Nach der geplatzten Flughafeneröffnung droht neuer Ärger: Die Wasserbehörde hat schon vor Jahren vor den Risiken durch den Flugbetrieb am neuen Hauptstadt-Airport gewarnt. Doch nun will der Senat davon plötzlich nichts mehr wissen.
Im Streit um die künftigen Flugrouten in Berlin sind offizielle Dokumente bekannt geworden, die vor Gefahren für die Trinkwasserversorgung warnen. Es sei „nicht tolerierbar, dass das Wasserschutzgebiet Friedrichshagen mit Landflächen und dem Müggelsee überflogen wird“, bilanziert die Wasserbehörde des Senats in einer Stellungnahme, die der Berliner Zeitung vorliegt.
Beim Überfliegen müsse „grundwasserbezogen mit nachteiligen Auswirkungen gerechnet werden“, heißt es darin. Dazu zählten „das Ablassen von Treibstoff“ und Belastungen durch den regulären Flugbetrieb. Die Warnung stammt vom 15. Juni 2000 – heute will der Senat nichts mehr davon wissen.
Am Müggelsee wird ein Großteil des Trinkwassers für Berlins Ostbezirke gefördert. Doch sowohl dieses Gebiet als auch die Dahme und deren Seen seien bei der Umweltverträglichkeitsstudie für den Flughafen ausgeklammert worden, bemängelte die Berliner Wasserbehörde in ihrer Stellungnahme.
Der Feststellung der Planer, dass keine erheblichen Auswirkungen zu erwarten wären, müsse „grundsätzlich widersprochen werden“. So sei mit „Eintrag aus Verbrennungsrückständen aus dem normalen Flugbetrieb zu rechnen“. Ein Gutachten gehe davon aus, dass eine Zunahme von Stickoxiden, Kohlenwasserstoffen, Toluol und Schwebstaub zu erwarten sei.
Die Senatsbehörde wies zudem auf mögliche Gefahren durch abgelassene Flugtreibstoffe hin. Jedoch sei auch dieses Risiko nicht untersucht worden. Durch den Flughafen sei in Friedrichshagen mit einer „Verschlechterung der gegenwärtigen Situation“ zu rechnen, stellte die Behörde in einem Vermerk 2003 fest. Das sei laut EU-Richtlinie 2000/60 unzulässig
Von Risiken ist beim Senat heute keine Rede mehr. „Wir gehen davon aus, dass bei normalem Flugbetrieb die Gefährdung der Trinkwasserqualität als gering einzuschätzen ist“, sagte eine Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD).
Nach Angaben der Berliner Wasser-Betriebe könne eine Verunreinigung des Grund- und Oberflächenwassers „kaum nachgewiesen werden“ – auch nicht am Flughafen Tegel, wo ebenfalls Wasser gefördert wird. „Warum soll das rund um Schönefeld anders sein?“, hieß es.
Am Müggelsee seien die geologischen Verhältnisse anders als in Tegel, stellte die Friedrichshagener Bürgerinitiative fest. In einem Bürgerantrag, den die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick einstimmig angenommen hat, wird nun ein Umweltmonitoring für die Wasserschutzgebiete gefordert.
Die Probleme am Flughafen Berlin Brandenburg haben dafür gesorgt, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei den Wählern weniger beliebt ist. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Berliner Zeitung.
[Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/berlin/neuer-aerger-um-ber-flugrouten-gefaehrden-berlins-trinkwasser,10809148,16129302.html]