Formbarer Charakter: Die individuellen Eigenarten des Menschen sind flexibler als Forscher lange Zeit annahmen

Aus: Gehirn&Geist;, 7-8/2012
Wie neue psychologische Studien zeigen, unterliegt unsere Persönlichkeit einem lebenslangen Wandel, berichtet das Wissenschaftsmagazin Gehirn&Geist; in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 7-8/2012). Vor allem Beruf, Familie und Partnerschaft prägen demnach unseren Charakter.
Die menschliche Persönlichkeit verändert sich über die gesamte Lebensspanne. Die größten Veränderungen treten dabei vor dem Alter von 30 Jahren sowie jenseits der 70 auf. Menschen verändern sich sowohl durch biologische Reifung als auch durch Anforderungen und Erfahrungen, die sie teils selbst suchen.
In einer Studie von Leipziger Persönlichkeitspsychologen griffen die Forscher auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zurück. Im Rahmen dieser umfangreichen Befragung von Bundesbürgern, die repräsentativ für die Bevölkerung ausgewählt wurden, war im Abstand von einigen Jahren unter anderem ein Persönlichkeitsfragebogen zu beantworten. So ließ sich die Entwicklung der Charaktereigenschaften von am Ende knapp 15000 Deutschen zwischen 16 und 82 Jahren eruieren.
Die größten Unterschiede zwischen den Altersgruppen zeigten sich in Sachen Gewissenhaftigkeit: Junge Erwachsene sind im Schnitt noch eher planlos – doch zwischen 20 und 40 Jahren steigt die Gewissenhaftigkeit rasant an. Auch die Verträglichkeit (also wie gut man mit anderen auskommt und sich auf sie einstellen kann) nimmt im Lauf des Lebens zu, aber eher im höheren Alter jenseits der 60. Die Offenheit für Erfahrungen jedoch sinkt mit der Zeit.
Den besonderen Einfluss der Berufswahl auf die Persönlichkeit bewies eine Studie, bei der rund 2000 junge Leute insgesamt dreimal (2002, 2004 und 2006) einen umfangreichen Persönlichkeitstest absolvierten. Während die Studienanfänger einen stärkeren Anstieg der Verträglichkeit aufweisen als Berufseinsteiger, förderte der Job in größerem Ausmaß die Gewissenhaftigkeit.
Das Arbeitsleben verstärkt offenbar den Hang zu einem überlegten Vorgehen sowie die Einsatzbereitschaft; fällt diese Anforderung im Rentenalter dann auf einmal weg, sinkt prompt das eigene Anspruchsdenken. Psychologen bezeichnen dieses Phänomen als "Dolce Vita"-Effekt.
Auch Partnerschaft und Beziehungen formen den Charakter. Extravertierten Personen fällt es im Schnitt leichter, einen Partner zu finden und eine Beziehung einzugehen, als introvertierten. Folglich ziehen geselligere Menschen auch eher mit ihrem Partner zusammen oder heirateten. Nach der Hochzeit oder dem Bezug einer gemeinsamen Wohnung flaut die Extraversion dann jedoch regelmäßig ab. Ein Persönlichkeitsmerkmal, das die Partnersuche erleichtert, war nun augenscheinlich nicht mehr von Bedeutung. Insgesamt beschleunige eine feste Beziehung und Elternschaft die Reifung der Persönlichkeit, so der niederländische Persönlichkeitsforscher Jaap Denissen im Gehirn&Geist-Interview;: Gewissenhaftigkeit rauf, Wankelmut runter.

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