Um 8:03 trudelte heute wie gewohnt das tägliche “Handelsblatt Morning Briefing” in den virtuellen Postkasten. Mit dabei: Die Must-Haves der Saison, wie Griechenland-Krise, EZB und streikende Angestellte. Dazwischen fand sich aber auch eine lobende Erwähnung einer namentlich nicht genannten “pfiffigen Redakteurin von Handelsblatt Online” durch von Chefredakteur Gabor Steingart. Dieser war ganz aus dem Häuschen angesichts ihrer kreativen Wortspiele in der Überschrift mit einem Seitenhieb auf den vieldiskutierten neuen Slogan der Drogerie-Kette Schlecker: Aus “For You. Vor Ort.” machte die pfiffige Redakteurin kurzerhand” “For You. Vor Ort. Vorbei.” – ein Brüller. Steingart dazu:
Bei Schlecker gibt es derzeit nichts zu lachen: Mehr als 10.000 Stellen fallen weg, jede zweite Filiale soll dicht gemacht werden. Der Insolvenzverwalter verordnet der Drogeriemarktkette einen drastischen Sparkurs und sucht nach einem Investor. Eine pfiffige Redakteurin von Handelsblatt Online passte den Werbespruch des Unternehmens der neuen, tristen Realität an: For you. Vor Ort. Vorbei.
Damit kannte wahrscheinlich das komplette gut informierte deutsche Internet die schwarzhumorige Wortschöpfung – mit einer Ausnahme: Gabor Steingart. Dass Redakteure und Blogger sich kreative Ideen borgen (nach Möglichkeit sogar mit Verweis zum Urheber) und heiß diskutierte Themen bei Twitter abschreiben ist nichts unbedingt neues. Aber: Wenn man sich in einem naturgemäß faktenorientierten Newsletter schon zu einem persönlichen Lob hinreißen lässt, sollte doch wenigstens gewährleistet sein, dass es gerechtfertigt ist. Eine Googlesuche mit “Schlecker Pleite lustige Überschrift” reicht da in meinen Augen noch nicht ganz.