FLUT – Global
8Austro-PopSpätestens seit diesem Sommer ist die Wiener Band FLUT mehr als nur ein Geheimtipp. Bei ihren Auftritt am diesjährigen Donauinselfest einerseits, andererseits auf den drei ausverkauften Shows der Band Kraftklub in Graz, Wien und Dresden, die sie als Vorband eröffnen durften, bekamen die fünf Jungs die Möglichkeit, die Herzen des Publikums im Sturm erobern. Die ließen sich das nicht zweimal sagen und machten die Krafklub-Fans kurzerhand auch zu ihren eigenen. Nun erschien genau zum rechten Zeitpunkt ihr Debut-Album Global und somit die Chance, sich endgültig einen Namen in der heimischen Musikszene zu machen.
Generell erinnert FLUT an vieles, das man vielleicht irgendwo schon mal gehört hat und gleichzeitig ist ihr Sound so innovativ und neu, dass man sich da dann doch nicht mehr ganz so sicher ist. Der Albumopener Stadt am Draht schreit lautstark 80ies und trieft nur so von Synthie Pop – was aber besser zu ihnen passt, als die Faust aufs Auge. Für so manche könnte dieser erste Track ein Grund sein, das Albumhören abzubrechen, jedoch zeugt die Wahl des ersten, wirklich gelungenen Tracks von Risikobereitschaft (und die braucht man allemal, wenn man im großen Meer der Musikszene was reißen will). Beim zweiten Song Schlechte Manieren wird dann schon eher eine breitere Masse bedient – der Text beschreibt etwas, das jeder schon einmal erlebt hat, die Musik ist schwungvoll, völlig anders und klingt trotzdem noch nach derselben Band. In einem ähnlich humorvollen, up-beat Stil ist auch der Track Cocktailbar geschrieben.
Unterwasser markiert hingegen einen von vielen melancholischen, fast schon ein wenig theatralisch-traurigen Liebesliedern (wie beispielsweise auch Regen oder Eiszeit), jedoch klingen sie eindeutig mehr schön als kitschig und lassen einen beim Hören selbst ganz melancholisch und sehnsüchtig werden. Bei Agent 08 wird’s wieder völlig abgespaced, der Sound erinnert sogar ein bisschen an Major Tom. Generell können Einflüsse von verschiedensten Österreichischen Künstlern, wie eine gehörige Portion Falco, ein Hauch von Wanda und eine Prise Bilderbuch, herausgehört werden. Der Depeche Mode-ähnliche Sound, gepaart mit deutschem Gesang erinnert stellenweise leicht an Drangsal, so z.B. auch bei einem der besten Songs der Platte Alles. Kein Land ist der einzige Song, dem eine offensichtlich erkennbare politische Message entnommen werden kann („Keine Grenzen ziehen, kein System“). Das Album endet mit Sommer in Mumbai, wo überraschenderweise noch einmal ein völlig neuer Sound hineingeworfen wird. Da aber bereits nach dem ersten Song klar war, dass FLUT jederzeit für eine Überraschung gut ist, war auch das kein allzu großer Schock, zumal der letzte Song des Albums durch die andersartige Instrumentierung extrem speziell heraussticht.
Fest steht, dass die Jungs polarisieren – ob mit ihrer Musik oder ihrem Auftreten, FLUT hat auf alle Fälle das Gewisse Etwas, um aus der Masse von Newcomern herauszustechen. Global ist ein Album, das den Wiedererkennungswert der Band betont, sich zugleich angenehm vertraut und völlig unbekannt anhört. Es ist abwechslungsreich, tanzbar, regt tiefe Sehnsüchte, von denen man vielleicht noch gar nicht wusste, das man sie überhaupt hat und ganz oft ist es auch einfach nur wunderschön! Und, was wird nun aus FLUT werden? Das Äquivalent zu Wanda und Bilderbuch für eine neue Generation Musikfans? Das Potential dazu ist allemal vorhanden.
Flut – Global, Problembär Records/Seayourecords, www.flut-musik.com
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Autor
Alica OuschanAufgabenbereich selbst definiert als: Abenteuerlustige Festival-Nomadin. Findet „It ain’t the speakers that bump hearts, it’s our hearts that make the beat“ (Twenty One Pilots) die einzig wahre Herangehensweise, um Musik zu verstehen.