Noch summen und brummen sie und fliegen an sonnigen Herbstagen von Blüte zu Blüte. Doch bald ist die herbstliche Blumenpracht vorbei und es wird ruhig im Bienenstock.
Schon vor Wochen versorgte Imker Peter Pfeifle seine Bienen mit gezuckertem Tee, Wintervorrat für die lange, blütenlose Ruhezeit. Viele seiner Bienen leben mitten in Stuttgart und sammeln in Vorgärten oder artenreichen Halbhöhen-Gärten ihre Pollen.
Bienen summten schon immer durch Peter Pfeifles Leben: der Vater war Imker und bereits als kleiner Bub bekam Peter Pfeifle sein erstes kleines Bienenvolk. Später gab es auch bienenlose Jahre, Peter Pfeifle war beschäftigt als Raumausstatter, eine Art Familientradition.
Eines Tages entdeckte er in der Heusteigstraße eine Bienentraube. Schnell holte er eine Kiste und fing die Schwärmenden ein. Seither verging kein Tag mehr ohne eigene Bienen und mittlerweile blickt Peter Pfeifle auf über 50 Jahren Bienen-Erfahrung zurück.
Etwa drei Jahre braucht ein Imker-Neuling, bis er die Grundregeln beherrscht, damit er seine Völker gesund halten kann. Imkervereine und Genossenschaften geben Tipps und Seminare, auch Peter Pfeifle hält hier und da mal einen Vortrag über seine Beobachtungen oder arbeitet für Studien mit der Uni Hohenheim zusammen. “Zwar beschäftige ich mich deutlich länger als drei Jahre mit Bienen, doch je mehr ich mit ihnen arbeit, um so weniger glaube ich zu wissen. Die Vorgänge in einem Volk sind derart komplex und immer aufs neue verblüffend”, so der Imker.
Im Moment sammeln 25 Völker Pfeifles Honig und sie stehen im Mittelpunkt seines Lebens. Jeden Tag besucht er die Stöcke, schaut nach dem rechten und ist über all ein gern gesehener Besucher.
Los geht seine Tour heute direkt am Haus in der Altenberger Straße: auf dem steil ansteigenden Gartengrundstück stehen verteilt zehn Bienenstöcke. Durch die Blätter der Obstbäume haben die Bienen einen herrlichen Panoramablick auf den Süden Stuttgarts.
Auf einem Gartengrundstück in Sonnenberg begrüßen ihn – wie bei jedem Besuch – zwei schwarze Katzen. Sie wissen: es dauert nicht mehr lange, dann öffnet der Imker eine Dose Futter. “Vor 50 Jahren warteten oft meine Bienen am Gartentor und flogen neben mir her zum Stock”, erinnert sich Peter Pfeifle. Heute ginge das nicht mehr, aus Sicherheitsgründen wegen den Nachbarn. Mit ein paar Tricks “züchtet” Peter Pfeifle besonders sanfte und produktive Bienen, zum Beispiel, in dem er der Königin eines aggressiven Volkes Eier braverer Artgenossen in die Waben legt.
Während die Miezen genüsslich mampfen, zündet Peter Pfeifle seine Imkerpfeife an und pafft in den Bienenstock – mit seinem langen weißen Bart, der Latzhose und dem Strohhut, schaut er aus wie der Archetypus eines Imkers.
Der Rauch duftet aromatisch nach einer selbst gesammelten Kräutermischung, er beruhigt die Bienen. Dann zieht er die Waben heraus und kontrolliert den Zustand im Inneren des Stocks.
Nächste Station sind die Bienenstöcke in Vaihingen. Auch der Wirt in der Vereinsgastätte nebenan freut sich immer über einen Besuch des Imkers. Die Stöcke hinter der Hecke vor seiner Tür hat er allerdings noch nie von nahem angeschaut.
Im Spätsommer ist es Peter Pfeifel wichtig, dass die Völker gesund und gut versorgt sind, deshalb fährt er heute auch nochmal zu seinen Schwarzwald-Bienen, schaut, ob alles normal verläuft.
An sonnenverwöhnten Plätzchen summen die gestreiften Pelzträger herum und warten auf ihren Zuckertee. An einem Standort gluckst und gluckert die Nagold vorbei und zaubert märchenhafte Lichtreflexe ins Gebüsch am Ufer.
Am Standort beim Sägewerk duftet es nach Fichtenholz. Aus dem Rückweg kehrt Peter Pfeifle noch in der Gaststätte eines alten Bekannten ein, hört neue Geschichten aus dem Nagoldtal und warum der geplante Naturpark von vielen Schwarzwäldern abgelehnt wird.
Im großen Ganzen ist Imker Pfeifle mit seinen Bienen zufrieden: die lästige Varoa-Milbe, vor der heutzutage kein Stock mehr sicher ist, hält er mit Ameisensäure in Schach, der Zuckertee wird gut verwertet. Immerhin müssen die jetzt schlüpfenden Winterbienen damit bis zum nächsten Frühjahr durchhalten. Aus eigener Kraft könnte das Volk in der kalten Jahreszeit ohne Blumen und Blüten nicht überleben. Nur in einem Stock herrscht auffallende Aufregung, da wird er die nächsten Tage nochmal genauer rein schauen.
Vom Ei bis zum Schlüpfen vergehen 21 Tage. Kurze Zeit später legt die Biene los und sammelt drei bis sechs Wochen, genauer: 70 000 Flugkilometer, dann stirbt sie.
Bis es wieder Honig gibt, hat auch Peter Pfeifle ein paar ruhigere Tage. Bei aller Arbeit ist er froh, über seine Bienen: “Wer weiß was, ich ohne sie machen würde, womöglich ständig in der Wirtschaft hocken? So bin ich immer an der frischen Luft und meine Bienen wirken manchmal wie ein Beruhigungsmittel: habe ich einen schlechten Tag oder Sorgen, schaue ich einige Zeit den Bienen zu. Dann geht es mir merklich besser. Außerdem: die Arbeit an den Völkern macht eh nur die Hälfte aus. Die andere Hälfte brauche ich für den Verkauf.”
Rund ein Zentner Honig sammeln seine Immen übers Jahr, den verarbeitet er in seiner Werkstatt in der Heusteigstraße und die Nachfrage nach Pfeifles Honig ist groß. Auf dem Wochenmarkt am Wilhelmsplatz, auf der Kulinart oder bei der Dekumo sind die Gläser mit dem schicken Logo zu kaufen. Vor allem Pfeifles Stäffeleshonig ist sehr beliebt.