Forderung nach Erziehungsgeld zeigt Verantwortung gegenüber der Zukunft

Ruf nach Überwindung ideologischer Grabenkämpfe

Selten war der ideologische Graben so weit geöffnet, wie er es nun wieder in Sachen „Betreuungs“- und „Erziehungsgeld“ ist: Während Teile der Union sich an der im Koalitionsvertrag festgehaltenen Einführung orientieren, sind es vor allem Reihen der FDP, die in die „Main-Stream“-Polemik der „Grünen“ einstimmen und mit Argumenten daherkommen, die auf ziemlich wackeligen Beinen stehen. Der Gleichbehandlungsgrundsatz aus der Verfassung lasse es nicht zu, Eltern, die ihre Kinder zuhause betreuen und erziehen, mit einer gesonderten finanziellen Unterstützung zu bevorteilen. Außerdem würde das Heranwachsen der Kinder im häuslichen Umfeld damit im Wert der Alternative von Kindertagesstätten bevorzugt – Eltern, die ihre Kleinen bereits in frühen Jahren tagsüber unter Aufsicht geben, würden diskriminiert und „Rabenväter“ und „-mütter“ geschimpft.

Zunächst gilt es, mit falschen Darstellungen aufzuräumen: Eine Bevorzugung kann im „Betreuungs“- oder „Erziehungsgeld“ wahrlich nicht gesehen werden: Gerade die, die sonst auf Gerechtigkeit pochen, sollten erkennen, dass der finanzielle Beitrag, der Familien zugestanden wird, wenn sie sich für ein Aufwachsen der Kinder im eigenen Wohnumfeld entscheiden, lediglich eine angemessene Entlohnung dafür ist, dass sich gerade Mütter bewusst bereit erklären, auf Karriere und den großen monetären Erfolg zu verzichten, um für die eigenen Kinder da zu sein. Dass seit Jahrzehnten der Respekt vor dem Erziehungsauftrag und vor der Leistung, die Hausfrauen und Hausmänner erbringen, beschämend gering ist, muss eben auch auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass es einigen politischen Kräften bisher nicht wert war, einen finanziellen Ersatz für diejenigen bereit zu stellen, die nicht Ertrag durch Arbeit erhalten, dafür aber in das gesunde Aufwachsen der nächsten Generation investieren. Das Erziehungsgeld behandelt niemanden nachteilig, der es nicht in Anspruch nimmt.

Immerhin sehen alle Gesetzesvorlagen, die von Relevanz sind, auch vor, dass vollkommene Entscheidungsfreiheit besteht. Mit dem Betreuungsgeld werden lediglich finanzielle Ausfälle, die durch das Zuhausebleiben der Erziehenden entstehen, ausgeglichen. Das entspricht einem völlig normalen Verständnis von gerechtem Ausgleich. Niemand wird gezwungen, die eigenen Kinder selbst zu betreuen oder davon abgehalten, sie in eine Kindertageseinrichtung zu geben. Und doch schafft das Erziehungsgeld einen Anreiz, die grundgesetzliche Verantwortung von Eltern, Kinder großzuziehen, nicht aus den Händen zu geben. Wer dem Betreuungsgeld mit dem Argument begegnet, es nehme das emanzipatorische Recht der Frauen auf Selbstbestimmung in Sachen beruflicher Karriere und Selbstentwicklung, sei darauf hingewiesen, dass mehrfach Studien auf den nachdrücklichen Vorteil des gesunden Heranwachsens hingewiesen haben, das im elterlichen Umkreis – und eben nicht von früh an in Betreuungseinrichtungen – stattfindet.

Wer Kindern das Gefühl von mütterlicher Liebe und Zuwendung ebenso wie das von Hinwendung und Sicherheit geben möchte und damit Risiken für spätere seelische Ungleichgewichte verhindern will, tut gut daran, die Möglichkeiten und Grenzen in der Erziehung direkt gegenüber dem Kind zu leben und sich mit ihm auseinander zu setzen. Die Warnung vor sozialer Isolation von Kindern, die in elterlicher Obhut aufwachsen, ist dann unbegründet, wenn Mütter und Väter Zeit finden, gesellschaftliche Netzwerke zu gründen und diese aufrecht zu erhalten – und somit das Hineinwachsen in aktives Umfeld der Kinder zu gewährleisten. Um Zeit dafür zu gewinnen, ist das Erziehungsgeld eine notwendige Entlastung von Druck, die finanziellen Rahmenbedingungen dann nicht halten zu können. Der Egoismus, den Lobbygruppen und diverse Parteien mit dem Begriff der Freiheit und Selbstbestimmtheit verbinden und Müttern und Vätern als unverrückbares Recht nahezu aufdrängen, spiegelt sich in vielfachen gesellschaftlichen Entwicklungen wieder, man nehme nur die unbedachte Hinführung zu Schwangerschaftsabbrüchen und dergleichen.

Wer ein Betreuungs- und Erziehungsgehalt befürwortet, schafft neue Gerechtigkeit und trägt außerdem dazu bei, ein intaktes Bild von Familie und damit ein zukunftsfähiges Zusammenleben und eine Verantwortung gegenüber den demografischen Herausforderungen und der Entwicklung unseres Landes in praktischer Weise zu garantieren. Es ist ein Zeichen zum Überwinden von haarspalterischen Versuchen, das Wohl von Kindern und Eltern zugunsten einer Verteidigung von Ideologien auf deren Rücken auszutragen.

Dennis Riehle


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