ihrer unbekannten Herkunft einmal angemessen zu verheiraten.
Doch das ungestüme Mädel verliebt sich ganz unsterblich in Joaquín Andieta, einem Angestellten der Handelsniederlassung aus armen Verhältnissen. Joaquín will sein Glück als Goldschürfer in Kalifornien machen. Als Eliza merkt, dass sie schwanger ist, ist ihr Liebster bereits weit auf dem Meer.
Eliza beschließt, Joaquín nach Kalifornien zu folgen und überredet den Chinesen Tao Chi’en sie an Bord eines Schiffes zu schmuggeln. Während der anstrengenden Reise verliert sie ihr Kind und beinahe ihr Leben. In San Francisco angekommen, muss sie lernen, dass dort Frauen lediglich als Prostituierte wahrgenommen werden. Deswegen verkleidet sich das zierliche Mädchen mit Hilfe von Tao als Chinese und macht sich auf, ihren Liebsten zu suchen.
Aber das Land ist groß und alle Spuren nach Joaquín Andieta führen ins Nichts.
Isabel Allende
Isabel Allende, Jahrgang 1942 wuchs als Tochter eines chilenischen Diplomaten in verschiedenen lateinamerikanischen, arabischen und europäischen Städten auf. Als Journalistin engagierte sie sich stark für Frauenrechte in Lateinamerika. 1973, nach dem Militärputsch des Diktators Pinochet war sie nicht nur durch ihre familiären Verbindungen zu Salvador Allende gezwungen, ins Exil nach Venezuela gehen.
Ihr erfolgreichster Roman ist das Familienepos Das Geisterhaus, das 1993 unter dem gleichen Titel verfilmt wurde.
Isabel Allende lebt heute in den USA und setzt sich weiterhin für Menschenrechte, Frauenrechte und für die Aufarbeitung der Verbrechen während des Pinochet-Regimes ein.
Nachtrag: Die Isabell schreibt sich übrigens nur mit einem „L“, also Isabel. Das ist mir leider erst viel zu spät aufgefallen. Im Text konnte ich es noch ändern, aber es sei mir verziehen, dass ich keine neuen Fotos erstellt habe.
Fortunas Tochter – Meine Meinung
Für meinen Geschmack haben Frauenromane immer den Makel, zu romantisch, zu kitschig, zu unrealistisch zu sein und viel zu viel Schmus zu beinhalten.
Das gilt auch streckenweise für Fortunas Tochter. Aber obwohl die hier geschilderten Vorkommnisse sehr viel Romantik beinhalten, sind sie eigentlich eher als tragisch zu bezeichnen. Unrealistisch ist das hier gezeichnete Leben und vor allen Überleben einer jungen Frau unter den anarchischen Umständen während des kalifornischen Goldrauschs vielleicht schon. Aber der Roman ist mit einem fast heiteren Unterton geschrieben, dass einem das gar nicht so richtig auffallen will.
Und von der Warte der scheinbar unbeteiligten Protagonistin erfährt man viel über das Leben der Frauen in der damaligen Zeit.
Frauen im vorletzten Jahrhundert
Man muss schon eine Tochter Fortunas sein, wenn man zu dieser Zeit als Frau selbstbestimmt und gut hat leben wollen. Und dabei macht es kaum einen Unterschied, in welchem Teil der Welt man aufwuchs oder in welche gesellschftliche Schicht man hineingeboren wurde. Als „Frau von Stand“ hatte man zwar keine wirtschaftliche Not, unterlag dafür aber enormen gesellschaftlichen Konventionen. Eine Liason mit dem falschen Verehrer oder gar eine uneheliche Schwangerschaft galten schon als ganz unverzeihliche Fehler.
Arme Frauen litten aber noch mehr Not und Unfreiheit, besonders wenn sie als Indiofrau, wie Fresia, die geliebte Köchin im Hause der Sommers, doppelt gebrandmarkt waren.
Interessant fand ich auch die Schilderungen über die verstorbene chinesische Ehefrau von Tao Chi’en. Wir haben ja alle schon von den verkrüppelten Lilienfüße der Chinesinnen gehört. Aber welche Konsequenzen dies für die Gesundheit und den Tagesablauf dieser Frauen hatte, war mir so eindrücklich noch nie bewusst.
Unterm Strich ist die Entscheidung mancher Frauen, sich als Prostituierte zu verdingen für die damaligen Verhältnisse ein wenig nachvollziehbar. In dem Buch werden diese Damen sogar als ziemlich fidel beschrieben, allerdings nicht alle.
Fortunas Tochter – Fazit
Ich hatte ein wenig Probleme mit dem Titel, der auch dem spanischen Pendant der Originalausgabe entspricht. Denn der Begriff Fortunas Tochter erscheint in keiner Kapitelüberschrift und auch im Text wird er nur am Rande erwähnt. Vom Konsens her ist er mir aber klar: Glückstochter … Glückskind.
Trotzdem stört mich diese Wahl.
Ansonsten ist dies ein mehr als interessantes Buch in einem leichten, aber dennoch sehr schönen Erzählstil geschrieben.
Isabel Allende hat auch hier einmal mehr ihre hervorragende Erzählkunst bewiesen.
Bibliografisches
Bibliografisches zu dem Buch „Fortunas Tochter“ von Isabel Allende- Titel: Fortunas Tochter
- Autor: Isabel Allende, Lieselotte Kolanoske (Übersetzung)
- Originaltitel: Hija de la fortuna
- Gebundene Ausgabe: 705 Seiten
- Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 2 (31. Juli 2012)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3518463837
- Preis Stand Juni 2018: 5,90 € (Taschenbuch) 10,00 € (Gebundene Ausgabe), 9,99 € (Kindle Edition)
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(Alle Angaben ohne Gewähr)
Mit dieser Rezension beteilige ich mich an Daggis Buchchallenge 2018, Aufgabe 35: Lese ein Buch von einem Autoren, der nicht aus Deutschland, Großbritannien oder den USA stammt
Alle Fotos: Fortunas Tochter – Ein schöner Frauenroman von Isabel Allende ©frau-sabienes.de
Text: Fortunas Tochter – Ein schöner Frauenroman von Isabel Allende ©frau-sabienes.de
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