Fliegen ist Glücksache

Fliegen ist GlücksacheDer Rückflug sollte entspannt sein. Warum sollte es denn auch erschwerend sein, wenn das Scalamobil nicht mehr mitkommen würde. Ich hatte mir rausgesucht, wann der Zug fährt, damit ich auch pünktlich am Flughafen bin, auch eine Weile vorher, so wie die sich das wünschen. Alles kein Problem. Und schließlich wenn ich sie in Zukunft um 5:05 Uhr nehme und eine Viertelstunde fahre bin ich pünktlich um 7:15 Uhr abflugbereit. Vor der Zugfahrt ist alles chillig, es funktioniert alles und es ist alles entspannt. Auch die Zugfahrt ist sehr schön. Wir kommen am Flughafen an, gehen zum Schalter, sehen „Dortmund“, alles wie immer halt. Ich hole mein Handy raus, rufe schon mal die Tickets auf und dann fällt mir auf, auf den Tickets steht was von 6:15 Uhr. Es ist jetzt gerade 5:40 Uhr. Ich bin so fest davon überzeugt gewesen, dass ich erst um 7:15 Uhr fliege, dass ich zwei, drei Mal mehr auf mein Handy gucke. Scheiße! Informiere meine Mitreisenden und jetzt ist Handlungsbedarf. Ich werde leicht panisch und bitte die Leute vor mir mich doch vorzulassen, weil mein Flug gleich geht.

Ich stottere mir da einen zurecht in polnisch. Die gucken mich nur blöd an, ich weiß gar nicht ob sie mich verstehen, aber Hauptsache ist, sie gehen zur Seite und wir können zum Schalter. Und dann erkläre ich meine Situation. Egal in welchem Bereich von Dienstleistungen man arbeitet, die Menschen die einem ihre Situation erklären wollen, sind sicher die Liebsten. Und der Typ fackelt nicht lange und sagt mir, ich könnte nicht fliegen, das Boarding sei schon zu Ende und ich sei zu spät. Er ruft irgendwo an, währenddessen ich mir überlege, wie ich da wegkomme. Was wäre wohl die günstigste Methode? Auch finanziell betrachtet, aber das ist erst Mal zweitrangig. Oh mein Gott, oh mein Gott. Ich weiß nicht wieso, aber wir stehen da immer noch. Und plötzlich sagt er, wir sollten den Koffer auf das Band stellen. Da atme ich zum ersten Mal auf, er würde das doch nicht sagen, wenn wir nicht fliegen könnten, oder? Dann muss nur noch der Mobilitätsservice kommen. In Dortmund dauert das immer so lange, hier sollte es schnell gehen. Und kaum sind wir fertig, ist er schon da. Nichts mit umsetzen, direkt zur Sicherheitskontrolle. Es wird kurz überlegt, welcher Weg der Kürzeste ist. Aber das lohnt sich nicht, denn es ist sowieso niemand mehr da. Alle die fliegen wollten, sitzen bereits im Flugzeug, und warten.. Das war glaube ich die schnellste Sicherheitskontrolle die ich je hatte und ungewöhnlicherweise kann ich nicht behaupten, dass sie was ausgelassen haben. Es war streng wie immer. Und weiter geht’s, ein,al mit dem Aufzug rauf, in die Abflughalle, ganz nach hinten durch. Es ist immer „ganz nach hinten durch“, wenn man es eilig hat und es schnell gehen muss. Ich glaube es kommt sogar öfter vor als die Sache mit dem Marmeladenbrot.

Während ich da im Eilestempo geschoben werde, versuche ich Assistentin und Sohn im Auge zu behalten, damit wir uns nicht noch auf dem Weg verlieren. Und zwischendurch höre ich am Walky Talky „Wo seid ihr?“, „Wo müssen wir hin?“. „Aber es ist zu spät“ „Ist sie schon eingecheckt?“ „Ich weiß gar nicht, ob sie dann noch mitfliegen kann“ „Ich weiß gar nicht, ob ihr das noch schafft“ Ist schon blöd wenn man polnisch versteht. Gott sei Dank, gilt das nicht für alle um mich herum. Ich hätte keine Zeit gerade das Kind oder die Assistentin zu beruhigen. Und dann fragt man sich natürlich, ob es wirklich so sein kann, dass die einem den Koffer mitnehmen, und selber darf man nicht mitfliegen. So habe ich versucht mich zu beruhigen. Und es gibt doch dauernd Aussagen „BlaBlaBla soll jetzt kommen, weil der Abflug jetzt stattfindet“ „Letzter Aufruf“ und so weiter. Da können die doch jetzt auch auf mich warten oder? Die Mitarbeiter der Wizzair kommen einem schon entgegen mit ihrem Scanner. Und dann werde ich in dieses komische Auto verfrachtet, dessen Bezeichnung ich nicht kenne, das hochfahren kann, sodass man ohne getragen zu werden direkt hoch ins Flugzeug kann. Wenn man googelt würde man bestimmt auch den Begriff Hubwagen finden. Tja, und da ist der Danziger Flughafen besser ausgestattet als der Dortmunder. Dadurch, dass das Teil flexibel ist, mit Rädern und so, kann das individuell ans Flugzeug herangefahren werden, spricht, die haben nachgesehen, wo ich sitze und sind direkt an den hinteren Teil des Flugzeuges gefahren, um mich in die exklusive letzte Reihe zu setzen. Nachteil hier: man kann jetzt nicht jedermann hier im Flugzeug, so wie auf dem Hinflug „Hallo“ sagen. Vorteil: es tut weniger weh und geht viel schneller. Als ich dann endgültig auf meinen Sitzplatz war, konnte ich auch schon drüber lachen. Und siehe da, wir konnten uns sogar darüber lustig machen, dass wir eigentlich noch 5 Minuten Zeit zum Abflug hatten. Hätte man sich gar nicht so beeilen müssen. Vielleicht sollte ich das regelmäßig so machen. Denn zwei Stunden vorher in Dortmund gewesen zu sein, hat mir auch nicht geholfen. Wir sind eine halbe Stunde später abgeflogen. Und da haben sie auch nur auf mich gewartet.

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