Ich bin in meinem ganzen, ewig langen, Leben bisher nur zwei mal geflogen. Einmal nach München und das erste Mal aus der damaligen Sowjetunion zurück in die ebenfalls damalig DDR.
Davon will ich Euch erzählen. Bzw. versuchen, mich zu erinnern, denn dieser Flug liegt nun schon 25 Jahre zurück.
10. Klasse. Unsere Schuljahre hatten wir fast schon hinter uns gebracht und uns erwartete noch eine ganz besondere Abschlußklassenfahrt: es ging in die Russerei. Naja, damals halt Sowjetunion. Die Hinfahrt nach Minsk absolvierten wir in tagelanger Zugfahrt, verbrachten dort einige Tage, bevor es dann von Bresk aus per Flieger wieder nach Hause gehen sollte (vielleicht war die Reihenfolge der Städte auch andersherum, ich bin mir nicht mehr sicher).
Aufgeregt und hibbelig fieberten wir diesem Tag entgegen: denn wer kam schon mal dazu zu fliegen? So richtig mit einem Flugzeug. Natürlich hatten auch wir uns schon den Flughafen Schönefeld einmal angesehen und wehmütig den Fliegern hinterher geschaut. Doch das hier war anders. Das war real!
Die Klassenfahrt war toll: wir haben viel gesehen, gelacht, uns geekelt in den Hotels, die ersten Erfahrungen mit Alkohol gemacht. Was eben so auf einer Klassenfahrt passieren kann. Und doch: dieser Tag war für alle der absolute Höhepunkt!
Den Flughafen habe ich von außen gar nicht so recht wahr genommen, vielleicht hätte ich meine Augen lieber offen lassen sollen. Dann wäre ich sicher nicht so darüber erstaunt gewesen, was uns im Inneren erwartete:
Ein relativ kleiner Raum, in dem man sofort durch einen Metalldetektor (flankiert von bewaffneten Soldaten) mußte und danach an einen Schalter geschoben wurde, an dem irgendwelche russischen Fragen gestellt wurden. Ja klar hatten wir Russischunterricht in der Schule. Aber das hier?! Zum Glück fand sich ein Herr, der uns beim Übersetzen half. Da in diesem Raum “so unheimlich viel” Platz war, dauerte das Ganze eine gefühlte Ewigkeit. 30 Leute auf einen Schlag hatten die dort wohl nicht sehr oft zeitgleich abzufertigen.
Wer die Fragen beantworten konnte, erhielt ein Papier und wurde in den nächsten Raum geleitet (wiederum von Soldaten, was das Ganze wirklich unheimlich wirken ließ). Dort warteten bereits ein paar Einheimische. Und nun wir auch noch. Stunden lang.
Bis wir endlich Richtung Rollfeld zu “unserer” Maschine gehen durften.
Allerdings stand da kein schicker Flieger, sondern eher eine (wirklich sehr alt aussehende) Russenmaschine! Zuerst glaubten wir an einen Scherz, doch das Lachen verging uns sehr schnell, als man uns aufforderte, dort einzusteigen.
Die ersten Kotztüten wurden bereits nach dem Einstieg genutzt
Wir versuchten die ganze Sache mit Humor zu nehmen: “Hat sich irgend Jemand mit der Stais angelegt, dass derjenige entführt werden soll?” und solche Sprüche machten die Runde. Bis ein – sehr unauffälliger – Mann sich zu uns umdrehte und uns einzeln musterte. Da waren wir schlagartig ruhig. Denn der sah nun mal wirklich so aus, als wenn er von “diesem Verein” sei.
Ein Rumpeln und Pumpeln kündigte an, dass die Maschine versucht zu starten und wir hielten uns und die Armlehnen der heruntergekommenen Sitze krampfhaft fest. Der Flug selbst verlief dann ereignislos und auch die Landung schaffte das Flugzeug erstaunlicherweise gut.
Danach hatten wir aber alle erst einmal genug vom Fliegen und beschlossen, uns immer vorab nach dem Flugzeuttyp zu erkundigen, sollte jemals wieder einer von uns sich in die Lüfte erheben wollen…
Wem nun auch eine tolle Geschichte zum Fliegen eingefallen ist, kann sich bis zum 30. Juni sehr gerne noch beteiligen und an der Blogparade teilnehmen!