Die Geduld und ich passen ungefähr so gut zusammen wie Côte de Bœuf und Vegetarier oder Sterne-Restaurants und Tiefkühlpizza – nämlich gar nicht! Für mich ist die Geduld keine Kardinaltugend und gilt an sich als deutlich überbewertet.
Wir hatten es schon immer schwer miteinander (adé Blockflötenvirtuosin oder Orchesterklarinette) und auch bis zum heutigen Tag nähern wir uns nur behutsam an und bleiben in der Regel eher auf Abstand – “das ist mein Tanzbereich, das ist dein Tanzbereich” – sozusagen. Aber ja, als getreue Sympathisantin des Wertequadrats (was wirklich lohnt, sich damit zu beschäftigen), sehe ich bei mir Entwicklungsbedarf und durchaus Potential für Veränderung. Wenn des Guten zu viel ist, ist es eben auch nicht gut. Deshalb zeigt der Pfeil bei mir eindeutig in Richtung der Geduld.
Und damit kommen wir zum Fliederblütensirup. Mich ritt der Teufel und in einer Stimmung positiven Hochgefühls, beschloss ich die Fliederbüsche zu beernten und mich auf diese Weise in der Kunst der Kontemplation und inneren Einkehr zu üben.
Ich hatte deutlich schon zu viel Sonne an dem Tag – die Wildkräuter wollten gepflegt werden – und wusste nicht, was mir blühte. Doch einmal in den Kopf gesetzt, wollte ich von meinem großspurig angekündigten: “ich mache diese Schüssel voll und dann gibt es Fliederblütensirup für den nächsten Crémant”, auch nicht abrücken.
So verbrachte ich in stiller Eintracht und dem ein oder anderen leisen Fluch über die in sich zusammen fallenden Blüten, 5 Stunden, um die Schüssel zu füllen. Kleine Notiz am Rande – nicht ganz allein, eine Flasche fruchtiger Rosé hat mir selbstlos Gesellschaft geleistet…
Zugegeben – ich war stolz auf meine Leibesübung und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die besondere Schwierigkeit beim Abzupfen der einzelnen Blüten besteht darin, dass sie kein Grün mehr dran haben dürfen. Somit muss man ganz vorsichtig die zarten, sehr anfälligen Blütchen, abzupfen. Der Geruch ist betörend – das hat wahrscheinlich zu meiner außerordentlich entspannten Atmosphäre beigetragen.
Nun ist die Fliederblüte schon fast wieder vorbei. Die gute Nachricht – das Rezept funktioniert auch mit Lindenblüten. Überhaupt sind allerlei Wildblüten hervorragend für Sirup geeignet. Natürlich schmeckt der Sirup auch in einem kalten Sprudel ganz gut oder als Topping für ein Vanille-Eis.
Fliederblütensirup
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Zutaten
- 12 Dolden Flieder
- 2kg Zucker
- 1 Zitrone (unbehandelt)
- 1,5l Wasser
Zubereitung
Die Blüten einzeln von den Dolden zupfen und in einer großen Schüssel sammeln. Dabei sehr vorsichtig sein, dass die Blüten nicht kaputt gehen. Es darf kein Grünes mehr anhaften, das verdirbt den Sirup.
In einem Topf das Wasser mit dem Zucker zum Kochen bringen und für 15 Minuten köcheln lassen. Dann vom Ofen nehmen und abkühlen lassen.
Die Zitrone in Scheiben schneiden.
Das leicht eingekochte Zuckerwasser nun über die Blüten gießen. Die Zitronenscheiben dazu geben. Die Schüssel abdecken.
An einem kühlen Ort für 4 Tage ruhen lassen. Dann durch ein Sieb gießen und den Sirup auffangen. In einer gut gespülten Flasche ist er im Kühlschrank für bis zu 4 Wochen haltbar.