„Florence and the Machine“ in Berlin

Die Mutter von Florence Welch, charismatische Sängerin und Leaderin der britischen Kultband Florence and the Machine, die am kommenden 24. März ein Konzert in der Columbia Halle in Berlin geben (http://www.c-halle.com/events/date/2012-03-24/Florence%20+%20The%20Machine), ist Geschichts- und Kunstprofessorin an der Universität von London. Man erzählt sich, dass diese ruhige Person, die man außerhalb des Hörsaales gerne einmal übersieht, jedes Mal wenn Sie ein Pult betritt, eine wundersame Verwandlung durchlebt, die sie zu einem faszinierenden Wesen macht, das alle Zuhörer in seinen Bann zieht und sie mit den Verführungskünsten ihrer Worte regelrecht einlullt.

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Etwas Ähnliches scheint auch mit Florence Welch zu geschehen, einer eher schüchternen, sanften, nachdenklichen und stillen Person gegenüber Journalisten, die jedoch eine übersprudelnde Präsenz ausstrahlt, sobald sie die Bühne betritt, auf der sie einen Zustand annimmt, der einer Besessenheit oder Trance ähnelt und unglaubliche körperliche Kunststücke vollführt (so baumelte sie zum Beispiel beim letzten Reading Festival an ihrer Unterwäsche hängend von einem Gerüst), die sogar einige der extravaganten Aktionen der Cramps aus deren besten Zeiten in den Schatten stellen.

Vielleicht ist es diese magnetisierende, unbändige und überaus ansteckende Energie, welche Florence in ein so außergewöhnliches Phänomen verwandelt. Und vielleicht ist sie auch der Grund dafür, dass sich sowohl die Imageverantwortlichen von David Cameron wie auch jene von Ed Miliband, ihresgleichen Parteiführer der britischen Konservativen, respektive Labour-Partei, bei den jüngsten nationalen Kongressen der beiden Parteilager für Florence and the Machine als Einzugsmusik für den Weg auf die Rednertribünen entschieden haben.

Oder aber, wobei sich beide Hypothesen nicht völlig ausschließen, es liegt an ihrem Glauben an die Talisman-Kraft ihrer Musik, diesem Stil, den Florence selbst als „eigenen Gothic Pop großer Dimensionen“ bezeichnet, der sich so gut mit der gepflegten Ästhetik vereint, die gleichermaßen an die Welt des Präraffaelismus und der Theosophie erinnert, in Anlehnung an jene Strömung, die wohl angesichts des Horrors der sich andeutenden Zukunft, die wenig hoffnungsvoll sondern eher erschreckend scheint, mit Nostalgie zurück auf die Viktorianische Welt schaut. Auf eine Epoche, in der auch die Technologie und Wissenschaft noch Synonym für Fortschritt, Vertrauen und Versprechen waren und in die es sich auf die eine oder andere Weise zurückzukehren lohnen würde, als Reaktion auf die unvermeidliche Sinnesverwirrung, die durch den totalen Wandel der Paradigmen verursacht wird und durch den die zwischenmenschlichen Beziehungen auf ganz neue und beunruhigende Weise festgelegt werden. Diese Rückkehr könnte, um es mit den Worten von Marshall Mcluhan auszudrücken, wie der Phantomschmerz sein (den man an der Stelle empfindet, wo einem ein Körperteil amputiert wurde), den die Besetzer neuer technologischer Gebiete verspüren.

Eine Epoche, in der es zusammen mit der positivistischen Wissenschaft und dem logisch-nachvollziehenden Geist auch Raum für Spiritualität gab, wie Conan Doyle verdeutlicht, Erfinder der Figur Sherlock Holmes und polemischer Verteidiger der spiritistischen Praktiken und Fotographien von Feen.


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