Forst-Management kann Klimafolgen für den deutschen Wald abfedern

Bei entsprechender Bewirtschaftung lassen sich negative Folgen des Klimawandels für den Wald auffangen: Mit besser angepassten Baumarten und dem richtigen Management kann der deutsche Wald für das Jahr 2100 fit gemacht werden.
Eine entsprechende Studie wurde jetzt in der Fachzeitschrift „Carbon Balance and Management“ veröffentlicht. Darin untersuchten Professor Michael Köhl und andere Wissenschaftler vom KlimaCampus der Universität Hamburg zwei unterschiedliche Klimaszenarien für das Jahr 2100. Für beide wurden verschiedene Varianten von Waldmanagement simuliert. Ergebnis: Die Fitness eines Waldes ist viel stärker von seiner Bewirtschaftung als von künftigen Klimaänderungen abhängig.

Ein Wald kann durch Bäume, die Trockenheit vertragen, durch kürzere Umtriebszeiten – d. h. kürzere Zeitspannen von Pflanzung bis Ernte – und regelmäßiges Durchforsten auch 2100 dem Klimawandel trotzen.

Für die Studie wählten die Wissenschaftler die Szenarien A1B und B des IPCC-Weltklimaberichts für das Jahr 2100. Das erste Szenario geht von starkem Wirtschaftswachstum und deshalb von einer anhaltenden Temperaturerhöhung aus. In Szenario B handeln die Menschen nachhaltiger, sodass sich die globale Temperaturerhöhung auf 2° Grad Celsius begrenzen lässt. Für beide Fälle simulierten die Forscher drei verschiedene Bewirtschaftungsstrategien für die Wälder Deutschlands. Diese reichten von „maximalem Profit“ mit gleichaltrigen Beständen einer Baumart, kürzeren Umtriebszeiten der Bäume und geringer Artenvielfalt – einer Bewirtschaftung mit hoher Rendite – bis hin zu einer beinahe naturbelassenen Bewirtschaftung mit langer Lebensdauer der Bäume und reicher Biodiversität.

Die Ergebnisse zeigen: Die Bewirtschaftungsart wirkt sich stets deutlicher aus als die Stärke der Klimaänderung. Alle drei Formen des Waldmanagements für dasselbe Szenario unterscheiden sich deutlicher untereinander als in den beiden Klimaszenarien. Dies galt für alle untersuchten Kriterien, wie z. B. das durchschnittliche Holzvolumen, die Entwicklung des Kohlenstoffgehalts pro Fläche, die Artenzusammensetzung oder das Durchschnittsalter der Bäume.

Bäume können ihren Standort nicht wechseln. Aufgrund ihrer genetischen Ausstattung sind sie jedoch in der Lage, sich rasch an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen – ihr genetisches Erbgut ist etwa zehnmal so umfangreich wie das des Menschen. „Die erwarteten Klimaänderungen schreiten allerdings selbst für die flexiblen Bäume zu schnell voran. Erst über Nachfahren und Kreuzungen könnten die Anpassungsmechanismen wirken, ein Baumleben kann aber bis weit über 500 Jahre dauern“, so Prof. Köhl.

Die Studie zeigt vor allem, dass mit der Bewirtschaftung Einfluss auf die Waldgesundheit genommen werden kann – und sollte. „Würde man den deutschen Wald jetzt sich selbst überlassen, nähme seine Vitalität rapide ab“, so Köhl. Für die Zukunft empfiehlt der Forstexperte Arten, die sich auf trockenen Böden wohl fühlen. Gleichzeitig sollten die Bäume nicht zu alt werden, die Wälder häufiger durchforstet und Bäume selektiv entnommen werden – die besten Voraussetzungen für einen „Fit forest“ 2100.


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