Seit heute steht die neue EP von Steven Ellison aka Flying Lotus in den Waffenschränken der örtlichen Plattenhehler und auch hier erwartet den Hörer eine aufregende Reise in die Tiefen begnadeter musikalischer Geniestreiche. Und Warp macht seinem Namen als wiedererstandene Labelinstitution wieder alle Ehren, nirgendwo anders wäre diese Platte besser aufgehoben als im Rooster dieser seltsamen Briten.
Ellison hat die Sun Ra-Sphären nun endgültig verlassen und gibt sich vollkommen den Lauten der Maschinen hin. Daher platzt diese EP auch vor elektronischen Spielereien und zersplitterter Melodiebögen aus den Themenfeldern Grime, Drum'n'Bass. Hier ist nichts mehr erwartbar, nichts mehr sicher, die Dekonstruktion ist Gestaltungsprinzip und dennoch breitet sich beim Genuss der Platte eine sonderbare, eigenartige Klangwärme aus. Die Kälte, die man bei dieser Art von tonaler Zerlegung erwarten würde bleibt aus - auch dieses Faktum macht die EP zu etwas sehr aussergewöhnlichem.
Hier werden Vocoderstimmen, schizophrene Pingpongbeats und nahezu schamanische Tonfolgen nebeneinander, übereinander, gegeneinander gruppiert. Und dieses brillant durchdachte und stimmig geplante Wirrwarr bildet ein sperriges und verwirrendes Klangbild aus, welches beim ersten Durchgang nur schwerlich zu entschlüsseln ist, aber nach der mehrfachen Rotation wird die Finesse des Entwurfs mehr als deutlich. Und wieder einmal muss man irgendjemandem danken, dass es Künstler wie ihn, mutige Labels wie Warp und hoffentlich einige bereitwillige Käufer dieser Maschinengesänge gibt. Flaneurempfehlung!
Zu finden ist dieses Stück Eigenheit hier (CD / Vinyl (mit Poster) / DL).
Anbei noch meine Lieblingsnummer der EP - Time Vampires.