„Vanishing Point“
(Sub Pop)
Keine Ahnung, ob Mark Arm der richtige Mann für’s augenzwinkernde Understatement ist, jedenfalls hat der Sänger, Gitarrist und Säulenheilige der Grungeband Mudhoney kürzlich in einem Interview manch lustigen Satz zum Besten gegeben, unter anderem: “ It's never been our goal to record something with shitty sound." Was wirklich lustig ist, denn gerade mit dieser scheppernd lärmenden Unfertigkeit haben Mark Arm, Steve Turner und Dan Peters zusammen mit dem seit längerem ausgeschiedenen Matt Lukin das letzte originäre Rockgenre der Neuzeit und noch dazu den Sound der Stadt Seattle begründet, Mudhoney waren und sind Grunge, egal, ob danach noch Pearl Jam, Nirvana, Soundgarden oder Alice in Chains den Gattungsbegriff noch gewinnbringend vereinnahmen konnten. Im selben Gespräch äußerte sich Arm im Übrigen auf die Frage „Do you feel you should have/could have sold more records or are you happy with Mudhoney's cult status?” bezeichnend knapp und vielsagend: "No and yes."
“Vanishing Point” nun ist das neunte Studioalbum des Quartetts und man kann nicht behaupten, dass sich a) großartig etwas am Sound der Kapelle geändert hätte und b) Arm und Kollegen auf altersgemäße Weise nun etwas gesetzter zu Werke gingen, von vornehmer Höflichkeit ganz zu schweigen. Es bleibt auch bei dieser Platte beim vertrauten, überdrehten Kreischen der Gitarren, das sich zu Arms nörgeliger Reibeisenstimme mischt, noch immer kleben die Stooges gleichsam im Hintergrund an der Wand und noch immer schenkt die Band reichlich bissige Kommentare über Nervtöter und Dummschwätzer in die Runde. Dabei geht’s um Ansichtssachen („Embrace the positive, reject the negative, what to do with the neutral – not an easy problem to solve“/What To Do With The Neutral), unliebsame Neuspießer (“I hate you Chardonnay, get the fuck out of my backstage!”/Chardonnay), leidige Möchtegerns (I Don’t Remember You) oder – sogar erstaunlich eingängig und melodisch – um die pure Freude: “I sing this song of joy, for all the girls and boys, dancing on your grave” (Sing This Song of Joy).
Das alles ist weder Erbauungslyrik noch ehrwürdige Klangkunst, beides war aber auch noch nie als Ziel ausgegeben. Mudhoney geben seit jeher dem Affen Zucker, ohne auf den kommerziellen Erfolg zu schielen, auch das ein Grund, warum Arm noch immer bei Sub Pop vierzig Stunden die Woche am Verkaufstresen steht und seine Band nie die Lobeshymnen der Mitstreiter Vedder, Cobain, Grohl oder Cornell einfahren durfte (ein Schelm, wer daran denkt, wenn er den Song „The Only Son Of The Widow Nain“ hört – „fucking Lazarus got alle the fame…“). Gegen alle Unkenrufe – sie bleiben dabei, aufrecht und keineswegs schlecht, nicht jeder der vorher Genannten kann das heute von sich behaupten. http://www.subpop.com/artists/mudhoney
21.05. Düsseldorf, ZAKK
23.05. Bielefeld, Forum
25.05. Leipzig, Werk 2
26.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg
27.05. Hamburg, Fabrik
03.06. Frankfurt, Zoom