Fleischwurfsendung

Sofern man seinen Briefkasten nicht mit einem der zahlreichen ‘Keine Werbung’ Schildchen zugepflastert hat, erhält man jede Menge Prospekte, die an der Klingelanlage immer so freundlich mit Briefwurfsendung angekündigt werden. Als wenn das einen Unterschied machen würde, oder fällt heute noch jemand auf so einen Spruch rein und glaubt, dass es sich tatsächlich um einen personalisierten Werbebrief handeln könnte?! Wühlt man sich dann doch durch die Seiten, braucht man sich eigentlich nicht zu wundern, warum der Verbrauch an tierischen Lebensmitteln in Deutschland immer noch so hoch ist oder sogar steigt. Man möchte meinen, dass nichts anderes günstig angeboten werden kann. Aber doch, es geht schon, dabei handelt es sich eben nur nicht um Gemüse oder Obst! Deutschland ist vermutlich eins der besten Beispiele, in denen die Gruppe der Vegetarier oder Veganer am schlechtesten angesprochen und deren bevorzugte Lebensmittel am schlechtesten beworben werden. 

Leider wohne ich zu weit von szenigen Kiezen entfernt, in denen es Reformhäuser so groß wie Kaufhäuser oder vegane Supermärkte gibt, die eine Wurfsendung in meinem Briefkasten platzieren würden, also erhalte ich nur die üblichen Blätter. Man kann sich die Werbung eines X-beliebigen Supermarktes anschauen – hat man Glück sind die Seiten der kleineren Discounter noch besser in Sachen Obst & Gemüse bedruckt, als die ganz großen, die eine Fülle an solchen Produkten schon im Eingangsbereich führen. Von manchen Märkten gibt es ganze Zeitungen, die dem Kunden suggerieren, dass es für jeden etwas gibt und dass sie am Kunden interessiert sind.

Es wird ein Horoskop abgedruckt, die Witzeseite erfreut sich vieler Einsendungen und sogar einen kleinen Artikel kann man finden, in dem ein Rezept oder ein Thema, das rund um Gesundheit kreist, vorgestellt wird. Dort, schätzungsweise auf Seite 28, wird auch das ein oder andere kleine Bild einer Nussmischung mit Zucker angereichert, ein Glas Kirschen oder auch dunkle Schokolade abgedruckt, weil es gerade zum gesunden Thema passt. Läuft es richtig gut, gibt es auf der Rückseite des sogenannten Magazins Kartoffeln im Angebot, oder auch mal Bananen und einen Blumenkohl zu sehen, vielleicht sogar auf Seite 6 ein Bild eines Beutels Orangen. Warum das aber in den Gartenbereich gerutscht ist, in dem Liegestühle und Balkonkästen mit angepriesen werden sollen, erklärt sich den Laien nicht wirklich. Alles scheint wichtig zu sein, sich besser zu verkaufen, eine größere Gewinnspanne zu haben, als gesundes Essen. Allem voran das Fleisch auf Seite 1! Es wird selten im hinteren Bereich abgedruckt, selten muss der Kunde weiter als bis zur Seite 3 blättern.

Seite 2 gern voll mit Wurstwaren und wirklichen Highlights wie einem ganzen Wurstkoffer, der sich ideal als Geschenk eignet. Jeder braucht schließlich Wurst! Um den Anschein zu erwecken, als sei der Rest, der verwurstet wird, gesund, wird das graue Etwas in himmelblauen Verpackungen mit roten Schriftzügen und Gesundsprüchen wie ‘light’, ‘pur’ oder ‘fettarm’ versehen.

Fleischwurfsendung

Eine Doppelseite an Fisch, gefolgt von Käsespezialitäten, dann Backwaren, Süßigkeiten und einer Vielzahl an Getränken. Aber nicht etwa Wasser, nein die Nation sehnt sich scheinbar nach zucker- und alkoholhaltigen Getränken, nach künstlichen Säften und ganz feinen Smoothies, die jeden Diabetiker umgehend ohnmächtig werden lassen würden.

Aber auch bei den Discountern geht es nur darum für einen winzigen Geldbeutel XXL Dosensuppen, Waschpulver, Krankenschwesterkittel, Bauzubehör, Blumen und PCs zu verkaufen, als gesundes Essen.

Geht man mal davon aus, dass Deutschland immer noch zu den Nationen gehört, in denen es die meisten Übergewichtigen gibt, ist vermutlich das ganze Gesundfood nicht das, was von alleine ohne jegliche Werbung an den Konsumenten gebracht wird. Nicht nur vermutlich, sondern sehr wahrscheinlich bestimmt die Nachfrage einfach den Einkauf der Supermärkte und da liegt eben alles vor gesundem Essen.

Wie immer die Frage von dem Huhn und dem Ei – würden Supermärkte mehr Obst & Gemüse bewerben, würden sie dann auch mehr verkaufen bzw. würde die Nachfrage an tierischen Lebensmitteln sinken? Wird tatsächlich nur so viel totes Tier und tierische Produkte angeboten, weil die Verbraucher es so sehr brauchen? Oder kaufen Verbraucher es so gern, weil es so günstig angepriesen wird?

*Bild: Titanic Magazin

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