Flucht aus dem chinesischen Disneyland

Luang Prabang ist ein nettes beschauliches Städtchen am Mekong und gleichzeitig UNESCO-Weltkulturerbe. Jede Menge buddhistische Klöster, Tempel und französische Kolonialarchitektur werden hier geschickt vermarktet.

Ich komme mit dem Bus an. Wie immer in Laos liegt der Busbahnhof ausserhalb des Zentrums, was eine Tuktuk-Fahrt bedeutet, die meistens verhältnismässig teuer ist. Hier ist sie mit 20.000 Kip extrem teuer. Ich fahre mit einigen anderen Backpackern in die Stadt, lasse mich am Mekong-Ufer absetzen und beginne die Suche nach einem Guesthouse/Hotel. Normalerweise geht das in Südostasien immer ratzfatz, und man findet eine billige Unterkunft. Nicht so in Luang Prabang zu Zeiten des chinesischen Neujahrsfests. Überall lese oder höre ich nur “Room Full”. 2 Stunden lang laufe ich durch Strassen, nichts. Dann treffe ich ein deutsches Pärchen, die im Bus hinter mir sassen. Wir beschliessen, bei Agoda nach freien Zimmern zu suchen und einfach auf gut Glück zu buchen. Und unfassbarerweise gibt es gleich um die Ecke 2 freie Zimmer. Wir buchen online.

Luang Prabang – Flucht aus dem chinesischen Disneyland

Kaum im Guesthouse angekommen herrscht natürlich grosse Verwirrung, weil auch die kein Zimmer mehr haben. Sie haben vergessen, ihren Agoda-Account zu aktualisieren. Die Chefin im Hello Kitty-Nachthemd kümmert sich aber rührend, so dass sowohl die beiden anderen, als auch ich in anderen Guesthouses unterkommen. Ganz normales Laos-Chaos, aber immer mit positivem Ausgang.

Hungrig gehen wir los und treffen die Australier, die ich in Vang Vieng kennengelernt habe, essen ungesundes westliches Zeug und fahren danach noch zur lokalen Bowlingbahn, die als einzige noch nach der Sperrstunde um 23:30 Uhr offen hat. Da ist die Hölle los. Alle westlichen Ausländer sind da versammelt, trinken und bowlen, was das Zeug hält. Vielleicht sollte Laos doch mal über eine Lockerung seiner Ausgehregeln nachdenken. Ich denke, da wäre noch einiges an Geld drin….

Luang Prabang – Flucht aus dem chinesischen DisneylandLuang Prabang – Flucht aus dem chinesischen Disneyland

Am nächsten Morgen werde ich um 6:30 Uhr sanft durch lautes Gehämmer an der Tür meines Zimmers geweckt. Es ist der Rezeptionsangestellte des verpeilten Guesthouses, der mich mit seinem Moped abholen will, da sie jetzt ein freies Zimmer haben und ich mich da doch sicher drüber freue. Klar, ich bin ja nur leicht verkatert. Und zwei Rucksäcke hinten auf einem Moped sitzend balancieren geht inzwischen auch im Schlaf.

Der frühe Vogel fängt jedoch den Wurm, und so sehe ich die allmorgendliche Prozession der Mönche durch die Strassen. Jeden Morgen gegen sechs Uhr ziehen die Mönche los, um von den Einheimischen Essensgeschenke anzunehmen. Hierfür knien meist Frauen auf dem Boden und werfen den vorbeilaufenden Mönchen Reis, Gemüse, Süssigkeiten in ihre Essensbehälter. Eigentlich eine schöne und ergreifende Szenerie. Wenn da nicht die Massen (!!) an Touris wären, die sich den Mönchen fast schon in den Weg stellen, um absolut tollstes (?) Bildmaterial zu bekommen. Ich bin geschockt, da sitzen sogar Touris und werfen den Mönchen Essen in den Behälter. Später bekomme ich erklärt, dass die Einheimischen entdeckt haben, dass sie billigsten Reis teuer an Touris verkaufen können, die diesen dann den Mönchen geben. Das Ganze hat zwei gravierende Nachteile: Die Einheimischen sind so beschäftigt mit Verkaufen, dass sie den Mönchen nichts mehr geben können und die Mönche bekommen schlechten Reis. Ich schau mir das weiter noch gemütlich beim Kaffee etwas entfernt an und bekomme schon langsam das Gefühl, dass die Stadt und ich keine Freunde werden.

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Nach dem Frühstück checke ich in mein Zimmer ein. Schimmel, Dreck, abgerissene Vorhänge und Kloakengeruch. 18 Eur/Nacht. Für Laos extrem teuer. Aber was soll ich machen? Wieder losziehen und suchen? Nein, keine Lust. Ich schlucke die bittere Pille und gehe mit den beiden Deutschen los, die Stadt anschauen. Tempel, wo Du hinschaust! Chinesen, wo Du hinschaust und noch mehr da, wo Du gerade nicht hinschauen willst. Massen! Gut, vielleicht ist das chinesische Neujahr nicht gerade die beste Zeit zu reisen, aber es ist in Luang Prabang wohl meistens so. Ich komme mir von Stunde zu Stunde immer mehr vor wie in einem Disneyland für Chinesen. Da wird gerotzt und gerülpst. Überall hängen Verbotsschilder. Es ist teuer. Und ich beschliesse, noch am nächsten Morgen abzureisen. Ohne die Wasserfälle gesehen zu haben. Ohne Bootstour auf dem Mekong. Ohne das Gedränge zum Sonnenuntergang auf dem Bergtempel. Ich buche einen Bus nach Ponsavan, obwohl ich mir bewusst bin, dass ich die gestrige Tour durch die Berge somit ein zweites Mal machen muss. Egal, bloss weg aus Luang Prabang.

Luang Prabang – Flucht aus dem chinesischen Disneyland

Luang Prabang – Flucht aus dem chinesischen DisneylandWas bleibt ist die Frage, wieso sich ein Land (und hier besonders die Stadt Luang Prabang) den Chinesen so ranschmeisst wie eine thailändische Prostituierte an jeden Westler. Ich habe mich inzwischen mit mehreren Laoten unterhalten, die mir Geschichten erzählt haben, da wird einem schlecht. Die Chinesen führen sich hier schlimmer auf als die Franzosen bis 1953. Viele Guesthouses blocken Chinesen nur noch mit den Worten “Rooms Full” ab, obwohl sie alle Zimmer frei haben. Was machen die Chinesen? Sie bauen sich einfach eigene Hotels in Laos…schön ist es hier ja.

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About Pommesgibtsimmer

Fotograf aus Berlin. Versucht es ab 01/2013 mal mit dem Reisen, weil es in Berlin langsam zu kalt wird. Wenn Dich das interessiert, dann abonnier den Blog oder folge mir auf Facebook/Twitter.

Tags: Abreise, Agoda, Chinesen, Flucht, Guesthouse, laos, Luang Prabang, Weltreise 0 Comments/posted in Asien, Laos, Luang Prabang


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