Formel E Meisterschaft 2014

Die Pläne der 2014 geplanten Formel-E-Meisterschaft nehmen immer konkretere Züge an. Doch “Grüne” Technologie und Grundwerte des Motorsports unter einen Hut zu bekommen, mutet wie die Quadratur des Kreises an. Wie lange kann man mit einem Elektromotor Rennen fahren? Klingt der Antrieb noch nach Motorsport? Wie wird sich die Fanszene der innovativen Formelserie annehmen? Und was passiert dann eigentlich mit der Formel 1?
Wie immer Fragen über Fragen.Es sind genau diese Fragen, die aufkamen, als die FIA im September die neue E-Serie für 2014 ankündigte. Zahlreiche Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der folgende Auszug steht dabei stellvertretend für den Großteil der Meinungen: “Ich arbeite in einem Bereich, der Elektroautos, Elektrobusse und intelligente Verkehrssysteme umfasst. Mit vielen angesprochenen Themen beschäftige ich mich jeden Tag. Ich interessiere mich sehr für Motorsport und bin ein Spezialist für zukünftige Transportsysteme – aber ich sehe nur schwer, wie der Kreis hier zum Quadrat werden kann.”

Da ist er wieder – der Kreis. Um ein wenig Licht in die Angelegenheit zu bringen, verweilte Alejandro Agag, Geschäftsführer der Formel-E-Holding, beim Formel-1-Finale in Brasilien. Im Gespräch mit dem Spanier wird schnell klar, dass sich die Gemeinsamkeiten der Formel E mit den traditionellen Formelserien auf ein Minimum beschränken: Alle haben vier runde schwarze Dinger an den Ecken und in der Mitte von all dem sitzt ein Fahrer. Wobei Letzterer vielleicht auch bald überflüssig sein könnte.

Alles anders als in der Formel 1

Aber zurück zur Formel E und ihren Skeptikern – allen voran natürlich Bernie Ecclestone. Dieser meinte kürzlich noch, Elektromotoren würden höchstens in Haartrockner gehören – aber genau jener verglich auch Danica Patrick mit einer Küchengehilfin. Darauf angesprochen, kann Agag im Interview mit ‘Motorsport-Total.com’ allerdings nur müde lächeln: “Wir haben höchsten Respekt vor Bernies Meinung. Aber dies ist eine neue Sache. Die Leute müssen es erst einmal sehen, bevor sie daran glauben können. Wir glauben schon jetzt daran. Es ist ein einzigartiges und völlig neues Konzept und wir möchten uns mit niemandem vergleichen.”

Agag kommt gar nicht davon ab, die Andersartigkeit der Formel E zu betonen: “Wir fahren an unterschiedlichen Orten, benutzen unterschiedliche Autos und sprechen vermutlich auch unterschiedliche Zielgruppen und unterschiedliche Sponsoren an. Also sind wir auch unterschiedlich. Wir haben auch unterschiedliche TV-Übertragungen. Einfach alles wird anders sein. Und so wollen wir uns auch präsentieren.”

Zu Beginn möchte sich die Elektroserie komplett zuschauernah in Innenstädten zeigen – in Zentren mit globalem und kulturellem Status über den ganzen Globus verteilt. Fehler, wie sie die A1GP-Serie vorexerziert hat, möchte Agag umgehen. Deswegen sollen die Rennen auch am späten Samstagnachmittag stattfinden – damit kein weiterer motorsportlicher Event mit der E-Serie kollidiert.

Boxenstopps mit Autowechsel

“Die Events werden mehr Straßenfest als Grand Prix sein”, erzählt der 42-jährige Unternehmer. Die Straßen sollen von Freitag Mitternacht bis zum Sonntagmorgen gesperrt sein, damit so wenige Verkehrsstörungen wie möglich erzeugt werden. Die Kurse (FIA-Lizenzklasse drei) sollen maximal 2,5 Kilometer lang sein – und somit kürzer als der Rundkurs in Monaco.

Der Clou der Formel E wird aber das anvisierte Rennformat sein: drei Läufe mit zwischenzeitlichen Boxenstopps, um das Auto zu wechseln! Richtig gelesen: um das Auto zu wechseln. Zwar war dies in den 1950er-Jahren auch in der Formel 1 Normalität, doch im 21. Jahrhundert kommt dies einem Novum gleich. Aber die Formel E befindet sich ja, wie die Formel 1 zu damaliger Zeit, noch in ihren Anfangsjahren. 25 Minuten, 25 Minuten und ein zehnminütiger Finalsprint; dazu zwei Boxenstopps und zwei Autos: Auto eins, Auto zwei und nochmal Auto eins, das in der Zwischenzeit wieder aufgeladen wurde – so sollen die Läufe in der FIA-Formel-E-Meisterschaft aussehen.

Wie vielleicht bemerkt, fehlt das Wörtchen “Welt” im offiziellen Namen der Serie. Doch Agag hat sofort die Erklärung parat: “Die FIA vergibt das Prädikat Weltmeisterschaft erst nach einiger Zeit, wenn sie sehen, dass die Serie vorangeht und gute Arbeit geleistet wird. Den Namenszusatz streben wir natürlich an, und wir sind optimistisch, dass wir ihn irgendwann einmal auch bekommen werden!” Zudem unterstreicht der Spanier: “Dies ist eine FIA-Meisterschaft, wir haben ein Abkommen über mehrere Jahre, aber wir sind zuständig für die Vermarktung sowie die kommerziellen Rechte der Serie.”

Rennen an “globalen Plätzen”

Apropos Vermarktung: werden die Rennen eigentlich als “Grand Prix” ausgetragen? “Es war uns sehr wichtig, eine angemessene Bezeichnung für Zuschauer und TV-Sender zu finden”, so Agag. “Die Rennen werden als ‘E-Prix’ bezeichnet und in globalen Städten rund um die Welt ausgetragen.”

Doch was heißt das nun genau? “Naja, es ist ein Mix”, antwortet der Geschäftsmann. “Ich würde sagen, 80 Prozent der Austragungsorte sind keine Hauptstadt, denn wir werden in einigen Ländern mehr als ein Rennen austragen. Aber es werden definitiv große, globale Städte mit ihren bekanntesten Plätzen sein – vielleicht mit ein oder zwei Ausnahmen. Daran arbeiten wir.” Obwohl 20 Austragungsorte das Ziel der zukunftsorientierten Serie sind, wird die Jungfernsaison vermutlich nur aus zehn Läufen bestehen. Das erste Rennen soll im Mai 2014 über die Bühne gehen.

“Wir haben bereits die Städte für unsere erste Saison ausgewählt”, verkündet Agag. Einige Monate sollen ein Rennen, andere zwei Rennen beinhalten. “Und es wird einen Monat geben, indem sogar drei Läufe stattfinden.” Langfristig soll eine komplette Saison von Anfang Februar bis Ende November ausgetragen werden.

Für September/Oktober 2013 sind die ersten Demofahrten angesetzt. Wahrscheinlicher Testfahrer wird nach aktuellem Stand der Brasilianer Lucas di Grassi, der seit seiner Formel-1-Debütsaison bei Virgin als Pirelli-Tester aktiv ist. “Vor dem nächsten Sommer sollten die ersten beiden Autos einsatzbereit sein”, hofft Agag. “Es wird Testfahrten geben und im Anschluss daran Demoläufe in einigen Rennorten. Das geschieht von Oktober 2013 bis zum Start in die erste Saison.”

Renommierte Partner an Bord geholt

In Brasilien war Alejandro Agag überzeugt, dass die FIA “in ein oder zwei Wochen” die Rahmenbedingungen für die Serie herausgeben wird, und dass diese sich nicht sonderlich von den ersten Entwürfen unterscheiden werden: “Es wird sowohl Crashtests als auch andere bekannte Zulassungsprozesse geben. Sicherheitstechnisch wird von der FIA wie immer alles streng kontrolliert.”

Doch um diese sicherheitsrelevanten Dinge durchführen zu können, benötigt es zu allererst ein Chassis. Dieses soll von einem “anerkannten Hersteller” kommen. Gerüchte, Dallara könne dieser anerkannte Hersteller sein, verweist Agag ins Reich der Fabeln. Fest steht bereits: McLaren Electronic Systems, ein Schwesterunternehmen des Formel-1-Teams, liefert Motoren, Elektronik und Getriebe und ist somit bereits ein wichtiger Partner der Serie. Dies trifft ebenfalls auf das Unternehmen Spark Racing Technology zu, welches die Autos der Formel E aufbauen wird. Ein Chassispartner soll in Kürze bekanntgegeben werden, kündigte man an.

Antrieb liefert über 250 PS

Auch eine Bekanntgabe in Sachen Batterieanbieter soll seitens der Serienbetreiber bereits in naher Zukunft erfolgen. Zwar soll man sich bereits auf einen Lieferanten geeinigt haben, allerdings gelte es noch letzte Vertragsschritte zu finalisieren. “Eigentlich wird Spark dann mit den Batterien versorgt, aber natürlich sind wir eng in den Entscheidungsprozess gebunden.” Zudem bekommt Spark von McLaren die Antriebsstränge geliefert, die eine Leistung von 250bhp (brake horse power; entspricht rund 253,5 PS) auf die Straße bringen.

“Spark hat das Gesamtpaket des Autos bereits festgelegt”, erklärt Agag. Dies sei ein wichtiger Schritt, denn “die Auslieferung der ersten zehn Fahrzeuge an die Teams soll bereits in der ersten Januarwoche 2014 geschehen”. Insgesamt hat Spark 42 Boliden von der Formel-E-Holding geordert.

Damit die Meisterschaft auch voll durchstarten kann, glaubt Agag, dass alle Teams zu Beginn auf gebrauchsfertige Wagen von Spark setzen. “Aber vielleicht überraschen uns auch einige Mannschaften mit ihrem eigenen Boliden. Solange sie von der FIA homologiert wurden, können sie bei uns antreten.” Trotzdem erwartet er, dass schrittweise der Prozess hin zu verschiedenen Herstellern vollzogen wird: “Nach spätestens drei oder vier Jahren sollten wir ein paar Hersteller an Bord haben.” Besonders im Bereich Batterien und Motoren seien große Entwicklungen abzusehen.

Rahmenprogramm ebenfalls voll elektrisch

Doch die Beteiligten arbeiten nicht nur am Konzept der Serie und den Autos, auch das Rahmenprogramm an der Strecke wird bereits geplant. So soll eine umweltfreundliche Alternative des Porsche-Supercup auf die Beine gestellt werden, und auch Elektrokarts sollen für zusätzliche Unterhaltung an der Rennstrecke sorgen. “Nachhaltigkeit ist eine essentielle Philosophie unserer Serie.” Das Rahmenprogramm werde daher zu 100 Prozent elektrisch sein – sogar Solarkraft oder andere erneuerbare Energien, die einen Elektromotor antreiben können, seien denkbar.

Agag ist sich auf jeden Fall sicher: “Globale Unternehmen suchen nach Motorsportformen, die anders, nachhaltig und vor allem umweltfreundlich sind. Wir sind ihre einzige Alternative.” Zudem sei es einfacher, in die Städte zu kommen, wenn man keinen Lärm macht und keine Abgase produziert.

So kann man mit einer Vision, ein wenig Einfallsreichtum und einer Menge Leidenschaft den Kreis am Ende vielleicht doch zum Quadrat machen. Auf den Versuch kommt es an.

Da bin ich aber sehr gespannt ob die Formel Elektro tatsächlich kommen wird oder nicht.
Gesprochen und berichtet darüber ist schon viel geworden, auch davon das die Formel E nicht zustande kommt. Bin schon sehr gespannt, es wäre eine Bereichung für den Motorsport, als auch für die Umwelt und die Zukunft.

Quelle: motorline.cc

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