„What Went Down“
(Warner)
Das gleich vorweg: Es gibt sicher so Einiges, was man den Foals und ihrem neuen Album vorhalten könnte. Wer allerdings gerade jetzt mit Vorwurf kommt, die Indie-Kapelle aus Oxford habe ihre Wurzeln und die Ursprünglichkeit ihres Debüts „Antidotes“ aus dem Jahr 2008 verraten, der kommt damit reichlich spät um die Ecke. Denn schon ihre zweite Platte „Total Life Forever“ hatte den Schwenk in Richtung Breitwandrock wenigstens angedeutet, wenn nicht sogar schon vollzogen und gemessen an dieser ist das aktuelle Werk sogar noch um einige Takte gelungener. „Drive my car without the brakes“ heißt es in „Mountains At My Gates“, einer der fettgerifften Vorabsingles, und genau das ist es, was Yannis Philippakis und seine Bandkollegen mit einem Großteil der Songs versuchen: ungebremst mit zweihundert Stundenkilometern und ohne Schalldämpfer über die Strecke – da muß freilich, um im Bild zu bleiben, so mancher feine Zwischenton zwangsläufig auf der Strecke bleiben.
Wer die Foals deshalb gleich mit den tatsächlich im Mittelmaß gescheiterten Killers oder Kings Of Leon in einen Topf werfen will, tut ihnen sicher unrecht, denn im Gegensatz zum überproduzierten Einerlei der Genannten läßt sich bei dem Quintett ein deutliches Mehr an Leidenschaft und weniger unglaubwürdiges Pathos erkennen. Gerade hat Frontmann Philippakis dem NME eine Erklärung für seinen Antrieb in den Block diktiert: “I wanted to tap into my inner madman and feel like I was channelling some sort of fevered creature. I wanted to relish the mania, and what ended up happening – looking back at certain passages in some songs – is pretty intense in a way that I wouldn't have ever been able to plan.” Ein Bemühen, das man den Stücken unschwer anhören kann.
“Albatross”, “Snake Oil” und “Midnight Swimmers” – ebenso wie das Titelstück allesamt dick polternde und ordentlich elektrifizierte Rocknummern, denen Melodie und Sentiment nicht verboten sind. Manchmal wird es etwas süßlich, dem einen oder anderen Chorus hätte vielleicht eine Blitzdiät nicht geschadet. Wo „London Thunder“ das richtige Maß an Gefühligkeit findet, überziehen „Give It All“ und „Lonely Hunter“ um einige Längen. Dennoch: Wie die Foals brachialen Psychrock, eingängigen Synthpop und die fiebrigen Beats früherer Tage (es sind leider nicht so viele) miteinander verknüpfen, bleibt eine Klasse für sich und ist, auch in der Stadionversion, immer noch sehr (v)erträglich. Dass bei den bisherigen vier Alben auch ansatzweise keine Niete dabei ist, darf man der Band jedenfalls als Verdienst gutschreiben, der eine oder andere Wermutstropfen wird dadurch zwar nicht kleiner, fällt aber vielleicht etwas weniger ins Gewicht. www.foals.co.uk
08.09. Berlin, Kesselhaus