Im vierten Teil unserer Halbzeitanalyse werfen wir einen Blick aktuell die Dritt- und Viertplatzierten der Konstrukteurs-WM: Ferrari und Williams.
Ferrari hatte es in dieser Saison wieder einmal nicht leicht: Die Regeländerungen wurden nicht optimal genutzt und das Auto ist nicht konkurrenzfähig genug. Dabei hatte man was die Fahrerpaarung angeht tief in die Tasche gegriffen und mit Kimi Räikkönen einen weiteren Weltmeister verpflichtet.
Nach drei Rennen zog Teamchef Stefano Domenicali bereits die Reißleine, als er sah, dass Ferrari vom WM-Titel meilenweit entfernt ist und trat von seinem Posten zurück. Nachfolger wurde Marco Mattiacci, der zuvor noch der nicht in der Formel 1 tätig gewesen war.
Doch die Resultate der Fahrer können unterschiedlicher nicht sein: Während Fernando Alonso bislang in jedem Rennen punkten konnte und auch schon zweimal auf dem Podest stand, erlebte sein finnischer Teamkollege bislang eine Saison zum Vergessen: 27 WM-Punkte insgesamt und der sechste Platz zuletzt beim Großen Preis von Ungarn steht als beste Saisonplatzierung zu Buche.
Zugegeben, der Finne hatte auch einige Male Pech: In Monaco lag er bis zur ersten Safety Car-Phase sensationell auf Position 3, bis es Max Chilton ihm den Reifen aufschlitzte, als die überrundeten Autos sich wieder zurückrunden durften. Das zwang den Finnen zu einem unplanmäßigen Stopp während des Safety Cars und fiel ans Ende des Feldes zurück.
In Malaysia erlitt er zuvor ein ähnliches Schicksal, als Magnussen ihm den Reifen zerstörte. Tiefpunkt war sicherlich der Unfall in der Startrunde von Silverstone, als der Finne von der Strecke abkam, beim Zurückkommen die Kontrolle verlor, in die Streckenbegrenzung einschlug und noch Massa und Chilton traf – Kobayashi konnte glücklicherweise noch ausweichen.
Andererseits lief es oft einfach nicht, denn Fernando Alonso konnte mit gleichem Material mehr herausholen. Dem Finnen scheint der aktuelle Ferrari einfach nicht richtig zu liegen, zumal der rote Renner aus Maranello eher durch Zulässigkeit als durch Schnelligkeit glänzt, denn die Roten hatten dieses Jahr noch keinen technisch bedingten Ausfall zu vermelden.
Aber wenn es mal außergewöhnliche Bedingungen gibt ist Alonso da: Zuletzt hätte es durch taktisches Risiko für diesen sogar fast mit einem Sieg gereicht, denn der Spanier lag am Hungaroring drei Runden vor Schluss mit abgenutzten Reifen noch in Führung, bis er schließlich von Daniel Ricciardo kassiert wurde, sich aber noch gegen Widersacher Hamilton verteidigen konnte.
Die Wende bei Williams
Nachdem es im vergangenen Jahr bei Williams es schwierig war überhaupt Punkte zu holen, gelang das in dieser Saison regelmäßig. Die Grundsteine wurden schon 2013 gelegt: Der Wechsel zum Motorenpartner Mercedes und die Vertragsverlängerung von Rookie Valtteri Bottas und die Verpflichtung vom langjährigen Ferrari-Piloten Felipe Massa. Desweiteren wurden u.a. der ehemalige Benetton- und Renault-Technikchef Pat Symonds und Massas ehemaliger Renningenieur Rob Smedley an Bord geholt.
Bereits bei den Testfahrten sah es so aus, dass man sogar in Reichweite der Mercedes sein könnte. In Melbourne zeigte Bottas bereits was möglich ist – auch wenn er einmal die Wand touchierte, dadurch eine Safety Car-Phase auslöste und weit zurückfiel. Allein von der Performance wäre da schon ein Podestplatz drin gewesen.
Den ersten Podestplatz für das Traditionsteam aus Grove gab es allerdings erst beim Großen Preis von Österreich: Hier hatten sie sogar schon am Samstag Grund zur Freude, als Massa den Williams auf die Pole Position setzte und Bottas mit Position 2 die erste Startreihe komplettierte. Hinter Bottas Podestplatz wurde Polesetter Massa zwar auch nur Vierter, aber Williams zeigte sich als zweite Kraft hinter dem Mercedes-Werksteam.
In Silverstone und Hockenheim reichte es auch bedingt durch das Pech von Hamilton und Rosberg für Bottas jeweils zu Rang 2. Dessen Teamkollege konnten allerdings weiterhin nicht die Früchte ernten: Bei beiden Rennen wurde der Brasilianer bereits in der ersten Runde aus dem Rennen geworfen. Beim Großen Preis von Großbritannien traf er den über die Strecke fliegenden Finnen Kimi Räikkönen und in Deutschland berührte ihn Magnussen bereits in der ersten Kurve, was sogar zum Überschlag führte.
Doch das waren nicht die einzigen Crashs des 11-fachen GP-Siegers: Schon in Melbourne wurde er von Kamui Kobayashi, der einen Bremsdefekt erlitt, in Kurve 1 aus dem Rennen befördert. Beim Großen Preis von Kanada galt Massa nach den technischen Problemen bei beiden Mercedes zeitweise sogar als Siegkandidat. Hierbei kam es dann auf dem Weg zu einem mindestens vierten Platz in der letzten Runde zu einer Kollision mit Sergio Perez, bei der aber letztendlich der Mexikaner als schuldig befunden wurde, da dieser bei Massas Angriff leicht die Spur wechselte, was den Unfall provozierte und für beide das Rennende bedeutete.
Ausblick
Allein deswegen müsste sich Williams in der Konstrukteurswertung vor Ferrari befinden – seitdem Ungarn-Rennen und dem überraschenden Podestplatz von Alonso liegen die Italiener aber wieder auf Position 3 der Rangliste. Ferraris bzw. vor allem Alonsos beständiges Punkten im Kontrast zu Massas zahlreichen Ausfällen verzerrt das Kräfteverhältnis in der Wertung derzeit, was sich aber bald ändern sollte: Die nächsten beiden Strecken sind die beiden Hochgeschwindigkeitskurse Spa und Monza, wo sich Williams hohe Chancen ausrechnet, da sie das Getriebe hoch übersetzt haben und auch in den letzten Rennen daher schon als “schwer zu überholen” galten.
Ob sich Ferrari in dieser Saison noch vorwärts bewegt bleibt schwer zu beantworten. Nachdem kürzlich auch noch der Motorenchef entlassen wurde, ist ein sofortiger Fortschritt nicht gerade wahrscheinlich. Aber vielleicht können sie ja aus dem Hoch von Ungarn etwas mitnehmen…