Flüchtlingsdramen vor Lampedusa - Ursachen und Auswege

Von Lyck


Vor der italienischen Insel Lampedusa ereigneten sich in letzter Zeit mindestens zwei Schiffsunglücke, bei denen mehrere Hundert Menschen ums Leben kamen. Zahlreiche Politiker forderten seitdem, Europa müsse mehr Einwanderer aufnehmen, um die gefährliche Massenflucht über das Mittelmeer zu verhindern. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz behauptete in einem Spiegel-Interview: Europa ist ein Einwanderungskontinent.
Grundsätzlich ist diese Haltung natürlich sehr zu begrüßen. Hilfsbereitschaft und Solidarität zählen zu den edelsten menschlichen Eigenschaften. Doch es stellt sich die Frage, ob diese Haltung in der gegenwärtigen Situation sinnvoll ist? Und hier lautet die Antwort eindeutig nein. Auch dazu ein Blick auf die Seite von Spiegel online. Laut einem Bericht des Roten Kreuzes können sich derzeit 43 Millionen Europäer kein Essen leisten. Auf unserem Kontinent herrscht - trotz aller Reichtümer - Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit. Daraus entsteht Frustration und Wut, davon wiederum profitieren politische und religiöse Extremisten. In Frankreich etwa ist der rechtsextreme Front National auf dem Vormarsch, Umfragen sehen die Partei konstant bei über 20 Prozent. Würde man die Grenzen für eine geregelte Einwanderung nach Europa öffnen, hieße das nächste französische Staatsoberhaupt vermutlich Marine Le Pen.
Können wir Europäer also gar nichts tun, um die Situation der Flüchtlinge zu verbessern? Doch, können wir. Zunächst einmal sollten wir die Probleme Afrikas lösen, die wir selbst verursacht haben.
1. Landwirtschaft. Die afrikanischen Märkte werden mit subventionierten Nahrungsmitteln aus Europa überschwemmt. Diese sind oft so billig, dass einheimische Bauern dagegen nicht konkurrieren können.
2. Fischerei. Die afrikanischen Küstengewässer werden von unseren Trawlern leergefischt. Um ein ein paar Tausend Arbeitsplätze in der europäischen Fischwirtschaft zu erhalten, nehmen wir Hunderttausenden Menschen in Afrika Einkommen und Perspektive.
3. Rohstoffe. Noch immer werden Öl, Erze, Holz usw. von europäischen Konzernen (BP, Shell, Total, Glencore usw.) ausgebeutet. Dabei herrscht keine Transparenz. Genaue Daten über Vertragsbedingungen, Mengen, Preise und Gewinne werden in der Regel nicht veröffentlicht. Nur ein kleiner Teil der Gewinne kommt der einheimischen Bevölkerung zugute.
4. Politik. Europa unterstützt immer dann afrikanische Gewaltherrscher, z.B. Gaddafi, Mubarak, Ben Ali, wenn es sich davon einen Vorteil verspricht - auch wenn das jeweilige Volk darunter leidet.
All diese Missstände sind seit vielen Jahren bekannt. Trotzdem ändert sich nichts daran. Wir müssen für Abhilfe sorgen. Jetzt. Nicht erst in zehn oder zwanzig Jahren.   
Daneben muss auch langfristig gedacht werden. Zu den größten Problemen Afrikas zählt zweifellos die Korruption. Auf der Rangliste von Transparency International nehmen die Staaten des Kontinents regelmäßig die letzten Plätze ein. Natürlich ist auch Armut eine Ursache von Korruption und Vetternwirtschaft, aber sie kann keine Entschuldigung sein. Die wahren Ursachen liegen tiefer. Gier ist in Afrika weit verbreitet. Gier ist übersteigerte Angst. Menschen fürchten sich vor Hunger, Armut und Tod, wofür es in Afrika zahllose anschauliche Beispiele gibt. Deshalb raffen manche Menschen so viel Reichtum zusammen, wie sie nur können.
Auch die Gier der europäischen Konzerne ist nicht gerade ein positives Beispiel für die jungen Afrikaner. Diese Geisteshaltung zu ändern, wird sehr schwierig sein. Es erfordert ein Umdenken auf beiden Seiten des Mittelmeeres. Wir müssen eine neue Zivilisation schaffen, die auf Bewusstheit und Ganzheitlichkeit basiert. Es bleibt noch sehr viel zu tun.
Was ich unter Bewusstheit und Ganzheitlichkeit verstehe, erfahren Sie in meinem Beitrag Die Philosophie der Unendlichkeit.