“Fließmodell”: In Pension – wann jeder will

Den Zeitpunkt des Pensionsantrittes sollte jeder Arbeitnehmer selbst wählen können, meint IV-Boss Kapsch. Ganz unproblematisch ist die Idee nicht.

Georg Kapsch, erfolgreicher Unternehmer und neuer Präsident der Industriellenvereinigung (IV), hat zur Finanzierbarkeit des Sozialstaates und vor allem der Pensionen seine eigenen Vorstellungen mitgebracht.

Kapsch tritt für ein “Fließmodell” ein, bei dem jeder Arbeitnehmer in Hinkunft den Zeitpunkt seines Pensionsantrittes selbst wählen könnte. Die jeweilige Pensionshöhe würde dabei ausschließlich auf Basis der Beitragsjahre versicherungsmathematisch ermittelt. Das bisherige Bonus-Malus-System wäre hinfällig.

Basis dieser Überlegungen ist die Annahme der Industrie, dass jeder gesunde Arbeitnehmer zu motivieren sein müsste, länger zu arbeiten. Kapsch wettert gegen jene, die schon vom ersten Tag des Berufslebens an nur die spätere Pension im Auge hätten. “Stellen Sie sich vor, Sie wüssten schon bei der Geburt, wann sie sterben.”

Wie überhaupt rigoroser vorgegangen werden müsste: Die Altersteilzeit würde Kapsch am liebsten sofort abschaffen. Und sei die Politik nicht von seinem “Fließmodell” zu überzeugen, müsste auch Österreich den deutschen Weg einschlagen, und eben das gesetzliche Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre anheben. Sowie das niedrigere Antrittsalter von Frauen rascher als bisher geplant an jenes der Männer heran führen.

Kapsch sagt über sein Vorbild Deutschland: “Wir erwarten uns ähnliche strukturelle Maßnahmen endlich auch in Österreich, wir müssen alle Schlupflöcher in die Frühpension schließen.”

(Kurier, 28.8.2012)

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