Forderungen des Personals

Beim Fernsehen taucht Albrecht auf, ähm, sagt Albrecht, jetzt nicht, aber, jetzt nicht, wiederhole ich, du siehst doch, aber, sagt Albrecht, du siehst doch, fahre ich fort, dass ich mir hier gerade einen Western ansehe, der Schurke ist gerade in die Stadt geritten, er wird den Sheriff, das ist der Held, zum Duell fordern, schon, schon, sagt Albrecht, also schweig jetzt, da bist du ja, ruft in diesem Moment der Schurke, der Sheriff nickt nur, so ein Sheriff muss nicht viel sagen, der hat einen Stern an der Weste hängen, der Stern sagt alles, der Stern sagt, ich bin der Gute, da schaltet Albrecht um, die Fresse dieses amerikanischen Präsidenten sieht mich an, grimmig, Albrecht, rufe ich, wir sind die Guten, wir werden in dieser Nacht noch Bomben werfen, sagt der amerikanische Präsident, dieser amerikanische Präsident, Sie wissen schon, welchen ich meine, der tritt stets wie ein Cowboy vor die Kameras, ich wollte den Western sehen, sage ich zu Albrecht, der mich am Ärmel zupft, ich bin hier, weil der Roman weiter geschrieben werden muss, sagt Albrecht, der eine literarische Figur ist, Albrecht spielt in meinem neuen Roman aber nur am Rande, ich werde schon weiter schreiben, ich greife nach der Fernbedienung, Albrecht zieht die Hand zurück, nein, zischt Albrecht, die bekommst du erst zurück, wenn sich meine Position verbessert hat, so kann doch keiner leben, ruft Albrecht, drei schäbige Sätze auf fünfzig Seiten, so kann und will ich nicht leben, sagt Albrecht, was willst du denn, du könntest Samuel im zweiten Kapitel von den Klippen stürzen, lachhaft, sage ich, Samuel ist die Hauptperson, um ihn geht es doch überhaupt, da kann ich ihn, Albrecht schaltet weiter, ja, ja, meine Damen und Herren, das war schon ein rechter Spaß, wir sind bei einer Volksmusiksendung gelandet, nicht, tu das nicht, sage ich zu Albrecht, ich verziehe das Gesicht, Albrecht merkt, er kommt seiner Beförderung langsam näher, dann mach doch, was du willst, sage ich jetzt und stehe auf, stampfe hinüber ins Schlafzimmer, ziehe mich aus und schlüpfe rasch unter die Decke, ich schließe die Augen, denke noch, nicht zu fassen so etwas, nicht zu fassen, die werden immer frecher, diese literarischen Gestalten, da hat man sie mit ein paar wenigen Worten in die Welt entlassen, da pochen sie bereits auf Rechte und mehr Platz im Roman, wo soll denn so etwas hinführen, denke ich, im Bett liegend, bis ich den Kopf bemerke, der sich an meine Schulter schmiegt, nein, kann nicht sein, denke ich, Albrecht, frage ich, nein, flüstert eine weibliche Stimme, ich zucke zusammen, ich setzte mich im Bett auf, mein Arm stochert nach der Nachttischlampe, ich drücke den Schalter, das Licht flammt auf, eine junge Frau liegt da, wer sind Sie, frage ich entsetzt, ich bin Beate, der Name, sagt Beate, gefällt mir übrigens gar nicht, hättest du denn nicht einen anderen Namen nehmen können, mit den Namen habe ich es nicht so, sage ich brav, und dann, Beate, die Beate, die Beate, sagt sie sanft, sie klimpert mit den Wimpern, dann sagt sie, ich habe nichts an, und, und, stochere ich weiter, ich kann es natürlich ahnen, aus dem Wohnzimmer hört man Schüsse, Albrecht sitzt also noch vor dem Fernseher, ich wäre sehr, sehr nett zu dir, sagt Beate, wenn du mich nicht schon auf Seite Dreiundvierzig umbringen würdest, das kannst du mir nicht antun, sieh mich an, so jemanden wie mich bringt man doch nicht einfach um, sie schlägt die Decke zurück, sie ist tatsächlich splitterfasernackt, nackter wie ich es je beschrieben habe, ich werde langsam verrückt, sage ich, sie rückt näher, sie berührt mich, ich schließe die Augen und sage, wir werden sehen, vielleicht lasse ich dich bis Seite Fünfundsiebzig leben, mehr Seiten, mehr Seiten, fordert sie, abwarten, sage ich, sie küsst mich, ich denke, ja, das ist ein Kuss, ich denke, wer weiß, sie hätte das Zeug für eine Serie, Beate küsst mich inniger und ich flüstere, die Serie sollte auf jeden Fall erst mal nicht enden, später kann man ja weitersehen, und ich könnte weitere Frauen hinein schreiben, ich küsse sie, und denke, gut, sehr gut, ein Schriftsteller zu sein, das denke ich bis zu dem Moment, da ein Riese mit dunkler Stimme ins Zimmer poltert und schreit, du, was machst du da mit meiner Frau, ich kann mich erinnern, sie hat ja einen Mann, einen hundsgemeinen Mann, den ich nur in einem Nebensatz kurz beschrieb, der Riese beugt sich über mich und knurrt, hol mich aus dem Nebensatzghetto, dann lass ich euch wieder alleine.



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