Nico Rosberg gewinnt souverän den großen Preis von Australien vor einem überraschend starkem Daniel Ricciardo, der aber anschließend disqualifiziert wurde.
So lange haben wir auf den Saisonstart gewartet und nun ist das erste Rennen auch schon wieder vorbei. Als ein echter Knüller wird das Rennen nicht ins Geschichtsbuch eingehen. Es gab zwar den einen oder anderen netten Fight, aber im Großen und Ganzen war das Rennen eher zäh. Was aber zum einen an der Strecke liegt und zum anderen an all den neuen Neuerungen in dieser Saison. Sprich die Teams sind sicher noch nicht in allen Bereichen volles Risiko gegangen. Hauptsache ins Ziel kommen dürfte bei vielen die Devise gewesen sein. Denn die Punkte beim heutigen Rennen könnten im weiteren Saisonverlauf wichtig sein.
Im Prinzip bestätigte sich das, was man auch schon bei den Testfahrten sah. Nachdem gestern Lewis Hamilton die 100. Poleposition für Mercedes holte, holte Nico Rosberg heute einen vierten Grand Prix Sieg und den 100. Sieg für Mercedes. Direkt am Start übernahm der Deutsche bereits die Führung und gab sie ab diesem Zeitpunkt auch nicht mehr her. Rosberg kontrollierte das Rennen nach Belieben und fuhr locker zum Sieg. Nicht so toll lief es dagegen bei Teamkollege Lewis Hamilton, der das Rennen schon zu Beginn der vierten Runde beenden musste. Beim Weltmeister von 2008 gab es Probleme mit der Antriebseinheit, damit diese nicht komplett kaputt geht, hat man Hamilton vorzeitig an die Box geholt. Ein wenig überraschend, dass es ausgerechnet das zuverlässigste Team der Testfahrten erwischt hat.
Die große Überraschung war aber Daniel Ricciardo im Red Bull Racing. Das man zweite Kraft hinter Mercedes sein würde, hat man selbst beim Team nicht erwartet. Man hat also beim Weltmeisterteam eine hervorragende Arbeit geleistet. Doch die große Ernüchterung folgte relativ schnell. Denn Jo Bauer stellte fest, dass bei Ricciardo der maximale Treibstoffdurchfluss von 100kg/h Überschritten wurde und somit blieb den Stewards nur noch die Disqualifikation des Red Bull Piloten. Eine andere Strafe konnte hier nicht verhängt werden, da die Strafe in solch einer Situation klar im Reglement festgeschrieben ist.
Art 29.5 No car is permitted to consume more than 100kg of fuel, from the time at which the signal to start the race is given to the time each car crosses the Line after the end-of-race signal has been given. Other than in cases of force majeure (accepted as such by the stewards of the meeting), any driver exceeding this limit will be excluded from the race results.
Interessanterweise hat man den Sensor der den Treibstoffdurchfluss misst noch vor dem Rennen ausgetauscht. Red Bull setzte im Rennen auf einen eigenen Sensor, da man dem von der FIA eingesetzten Sensor nicht traut. Was wiederum ein Verstoß gegen das Prozedere TD/016-14 war, denn es lag nicht im Ermessen des Teams festzustellen, dass der Sensor unzuverlässig ist und ohne die Erlaubnis der FIA ein anderes Fuel-Flow-Messgerät einzusetzen.Die FIA hat Red Bull während dem Rennen außerdem auf den erhöhten Verbrauch hingewiesen. Allerdings wurde seitens Red Bull darauf nicht reagiert. Die komplette Entscheidung inkl. Begründung der Rennleitung kann hier eingesehen werden. Allerdings legt Red Bull Einspruch gegen die Entscheidung ein, damit bleibt das Rennergebnis noch eine Weile unter Vorbehalt. Die Angelegenheit wird nun bei der FIA in Paris nochmal aufgearbeitet.
Das Desaster perfekt machte Sebastian Vettel. Nachdem der Weltmeister am gestrigen Tag schon am gestrigen Tag Probleme mit dem Motor hatte, setzten sich die Probleme heute fort und so musste Vettel das Rennen ebenfalls nach wenigen Runden aufgeben. Dennoch sollte die Leistung von Ricciardo dem Team Mut machen.
Neuer Zweiter ist damit Debütant Kevin Magnussen im McLaren. Vor dieser Leistung kann man echt nur seinen Hut ziehen und zeigt auch, dass man bei McLaren mit der Verpflichtung des Dänen alles richtig gemacht hat. Schön zu sehen war auch, dass McLaren wieder mit bei der Musik ist. Nach dem desaströsen letzten Jahr war das auch bitter nötig, vor allem wenn man einen neuen Hauptsponsor finden will. Jenson Button bestätigt dies mit einem starken dritten Platz. Button profitierte aber auch von der Safetycar Phase und konnte so einige Plätze gutmachen.
Etwas enttäuscht war man bei Ferrari, denn die Scuderia hat sich wohl doch etwas mehr erhofft als ein vierter und siebter Platz. Im Rennen war man klar zu langsam. Probleme hat man bei Ferrari mit dem Reifenverschleiß gehabt. Wenn man schon in Melbourne Probleme hat, dürften die Probleme in Sepang beim nächsten Rennen nicht weniger werden. Hinzu kamen bei beiden Wagen Probleme mit der Elektronik. Bei Raikkonen waren sie wohl so groß, dass er nicht die komplette Leistung abrufen konnte. Die Gesichter warten jedenfalls relativ lang, aber immerhin sind beide Autos ins Ziel gekommen.
Stark war auch wie erwartet das Williams Team unterwegs. Allerdings nur in Form von Valtteri Bottas. Der Finne fuhr ein starkes Rennen, machte sich aber ein besseres Ergebnis nach einem Kontakt mit der Mauer und einem daraus resultierenden Reifenschaden kaputt. Bis zu diesem Mauerkontakt war Bottas stark unterwegs und hätte durchaus Chancen auf einen Platz auf dem Podest haben können. Für Felipe Massa war das Rennen schon am Ende von Start/Ziel vorbei, da er von Kobayashi unabsichtlich abgeräumt wurde. Allerdings war auch der Start von Massa relativ bescheiden, weshalb er überhaupt erst in diese Situation kam.
Force India konnte mit Nico Hülkenberg den starken Eindruck vom Freitag bestätigen. Der Deutsche fuhr lange auf Platz 4 und verlor die Position im Prinzip nur, weil die Boxenstopps bei den Indern langsamer als bei der direkten Konkurrenz waren. Besonders auf der härteren Mischung verlor Hülkenberg dann ein wenig, während er auf den weichen Reifen durchaus auf Augenhöhe mit Alonso Nicht ganz so gut lief es bei Perez. Möglicherweise gab es bei ihm auch ein technisches Problem. Dank der Disqualifikation von Ricciardo erbt der Mexikaner aber immerhin ein Punkt.
Die beiden Toro Rosso konnten die Platzierungen der Qualifikation nicht halten. Das hat man ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Dennoch haben es beide Piloten in die Punkte geschafft, was nach der bescheidenen Testleistung ebenfalls eine Überraschung war. Und man darf auch nicht vergessen, dass es das erste Rennen für den Youngster Daniil Kvyat war. Momentan scheint man im Mittelfeld aber die Nase vorn zu haben.
Gar nicht gut lief es bei Sauber. Das Schweizer Team hatte heute einen großen Rückstand auf Force India und Toro Rosso. Hier hat man noch viel Arbeit vor sich, aber wirklich auf der Rechnung hat man Sauber nach den Testfahrten auch nicht gehabt. Zu groß waren die Beschwerden der Fahrer über mangelnden Abtrieb und das neue Brake by Wire System.
Marussia brachte nach den Problemen am Start immerhin beide Autos ins Ziel. Bianchi kam allerdings mit 8 Runden Rückstand ins Ziel, weshalb er offiziell nicht mehr gewertet wird. Besonders schnell waren die Marussia allerdings auch nicht. Für Caterham war der Saisonauftakt ein großes Debakel. Während bei Kobayashi am Start schon die Bremsen den Geist aufgaben, gab es bei Ericsson Probleme mit dem Renault-Motor.
Lotus hat im Rennen dann schon auf eine gewisse Weise überrascht. Denn beide fuhren deutlich länger als die Hälfte des Rennens, damit war nach den freien Trainings nicht wirklich zu rechnen. Ansonsten kann man natürlich nicht zufrieden sein. Das Auto ist viel zu langsam und unfahrbar. Zudem gab es noch eine kuriose Situation, denn Romain Grosjean bekam schon eine Durchfahrtsstrafe, da war das Rennen noch gar nicht gestartet. Grosjean nahm das Rennen von der Boxengasse aus auf, allerdings schickte ihn das Team zu früh zum Ausgang der Boxengasse, was natürlich von der Rennleitung bestraft wurde. Bei Lotus geht momentan so ziemlich alles schief was nur schief gehen kann.
Ein Gradmesser was den weiteren Saisonverlauf angeht war der Große Preis von Australien natürlich nicht. Hier muss man einfach noch ein wenig abwarten. Allerdings werden wir beim kommenden Rennen schon mal sehen, wer tatsächlich ein gutes Auto haben wird, denn die Strecke in Sepang fordert die Boliden ordentlich. Und zwar nicht nur die Aerodynamik, sondern auch für die neuen Motoren wird Sepang eine große Herausforderung. Durchaus möglich, dass wir dort noch mehr Ausfälle sehen werden.
